Nur ein Ersatzübergang macht für Betroffene Sinn
Unternehmen bereiten sich auf Sperrung der Rheinbrücke bei Gambsheimvor

Engagiert diskutierten die Teilnehmer die Möglichkeit einer Behelfsbrücke. | Foto: gro
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Rheinau (gro). Was kann ich tun, um gut über die dreimonatige Sperrung der Brücke zwischen Gambsheim und Rheinau zu kommen? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer ersten Informationsveranstaltung der Industrie- und Handelskammer Südlicher Oberrhein (IHK) für Mitgliedsbetriebe in Achern und Rheinau am Montag. "Es geht darum, die existenzbedrohende Situation für unsere Unternehmen abzufedern", erklärte der Rheinauer Bürgermeister Michael Welsche. Deshalb nutze man jede Chance, die Sorgen und Nöte an die französische Seite weiterzugeben.
"Unsere Einflussmöglichkeiten sind begrenzt", so Andreas Truttenbach, Vizepräsident der IHK und gleichzeitig als Geschäftsführer der RMA Rheinau von der Sperrung betroffen. "Das Problem ist, dass der Bauherr Frankreich ist." Der derzeitige Stand ist: Das Projekt wurde in das Jahr 2018 verschoben. Während einer dreimonatigen Vollsperrung im Juni, Juli und August sollen die Brückenoberteile ausgetauscht werden, die Zufahrten sowie die Deckschicht auf einer Brücke über die Ill saniert werden. "Ein Vorteil für uns ist, dass das Departement die Bauherrschaft übernommen hat", so Truttenbach. Denn so gebe es nur einen Ansprechpartner und die Bauzeit sei erheblich verkürzt worden. Er machte auch deutlich, dass von der französischen Seite eine Ersatzbrücke für Fahrzeuge abgelehnt werde. Die gesamte Bauzeit beträgt sieben Monate. Bereits Ende 2017 beginnen die Arbeiten an der Fuß- und Radwegbrücke auf deutscher Seite. Auch hier wird es zu Sperrungen kommen, allerdings nur vereinzelt und während der Nacht.
Es gibt zwei Problembereiche für die betroffenen Unternehmen: Zum einen müssen französische Beschäftigte während der Sperrung weite Umwege auf dem Weg zur Arbeit in Kauf nehmen. Auf der anderen Seite befürchten die Einzelhändler dramatische Umsatzeinbußen, wenn die französischen Kunden ausbleiben. Die Agentur für Arbeit stellte im Rahmen der Informationsveranstaltung deshalb die Möglichkeiten des konjunkturellen Kurzarbeitergeldes, aber auch der beruflichen Weiterbildung vor.
Die wichtigste Frage für die Anwesenden war, ob man nicht doch eine Behelfsbrücke, die auch Fahrzeuge nutzen können, bauen könne. Man werde sich dafür einsetzen, versprach Truttenbach, machte aber auch deutlich, dass der Vorschlag auf wenig Gegenliebe in Frankreich stößt. Auch die Frage wo denn mögliche Pendlerparkplätze sein könnten, wenn diese für die provisorische Fußgängerbrücke eingerichtet werden, wurde gestellt. Kritisch hinterfragt wurde ebenfalls, ob diese bei einer Höhe von neun Metern überhaupt angenommen werde?
"Meine elsässischen Mitarbeiter diskutieren verschiedene Möglichkeiten", so Werner Klotter, Klotter Elektrotechnik Freistett, auf Anfrage. In Frage käme etwa Übernachtungsmöglichkeiten zu schaffen, so dass die Anfahrt wegfalle.
"Wir sind zweifach betroffen", erklärt Rudolf Seifert, Möbel Seifert in Achern. "Wir haben Beschäftigte aus dem Elsass, aber auch sehr viele Kunden." Sowohl er als auch die anderen Einzelhändler in Achern sehen die Gefahr, dass die elsässischen Kunden langfristig abwandern: "Wir müssen attraktive Aktionen bieten." Für Helmut Hauser, Inhaber des ehemaligen Zollhofs auf der Rheinauer Seite, stellt die dreimonatige Sperrung eine Katastrophe dar. Er rechnet in dieser Zeit mit einem Umsatzeinbruch von nahezu 100 Prozent. Ähnlich sieht es Manfred Hetz, Inhaber des Getränkemarktes beim Fachmarktzentrum. 90 Prozent weniger Umsatz, schätze er, für diese Zeit. Hinzu käme, dass auch die von ihm belieferten Gastronomen mit weniger Kunden während der Sperrung rechneten.

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