Einsatzleitung geht von langer Suche aus
"Polizisten haben alles richtig gemacht"

Unter 0781/213333 wurde ein Hinweistelefon eingerichtet. | Foto: Foto: mak
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Oppenau (mak). "Das wird vermutlich eine lange Suche werden", erklärte Reinhard Renter, Präsident des Polizeipräsidiums Offenburg bei einer gemeinsamen Pressekonferenz von Polizei, Staatsanwaltschaft und der Stadt Oppenau am gestrigen Dienstag. "Aber wir haben einen langen Atem und sind personell und technisch gut aufgestellt", so Renter weiter.
Gesucht wird immer noch der 31-jährige Yves Rausch, der am vergangenen Sonntagmorgen vier Polizeibeamte bei einer Kontrolle entwaffnete und seitdem flüchtig ist. Dr. Herwig Schäfer, leitender Oberstaatsanwalt der Staatsanwaltschaft Offenburg, bestätigte, dass Rausch mit einem europäischen Haftbefehl wegen besonders schwerer räuberischer Erpressung gesucht werde. Dies sehe ein Strafmaß von fünf bis fünfzehn Jahren vor.

Lebensbedrohliche Situation

Wie der Flüchtige an die Waffen der Polizisten gekommen ist, beschrieb Schäfer sehr detailliert. Rausch habe beim Eintreffen der Beamten hinter einem Tisch gesessen. "Es war eine absolut entspannte Atmosphäre. Er hat allen Forderungen Folge geleistet und die Polizisten haben die sichergestellten Pfeile, Bogen und Munition nach draußen vor die Hütte getragen", so Schäfer. Eine Durchsuchung durch einen der Polizisten habe Rausch dann allerdings abgelehnt und daraufhin eine Waffe gezogen. "Er forderte die Polizisten der Reihe nach auf, ihre Waffen abzulegen und die Hütte zu verlassen", so Schäfer. Bei dieser Aktion sei Rausch sehr ruhig gewesen. Der Abstand zwischen Pistole und Polizisten habe nur ein bis 1,5 Meter betragen. "Er war sich offenbar seiner Überlegenheit mit der Pistole sehr wohl bewusst", so der Oberstaatsanwalt. Wie bedrohlich die Situation für die Polizisten war, verdeutlichte er mit einem Zitat einer der Beamten: "'Die Situation war sehr bedrohlich. Ich musste damit rechnen, in dieser Hütte sterben zu können'". "Die Polizisten haben alles richtig gemacht. Deshalb gab es keine Verletzten", stellte sich Renter hinter seine Kollegen. Er zeigte sich sehr verärgert über die Häme gegenüber den Polizisten. "Niemand kann sich in eine solche Situation hineindenken." Warum Yves Rausch die Situation derart eskalieren ließ, könne er sich nicht erklären, so Renter.

Als höflich wahrgenommen

Auch der Oppenauer Unternehmer Hans Kimmig, der Rausch persönlich kennt, sei überrascht gewesen, dass er so extrem reagierte. "So hätte ich ihn nicht eingeschätzt", sagte er gegenüber dem Stadtanzeiger. Er sei zwar ein Einzelgänger und aufgrund seiner Kleidung schon eine spezielle Figur gewesen, aber "ich habe ihn als höflichen Menschen wahrgenommen, der stets gegrüßt hat", so Kimmig, auch wenn natürlich bekannt gewesen sei, dass er bereits mit dem Gesetz in Konflikt geraten sei.

Vorbestraft

Im Alter von 20 Jahren ist er wegen schwerer Körperverletzung zu drei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt worden. Er habe eine damalige Bekannte mit einer Armbrust schwer verletzt, so Schäfer. Das letzte Mal sei er wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz 2019 verurteilt worden.
Seit Ende des vergangen Jahres sei er wohnsitzlos gewesen und habe viel Zeit im Wald verbracht, wo er sich sehr gut auskenne, was die Suche nach ihm zusätzlich erschwere, so Renter. "Weil er sich dort sicher fühlt und sich auskennt, gehen wir davon aus, dass er sich noch im Bereich Oppenau aufhält", so Renter. Die Topographie mit 300 Höhenmetern und einer Größe von 8,5 Hektar stelle ein besondere Herausforderung dar. Bisher seien 1.500 Polizisten im Einsatz gewesen. Alle Maßnahmen würden in unterschiedlichen Phasen weiter durchgeführt, so Renter.
"Die Stadt befindet sich in einer absoluten Ausnahmesituation", so Bürgermeister Uwe Gaiser zu unserer Zeitung.

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