Immaterielles Erbe Friedhofskultur
Nicht nur ein Ort der Trauer
Offenburg (gro). Die Aufnahme der deutschen Friedhofskultur in das "Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes" auf Anraten der deutschen UNESCO-Kommission war am 20. März und ist nahezu unbemerkt geblieben. "Das war der Tag des Lockdowns", erinnerte der Offenburger Bürgermeister Oliver Martini im Rahmen einer Pressekonferenz zur bundesweiten Aktion "Friedhöfe auszeichnen" auf dem Weingartenfriedhof. Rund 120 Städte in ganz Deutschland wollen damit auf diese Auszeichnung aufmerksam machen.
"Unsere Friedhöfe sind nicht nur Orte der Toten, sondern auch der Lebenden", machte Martini deutlich. Es gehe darum, die in Deutschland herrschende Friedhofskultur bewusst zu machen. "Die Besucher kommen nicht nur, um zu trauern und die Gräber ihrer Angehörigen zu gestalten, manche nehmen hier eine Auszeit, andere sind hier, um ihre Arbeit zu tun."
Die Friedhofskultur gehöre wie selbstverständlich zum Land. "Wir vergessen, welchen Wert sie für unsere Gesellschaft hat", so Martini. Sie biete Halt in der Trauer, da die Rituale über den Verlust hinweghelfen würden.
Friedhöfe seien ein Ort des Erinnerns, aber auch Orte der Besinnung. "Sie sind ein Philosophieforum, da man sich hier Lebensfragen stellt", betonte Martini. Er machte ebenso darauf aufmerksam, dass Friedhöfe ein Skulpturenpark seien und innerhalb des Stadtgebiets dort aktiver Natur- und Artenschutz betrieben werde. "Sie bilden einen sozialen Begegnungsort und sie sind ein lebendiges Geschichtsbuch der Städte", fasste Oliver Martini die Argumentation für die Aufnahme in die Liste zusammen. "Das alles ist auch auf den Offenburger Friedhöfen zu erleben, deshalb werden wir, stellvertretend für alle, zwei Schilder – eines am Weingartenfriedhof und eines am Waldbachfriedhof – anbringen." Für ihn seien die Schilder auch eine Auszeichung für all diejenigen, die sich sowohl ehrenamtlich wie auch hauptamtlich für Erhaltung dieser besonderen Friedhofskultur einsetzen.
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