Bürgermeister Martini: Trassenverläufe nicht vergleichbar
Nach Rastatt: Steht der Offenburger Tunnel in Frage?

Noch bis November laufen die Probebohrungen auf dem Streckenabschnitt 7.1 der Rheintalbahn. | Foto: arts
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Offenburg/Rastatt (gro). Das Tunnelbau-Debakel in Rastatt macht Offenburger hellhörig. Seit einer Woche stehen die Züge auf der Rheintalbahn bei Rastatt still. Die Arbeiten am Rastatter Tunnel hatten verheerende Folgen: Der Gleiskörper hat sich abgesenkt und ist für die schweren Züge nicht passierbar. Nach wie vor arbeitet die Deutsche Bahn AG (DB) an der Lösung des Problems: Der letzte Stand ist der, dass der Tunnel mit Beton aufgefüllt werden soll, damit die Gleise wieder stabilisiert werden können. Wann der Verkehr auf dem Abschnitt tatsächlich wieder in Betrieb genommen wird, scheint noch in den Sternen zu stehen.

Der Schienenersatzverkehr für Reisende ist eingerichtet, im Güterverkehr hapert es. Im Augenblick werden Güter auf LKW umgeladen. Nach wie vor macht das Unternehmen keine Angaben darüber, wie es zu diesem Debakel kommen konnte. Da der Rastatter Tunnel nicht der einzige auf der Ausbaustrecke sein wird, wirft dies auch Fragen für die Ortenau auf: In Offenburg soll ein Güterzugtunnel gebaut werden. Ob dieser nun zur Disposition steht, dazu will die Bahn im Augenblick nichts sagen. "Derzeit konzentrieren sich alle Anstrengungen auf die Wiederherstellung der Rheintalbahn", stellt ein Bahnsprecher auf Anfrage fest. "Dazu werden von der Arbeitsgemeinschaft der beteiligten Baufirmen in Abstimmung mit der DB, Sachverständigen und der Aufsichtsbehörde Maßnahmen zur nachhaltigen Stabilisierung des Untergrundes und des Tunnels geprüft sowie ein Zeitplan für die Wiederherstellung der Rheintalbahn entwickelt." Sobald dieser feststünde, werde die Öffentlichkeit informiert.

"Natürlich verfolgen wir hoch interessiert die Ereignisse in Rastatt", sagt Karl Bäuerle, Vorsitzender der BI Bahntrasse in Offenburg. "Allerdings kann man seriöserweise im gegenwärtigen Stadium der veröffentlichten Erkenntnisse über die Ursachen der Gleisabsenkung keinerlei Rückschluss auf Offenburg ziehen." Deshalb werde sich die BI auch nicht an Spekulationen beteiligen, ob die Ereignisse in Rastatt den Bau des Offenburger Tunnels in Frage stellten. "Wir haben mit der Bahn Kontakt aufgenommen und um zeitnahe erste Informationen über die Ursachenanalyse gebeten", so Bäuerle. Bislang habe man keine Informationen erhalten. "Ich würde auch allen, die sich jetzt bereits Sorgen um den Offenburger Tunnel machen, raten, abzuwarten, bis wir Näheres wissen. Die BI geht das Thema offen, aber sachlich an", betont Bäuerle.

Ähnlich sieht es auch Oliver Martini, Baubürgermeister von Offenburg: "Die Tunnelplanung in Offenburg steht nicht Frage. Die örtlichen Gegebenheiten in Rastatt und Offenburg sind nicht eins zu eins vergleichbar." Seit Juli werden auf dem 15,5 Kilometer langen Abschnitt 7.1 zwischen Appenweier und Hohberg, entlang der möglichen Trasse für den Tunnel, Probebohrungen durchgeführt, die über die geologische Beschaffenheiten Aufschluss geben sollen. Die Bohrtiefen an den 67 Bohrpunkten liegen zwischen zehn und 80 Metern. Die Probebohrungen sollen bis November dauern. "Die Probebohrungen laufen derzeit, die Ergebnisse sind noch auszuwerten – zweifellos werden die Erfahrungen und Erkenntnisse der Rastatter Baustelle auch in die Auswertung und Planung in Offenburg einfließen", so Martini.

Die Trassenverläufe in Offenburg und Rastatt seien nur bedingt vergleichbar, gibt Bürgermeister Martini zu Bedenken: "Von daher sollte das negative Ereignis auch nicht auf die Offenburger Situation übertragen werden." Erst nach der Auswertung der Bohrergebnisse könne beurteilt werden, inwieweit der Untergrund vergleichbar sei.

"Die Stadt Offenburg ist in sehr enger Abstimmung mit der Bahn. Insbesondere über das eingerichtete regionale Projektgremium, dem Oberbürgermeisterin Edith Schreiner vorsitzt, findet ein regelmäßiger, intensiver Austausch mit den Beteiligten – auch der BI – statt. Die Ereignisse aus Rastatt werden sicherlich für das Gremium aufbereitet und in dem Rahmen erörtert", stellt Martini fest.

In Offenburg soll im Rahmen des Ausbaus der Rheintalbahn ein zweiröhriges Tunnelbauwerk realisiert werden, ausgelegt für eine Fahrgeschwindigkeit bis 120 Stundenkilometer. 2025 soll die Tunnelbaustelle eingerichtet werden, der Anstich ist im Jahr 2027 geplant. In Betrieb soll der Offenburger Tunnel erst 2035 gehen.

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