Rucksack-Projekt zur Sprachförderung bei Migrantenfamilien
Erfolgreiches Konzept für gelebte Integration
Offenburg (st). Im Auftrag der Stadt Offenburg führt "IN VIA", katholischer Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit in der Erzdiözese Freiburg, seit Frühjahr 2016 die fachliche Begleitung und Koordination des Rucksack-Programms an Offenburger Kindergärten durch. Ziel ist die Sprachförderung und Integration von Migrantenfamilien.
„Einen Rucksack kann man füllen, schultern und von einem Ort oder einem Menschen zum anderen tragen – und genau das wollen unsere vier Elternbegleiterinnen, die Themen der Kindertageseinrichtungen in der Muttersprache aufgreifen und zu den Eltern ,tragen'“, erklärt "IN VIA"-Projektleiterin Doris Erk das Rucksack-Programm. Die Situation für die Kinder als Spätsprecher gestalte sich oft schwierig, weiß Erk. Denn durch das Lernen von zwei Sprachen gleichzeitig, sprechen sie später als Kinder ohne Migrationshintergrund. Hinzu komme, dass sie zuhause keinen Ansprechpartner für die behandelten Themen haben, daher brauche es Unterstützung sowohl für die Kinder als auch ihre Mütter. Derzeit gibt es vier Gruppen: zwei internationale und zwei, in denen russisch gesprochen wird. Die Elternbegleiterinnen haben ebenfalls einen Migrationshintergrund und sind alle pädagogisch ausgebildet.
Warum werden die Themen in der Erstsprache der Eltern behandelt? Es hilft ihnen, ihre Kinder im Spracherwerb zu Hause zu fördern sowohl in der Erstsprache als auch in der deutschen Sprache, informiert die Fachfrau. Denn spricht ein Kind seine Muttersprache gut, ist eine wichtige Grundlage für das Erlernen der deutschen Sprache gelegt. Darüber hinaus sollen den Müttern die Themen wie aktuell die Bedeutung von St. Martin oder der Adventszeit und des Weihnachtsfestes nahe gebracht werden.
So werden auch Vorbehalte gegen die christlichen Rituale abgebaut. Aber auch Fragen, warum die Vorschulkinder eine Schultüte basteln oder wo man gut und günstig Kinderkleider kaufen kann, werden thematisiert. Die Inhalte werden durch die Elternbegleiterinnen parallel aufgearbeitet. „Mit unserer Unterstützung sollen die Kinder ankommen und gemeinsam mit ihren Familien gut integriert werden“, umschreibt die Projektleiterin das Ziel.
Die Treffen finden dabei jeweils in der Nähe des Kindergartens, meist in den Stadtteil- und Familienzentren statt. Idealerweise geht dann die Förderung zuhause weiter, indem die Mütter mit ihren Kindern die behandelten Themen vertiefen, sei es durch Vorlesen, Singen, Spielen oder aber ein jahreszeitliches Rezept wie die Kürbissuppe nachkochen.
„Die Frauen fühlen sich in den Gruppen sehr wohl und verstanden. Denn alle sitzen in einem Boot. Manche Frauen nehmen schon mit ihrem dritten Kind an dem Programm teil“, freut sich Erk über das positive Feedback. Übrigens können nicht nur Kindergartenkinder und ihre Mütter, sondern auch Grundschulkinder der ersten und zweiten Klasse an dem Programm teilnehmen. Die Finanzierung des Projekts liegt bei der Stadt Offenburg. Die Elternbegleiterinnen arbeiten auf Honorarbasis.
Aufgrund der großen Nachfrage planen die Stadt und "IN VIA", drei weitere Gruppen zu öffnen. Wer Interesse an einer Stelle als Elternbegleiter hat, kann sich bei Projektleiterin Doris Erk, Telefon 0781/919728330 oder E-Mail: Doris.Erk@invia-freiburg.de wenden.
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