Traumberuf Feuerwehrkommandant
"Das ist kein Beruf für mich, sondern eine Berufung"

Peter Schwinn, dritter von links, bei einem Einsatz | Foto: Schreiber
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Offenburg (rek). Wenn sie ihren Beruf nennen, bekommen andere leuchtende Augen. Schon kleine Kinder erklären, später einmal genau in einem solchen Job arbeiten zu wollen. Doch sind diese Traumberufe tatsächlich nur mit Freude verbunden oder gibt es auch Schattenseiten? In unserer neue Serie haben wir diejenigen gefragt, die es wissen müssen. Rembert Graf Kerssenbrock besuchte Peter Schwinn.

Grisu, der kleine Drache, prägte für Generationen den Spruch "Ich will Feuerwehrmann werden!" Auch für Peter Schwinn stand in jungen Jahren sein Traumberuf fest. Nur wie soll man es dem Vater als selbstständigen Bauunternehmer sagen, der meinte, er werde mit seinem Bruder den Betrieb übernehmen. Mit 16 Jahren wurde Schwinn bei der Jugendfeuerwehr Dannstadt bei Ludwigshafen aktiv. Anfang der 1980er-Jahre wusste Schwinn nicht, dass es auch eine Berufsfeuerwehr gibt. "So brachte ich die Handelsschule erfolgreich hinter mich", erinnert sich Schwinn.

Um dann doch seinen Traumberuf erlangen zu können, bedarf es einer handwerklichen Ausbildung. Die Lehre zum Schreiner absolvierte er mit dem Segen des Vaters. Als dann die Berufsfeuerwehr Ludwigshafen ausgerechnet einen Schreiner suchte, war die Stunde Schwinns gekommen. "Am 1. Juni 1986 begann meine Ausbildung und ich wusste von Anfang an, dass ich nichts anderes mehr beruflich tun will", erklärt Schwinn mit einem Strahlen. "Ich habe alles aufgesogen", so der lernbegierige Schwinn: "Es ist für mich kein Beruf, sondern eine Berufung."

Die Prüfung nach zwei Jahren für den mittleren feuerwehrtechnischen Dienst schaffte er. Doch es ging weiter: Vom Leitstellendisponenten wurde er nach fünf Jahren Brandmeister und nach elf Jahren Oberbrandmeister. "Damit hatte ich meine damaligen Ziele erreicht", dachte Schwinn. Bis sein damaliger Chef versuchte, ihn für den gehobenen Dienst zu begeistern. Dazu ging er für drei Monate nach Norwegen.

"Brände löschen ist das eine, aber das Vorher, die Organisation des Brandschutzes ist das eigentlich spannende", merkt Schwinn an. Nach seiner Rückkehr schickte sein Chef ihn nach Köln. Sein Auftrag dort: das Erarbeiten und Abstimmen von Dienstanweisungen für sämtliche Rettungsdienste. "Die Grundsätze dieser Anweisungen gelten noch heute", ist Schwinn stolz auf das Erreichte. Er merkte aber auch: Köln als Stadt ist zu groß für ihn.

Das nächste Projekt: Ist die Feuerwehr, die eigentlich eine kommunale Einrichtung ist, für internationale Einsätze geeignet? Zuerst spielte Schwinn das theoretisch am Beispiel des Tsunamis im Indischen Ozean 2004 durch. Schwinn legte den Schwerpunkt auf die Trinkwasseraufbereitung und erarbeitete Konzepte und lernte so das Technologiezentrum Wasser in Karlsruhe kennen. Bis die Stadt Ludwigshafen es zu einem kommunalen Hilfsprojekt erklärte und Ende Januar 2005 machte sich Schwinn für fast drei Monate auf den Weg nach Sri Lanka. "Ich will die Zeit nicht missen, aber auch nicht noch einmal erleben", erinnert sich Schwinn.

Als er zurückkam war für ihn klar: "Es gibt kein zurück mehr an den Schlauch." Katastrophenschutz wurde zu seinem Schwerpunkt. Vogelgrippe, Hochwasser und 36.000 tägliche Gefahrguttransport – Ludwigshafen bot ausreichend Gelegenheiten für entsprechende Einsätze. 
Eigentlich war der Feuerwehrposten im pfälzischen Frankenthal sein nächstes Ziel. Als er die Ausschreibung der Stadt Offenburg für den Feuwehrkommandeten sah, wollte "ich eigentlich nur meinen Marktwert testen". Doch Offenburg reagierte schneller als Frankenthal und in der Pfalz seien sie nach wie vor sauer über seine Entscheidung für Offenburg.

Seit 2014 ist Schwinn nun Offenburgs Kommandant. "Vom ersten Tag an merkte ich, dass es eine tolle Feuerwehr ist und gut funktioniert." Bundesweit schaffte es Schwinn in dieser Position in die Schlagzeilen. Als binnen weniger Wochen zweimal Offenburg für tausende Reisende Endstation war, kritisierte er die Bahn für ihr Management mit deutlichen Worten. Es wurde zum Thema im Innenministerium. Sein Bruder führt dafür weiterhin das Familienunternehmen und beide sind glücklich.

Peter Schwinn, dritter von links, bei einem Einsatz | Foto: Schreiber
Inzwischen ist Peter Schwinn in seiner Funktion als hauptberuflicher Feuerwehrkommandant auch stellvertretender Kreisbrandmeister.  | Foto: Schreiber

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