Unterwegs in Sachsens Metropole
Barock-Welten, geniale Köpfe und charmante Viertel

Die sächsische Metropole strotzt nur so vor prachtvoller Architektur und kulturellen Adressen: Über die über 350 Meter lange Augustusbrücke gelangt man ins Herz der Dresdner Altstadt. | Foto: Daniel Basler
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  • Die sächsische Metropole strotzt nur so vor prachtvoller Architektur und kulturellen Adressen: Über die über 350 Meter lange Augustusbrücke gelangt man ins Herz der Dresdner Altstadt.
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Das Prinzip ist einfach und heißt Hop On-Hop Off: In Dresden wird es jeden Tag auf den großen Stadtrundfahrten mit dem Doppeldeckerbus praktiziert – und geht so: An 22 Haltestellen darf ein- und ausgestiegen werden, wobei nicht nur Top-Sehenswürdigkeiten im Fokus stehen. Erfinder, Straßenkunst, ausladende Grünanlagen oder High-Tech-Stätten stehen gleichwohl auf dem Programm einer rundweg kurzweiligen Fahrt in und um Sachsens Hauptstadt.

So manches, dass in unserem Alltag einen festen Platz einnimmt, ist Dresdner Köpfen entsprungen. Neben Kaffee-Filtertüte, Büstenhalter, Mundwasser, Zahncreme-Tube, Faserguss-Untersetzer (heute Bierdeckel), Teebeutel oder Trommelwaschmaschine bescherte sächsischer Tüftler-Geist der Welt zig-tausende neue Materialien und Utensilien. Einer brachte es gar auf über 600 Patente: Manfred von Ardennes (1907-1997) Erfindungen in der Physik, Funk-, Fernseh- und Medizintechnik gelten bis heute als bahnbrechende Entwicklungen. „Als Forscher und Unternehmer war er legendär und hatte hier im Viertel Weißer Hirsch sein Domizil“, lauschen wir der Fahrer-Stimme aus dem Lautsprecher, während der Doppeldeckbus an einer Reihe prächtiger Häuser entlangzuckelt.

„Der vornehme Wohnort im Osten von Dresden und in Nachbarschaft zu den berühmten Elbschlössern, entstanden Ende des 19. Jahrhunderts aus einem kleinen Dorf, war und ist die Adresse illustrer Bewohner“, erzählt der Stadtrundfahrt-Chauffeur lebhaft weiter, welche Persönlichkeiten in den herrschaftlichen Villen, dem „Goldstadtviertel“, einst zuhause waren oder in Sanatorien hier kurten. Es fallen Namen wie Thomas Mann, Zarah Leander, Heinz Rühmann oder Johannes Heesters. Die landschaftlich reizvolle Lage oberhalb der Elbe ziehe aber auch heute Künstler, Wissenschaftler, Geschäftsleute und Sterneköche an, wie junge Familien, die den Stadtteil mit viel Grün, hippen Läden und Lokalen und ganzjährigen Veranstaltungen für sich entdeckt haben, endet dieses Strecken-Kapitel, bevor die nächste Station, die Äußere Neustadt, angesteuert wird.

An der Haltestelle 18, vor Pfunds Molkerei (im Guinness-Buch der Rekorde als „Schönster Milchladen der Welt“ eingetragen) geht‘s raus aus dem Bus und für ein paar Stunden mitten hinein in eine Art Kontrapunkt zur barocken Elbe-Metropole – und der gibt sich grell, quirlig, alternativ und kreativ, kurz, ein Kiez mit liebenswertem Charme. Und ein bisschen ist er noch spürbar, der rebellische Geist aus DDR-Zeiten – vor der Wende wurde hier die Bunte Republik Neustadt (BRN) ausgerufen –, der durch das kompakte Gründerzeit-Areal zwischen Albertplatz im Süden und Alaunpark im Norden weht. Egal, wo man hinguckt, überall im Dresdner Ausgehviertel locken interessante Kneipen, Bars, ungewöhnliche Restaurants und Läden und Street-Art-Galerien. Eine Adresse sollte man sich dabei nicht entgehen lassen – die fantasievoll gestalteten Höfe der Kunsthofpassage mit ihren Designershops, Trödelläden, netten Cafés und Ateliers und jeder Menge Kultur das ganze Jahr über, von Street-Art-Aktionen über internationale Kultur- und Filmtage bis zu groovigen Clubevents.

Nach zwei Stunden Bummelns durch diese wundersamen Welten sitzen wir wieder im Bus, passieren den „Goldenen Reiter“, während der Fahrer erzählend aufklärt, was es mit dem Monument auf sich hat. „Hoch zu Ross, das Pferd sich aufbäumend, zeigt es den sächsischen Kurfürsten und polnischen König August den Starken in römischer Rüstung. Eine steinerne Manifestation seiner schillernden Herrschaft“, gibt’s einen Schnellkurs in sächsischer Landesgeschichte.
Friedrich August I. (1670-1733), umtriebiger Monarch und Lebemann mit zahlreichen Mätressen, Vater unzähliger Kinder und Politiker mit hochfliegenden, meist gescheiterten Plänen sei als Sachsens Sonnenkönig in die Geschichte eingegangen. Seiner großzügigen kulturellen Förderung und seiner Aufgeschlossenheit allem Neuen gegenüber verdanke Sachsen unter anderem den Dresdner Zwinger und eine ganze Reihe weiterer Prachtbauten und die erste abendländische Porzellanmanufaktur in Meißen. „In nur wenigen Jahren hat er Sachsen zu einem der bedeutendsten Länder Europas gemacht“, endet die kurzweilige Rückblende auf einen der legendärsten Regenten seiner Zeit.

Die prachtvolle Altstadt-Kulisse längs der Elbe hinter uns lassend erreichen wir auf der Rundtour den Großen Garten der Stadt, eine 150 Hektar große Natur- und Kulturoase par excellence, verschwenderisch eingebettet in eine landschaftlich reizvolle, üppig grüne Kulisse. Doch statt das durch breite Alleen durchzogene Erholungsrefugium mit angeschlossener botanischer Abteilung mit dem Lilliputzug zu erkunden, zieht uns ein nebenan gelegener, futuristisch anmutender Gebäudekomplex an. Schnurstracks laufen wir hin, gelangen hinein und kriegen prompt noch Plätze für eine Führung – durch eine Produktionsstätte mit visionärem Zuschnitt: Eröffnet und in Betrieb gegangen ist die Gläserne Manufaktur von Volkswagen, eines von drei Werken des Autoherstellers in Sachsen, vor etwas mehr als 20 Jahren. Zusammen mit einer kleineren Gruppe steht uns eine einstündige Entdeckungsreise in die aktuelle Welt innovativen Fahrzeugbaus und der Elektromobilität bevor.

Wie bewegen wir uns künftig fort, wie fährt es sich überhaupt in einem reinen
E-Auto und welche ressourcenschonenden Produktionsprozesse stehen auf der Agenda, lauten die Aspekte, die auf der Tour durch die Ausstellung und die Fertigungsräume zur Sprache kommen. An einer Station machen wir Halt und schauen einer „Hochzeit“ zu. „Hier senkt sich die Karosserie eines Modells auf den Antriebsstrang und wird vollautomatisch verschraubt“, erklärt ein Mitarbeiter die wundersame Vereinigung beider Teile, die wir hautnah mitverfolgen dürfen.
„Ein Rädchen greift hier ins andere wie in unseren Montagegruppen. Neben der gemeinsamen Mannschaftsleistung sind wir alle zugleich Teil einer in Gang gekommenen neuartigen industriellen Revolution, was einen schon antreibt“, bekennt Steffen Bartschat, einer von 350 Beschäftigten, dass die „kaum einen Kilometer von Dresdens Zentrum stattfindende Endmontage in High-Tech-Hallen vorwegnehme, was sich in der Wechselbeziehung zwischen Technologie und Mensch alles weiterentwickeln könne“, setzt der Teamsprecher für unseren Nachhauseweg jede Menge gedankliches Kopfkino frei.

Allgemeine Reiseinfos zum Freistaat Sachsen, zu Dresden, dem Elbland sowie den Stadtrundfahrten finden sich auf folgenden Webseiten: www.visit-dresden.travel, www.sachsen-tourismus.de, www.dresden.de und www.stadtrundfahrt.de

Text und Fotos: Daniel J. Basler

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