Oberkirch
Sehr gute Werte für die Innenstadt, dennoch Handlungsbedarf
Oberkirch (st). Die Innenstädte befinden sich in einem Strukturwandel: Immer mehr Kaufkraft wandert in Richtung Onlinehandel und Grüne Wiese ab. Die Folgen sind Frequenzverluste, Umsatzrückgänge und Leerstände. Auch in Oberkirch ist dies zu beobachten. Dem stemmt sich Stadtverwaltung, Stadtmarketing e. V. und die IHK Südlicher Oberrhein mit Hilfe der fast 140 Innenstadtunternehmen erfolgreich entgegen. Im Rahmen der vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus geförderten Innenstadtberatung der IHK hat die Oberkircher Innenstadt nun in der Bewertungsanalyse mit 1,8 die bis dato beste Note aller betreuten Städte erhalten.
„1,8 klingt doch erstmal super“, freut sich Thomas Kaiser, Innenstadtberater der IHK Südlicher Oberrhein. Er entwickelte ein Bewertungsmodell mit acht Hauptfaktoren, anhand derer ein Zustandsbericht der Innenstadt Oberkirchs erstellt wurde. Bewertet wurden dabei Aufenthaltsqualität, Erreichbarkeit, Nutzungsmix, Spaß- und Erlebniswert, Servicewahrnehmung (analog und digital) genauso wie die innenstadtpolitische Haltung der Stadtverwaltung und die Vermarktung der Innenstadt. Je schlechter der Wert, desto höher der Handlungsbedarf für die Innenstadt und dessen Akteure, so wäre grundsätzlich die Annahme. Gutes festigen und Schlechtes beseitigen ist eine der Strategien für den auf Basis des Zustandsberichts nun folgenden Masterplan Innenstadt, der gemeinsam mit dem neu gegründeten Innenstadtbeirat entwickelt werden soll. Dazu ist der Innenstadtbeirat aufgefordert, Maßnahmen in Form von Thesen zu entwickeln und einzureichen. Diese werden in einem Workshop im August 2022 bestätigt, ergänzt, verworfen und priorisiert. Einige der Maßnahmen werden sich decken mit Maßnahmen, die die städtische Wirtschaftsförderung im Rahmen des Projektantrages beim Bund „Zukunftsfeste Innenstädte und Zentren“ eingereicht hat. Es geht um Geld und Zeit. Geld könnte mit knapp 220.000 Euro für Maßnahmen zur Verfügung stehen.
Partizipative Beteiligung
Viele der kollektiven Maßnahmen wie zum Beispiel Events und Feste in der Innenstadt, Gutscheinsystem, Aktionen oder auch Flächenmanagement werden durch Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing entwickelt, finanziert und auch umgesetzt. Es zeigte sich im Laufe der Zeit, dass das Engagement der Wirtschaft in der Innenstadt und der im Stadtmarketing eingebundenen Ehrenamtsträger abgenommen hat. „Das ist einerseits ein Zeichen dafür, dass die Hauptamtlichen der Stadt und Stadtmarketing ihren Job sehr gut machen, andererseits aber für neue Aktionen und Ideen keine Ressourcen mehr vorhanden sind, die ohne ehrenamtlichen Einsatz so weiter gestemmt werden können“, erklärt Oberbürgermeister Matthias Braun. Es braucht eine Idee für eine partizipative Beteiligung am Stadtmarketing zwischen Stadtverwaltung, Wirtschaft und Verein. „Die mehr als 250.000 Euro pro Jahr, die die Stadt für Stadtmarketing, Wirtschaftsförderung und das dortige Personal investiert, könnten durch mehr ehrenamtliches Engagement deutlich mehr Output liefern“, ist Kaiser überzeugt, der das Modell der intensiven städtischen Unterstützung zwar sehr gut findet und ein solches bei dieser Stadtgröße eher nicht erwartet hätte. „Früher hat die Wirtschaft in der Innenstadt von den Städten mehr Beteiligung gefordert - was ohne Zweifel in Oberkirch auch geschehen ist - nun fordert die Stadt wieder mehr Beteiligung der wirtschaftlichen Akteure. Diese sollen sich auch außerhalb der individuellen Öffnung und der Dienstleistungsbereitschaft für kollektive Maßnahmen wieder mehr einsetzen“, fordert Kaiser.
Oberkirch steht so gut da wegen den überregional wahrnehmbaren gemeinschaftlichen Events und Aktionen gepaart mit tollem Altstadtflair in einer touristisch hoch attraktiven Region. „Die Bühne ist da, lassen sie uns diese bitte gemeinsam bespielen“, forderte Braun die Wirtschaft auf.
Die nächsten Schritte, auch in Richtung eines partizipativen Modells für das Stadtmarketing, werden noch im August erfolgen. Dazu ist der Innenstadtbeirat nun in der Pflicht, sich Gedanken über konkrete Maßnahmen zu machen. Eine Umsetzung soll bereits ab 2023 erfolgen und in den Folgejahren fortgesetzt werden.
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