Krötenwanderung in Lahr-Sulz
Gefährliche Reise: Die Krötenwanderung in Lahr-Sulz

- hochgeladen von Marie-Laëtitia Mittag
Hallo, mein Name ist Bufo bufo – doch ihr Menschen kennt mich als Erdkröte.
Ich bin ein Weibchen und auf einer wichtigen Reise. Der Winter ist endlich vorbei, und die ersten warmen Tage wecken mich aus meiner Winterstarre. Mein Ziel? Der Ort, an dem ich geboren wurde – dort werde ich meine Eier ablegen und neues Leben schenken. Doch der Weg dorthin ist lang und voller Gefahren.
Meine Beine sind nicht dafür gemacht, weite Strecken schnell zu überwinden. Jeder Sprung kostet Kraft, und ich kämpfe mich durch feuchte Wiesen, dunkle Wälder und trockene Wege. Doch das ist nicht alles – überall lauern Feinde. Waschbären, Katzen, Störche, Schlangen, Raben und Greifvögel haben es auf mich abgesehen. Ich muss vorsichtig sein, mich verstecken und hoffen, unbemerkt zu bleiben.
Aber nicht nur Tiere sind eine Bedrohung – mein größter Feind ist der Mensch. Viele bemerken mich nicht einmal, wenn sie durch die Natur streifen. Sie zerstören unsere Lebensräume, entwässern Feuchtgebiete und errichten breite, harte Wege, die für mich und meine Artgenossen zu tödlichen Hindernissen werden. Manchmal fahren sie mit ihren lauten, schnellen Blechmonstern einfach über uns hinweg, ohne es zu merken. Und Jahr für Jahr merke ich, dass immer weniger meiner Freunde die Reise antreten. Nicht nur wir Erdkröten sind betroffen – auch Molche und Feuersalamander kämpfen ums Überleben.
Besonders schwer war es für mich im letzten Jahr. Ich hatte bereits einen Partner, der sich fest an mich geklammert hatte – eine Tradition bei uns Kröten. Die Männchen tun alles, um uns Weibchen zu beeindrucken, und wenn wir uns für einen entschieden haben, lassen sie nicht mehr los – bis wir unser Ziel erreicht haben.
Doch dann taucht plötzlich ein Hindernis auf, das ich nicht überwinden kann. Eine hohe, glatte Wand erstreckt sich vor mir. Ich kann nicht darüber klettern, also folge ich ihrem Rand – immer weiter. Dann passiert es: Der Boden gibt nach, und ich stürze! Zum Glück lande ich weich, doch ich sitze fest. Ein glatter Behälter hält mich gefangen. Panik steigt in mir auf – ist das das Ende meiner Reise? Zwischen Blättern, Gräsern und kleinen Zweigen versuche ich, mich zu verbergen. Die Nacht vergeht, die Morgendämmerung setzt ein, und plötzlich höre ich Schritte. Etwas Großes kommt auf mich zu! Ich ducke mich tief ins Laub.
Da geschieht etwas Unerwartetes. Große, sanfte Hände heben mich vorsichtig aus meinem Gefängnis. Ein Mensch! Doch statt mir zu schaden, trägt er mich behutsam über die breite, harte Straße, auf der die gefährlichen Blechmonster vorbeirasen. Diese Straße hätte mich das Leben kosten können! Doch dank dieser Menschen werde ich sicher auf die andere Seite gebracht. Sanft setzen sie mich ins feuchte Gras – und nicht nur mich, sondern auch meine Freunde und andere Amphibien. Die Menschen gehen weiter, fest entschlossen, noch mehr von uns zu retten.
Jeden Tag, in den frühen Morgenstunden und wieder am Abend, kommen sie zurück. Sie tragen Warnwesten und Stirnlampen, damit sie in der Dunkelheit gut zu sehen sind. Mit Eimern in den Händen durchsuchen sie Gräben, Straßenränder und die speziellen Krötenzäune, die sie aufgebaut haben, um uns zu schützen. Behutsam sammeln sie jeden einzelnen von uns ein und bringen uns sicher auf die andere Seite. Für sie ist es vielleicht nur eine kleine Tat, aber für uns bedeutet es das Überleben. Dank ihrer Hilfe können wir unsere uralte Reise fortsetzen, damit unsere Art nicht verschwindet.
Jetzt bleibt nur noch eines: mein Ziel zu erreichen und neues Leben in die Welt zu bringen.


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