Insgesamt wurde zu 454 Einsätzen ausgerückt – davon sechs Großbrände
2016 war ein Rekordjahr für die Kehler Feuerwehr
Kehl (st). Mehr Einsätze denn je, darunter sechs Großbrände, so viele Einsatzstunden für die Ehrenamtlichen wie noch nie: Viktor Liehr hielt bei der Jahreshauptversammlung der Kehler Feuerwehr am 10. März zum ersten Mal als Kommandant Rückschau – und sogleich auf ein Rekordjahr. Bei 454 Einsätzen, bei denen die freiwilligen Feuerwehrleute mit 1.903 Einsatzstunden gefordert waren, machte der stellvertretende Kommandant Roland Walter aber auch darauf aufmerksam, dass die Schere zwischen der Zahl der Einsätze und dem verfügbaren Personal immer weiter aufgeht: 32 Feuerwehrleute sind 2016 aus unterschiedlichen Gründen aus dem aktiven Dienst ausgeschieden – dem standen nur zehn Neuzugänge gegenüber.
Viele Jahre galt für die Feuerwehrleute 1999, als Orkan Lothar über die Weihnachtsfeiertage gewütet hatte, als das Rekordjahr schlechthin: 451 Einsätze waren damals zu leisten gewesen, drei weniger als 2016. Zum Vergleich: 2015 hatte die Kehler Wehr 408 Mal ausrücken müssen. 169 Alarmfälle galten im zurückliegenden Jahr Bränden, wobei 54 Einsätze von automatischen Brandmeldeanlagen ausgelöst worden waren.
In Erinnerung werden den Kehler Feuerwehrleuten die sechs Großeinsätze bleiben, die sich teilweise über Tage hinzogen: Im Januar vernichtete ein Großfeuer den Mixmarkt, die Bergung des havarierten Frachtschiffs Klipper beschäftigte die Feuerwehr gleich bei mehreren Einsätzen, im Juni wurde der Schweinemastbetrieb Körkel ein Raub der Flammen, im Juli hatten Brandstifter in einer Goldscheuerer Spedition vier Lastwagen abgesteckt, im August brannte der Pferdehof in Bodersweier nieder, im September geriet ein Schrottberg im Kehler Hafen in Brand. Dazu kamen für die Wehrleute 16 Brandeinsätze, die unter dem Begriff Überlandhilfe liefen, sich also nicht direkt in Kehl abgespielt haben.
285 Mal musste die Kehler Wehr technische Hilfeleistung geben – 94 Mal nach Unwettern (80 Einsätze davon nach dem Starkregen im Juni), 28 Mal bei der Verunreinigung von Straßen, 19 Mal bei Verkehrsunfällen. 29 Mal haben Angehörige der Feuerwehr 2016 Türen geöffnet, weil sich Menschen in Not befanden. Auch im Bereich der technischen Hilfeleistung unterstützten Kehler Feuerwehrleute in 41 Fällen ihre Kollegen aus anderen Städten und Gemeinden im Kreis.
230 aktive Feuerwehrleute zählt die Kehler Wehr am Ende des Jahres 2016. Neunzehn Kameraden verrichten ihren Dienst in zwei Ausrückbereichen. Zwölf Feuerwehrleute haben den aktiven Dienst im vergangenen Jahr aus persönlichen Gründen aufgegeben, acht, weil sie den Feuerwehrdienst nicht mehr mit ihrem Beruf vereinbaren konnten, weitere acht, weil sie weggezogen sind und vier, weil sie die Altersgrenze erreicht haben und in die Altersabteilung gewechselt sind. Dazu kommt, dass der Altersdurchschnitt der Aktiven steigt und mittlerweile bei 41,2 Jahren liegt.
Sehr froh zeigte sich Viktor Liehr daher über den Umstand, dass derzeit 37 Jugendliche, darunter vier Mädchen, der Jugendfeuerwehr angehören. Diese kann – erstmals wieder seit Jahren – zwei Gruppen bilden, eine für die Zwölf- bis 15-Jährigen und eine für die 16- bis 17-Jährigen. Im laufenden Jahr wird die Jugendfeuerwehr, wie Leiter Christian Findling berichtete, ihre Übungen in den Ortschaften abhalten, um Werbung für diese sinnvolle und interessante Art der Freizeitgestaltung zu machen, „die nichts kostet“, wie Viktor Liehr betonte.
Das größte Problem, das die Feuerwehr zunehmend plagt, ist die Tagalarmierungsfähigkeit: Weil viele Angehörige der freiwilligen Feuerwehr nicht in Kehl arbeiten und in immer mehr Berufen Mobilität gefordert ist, können diese tagsüber nicht zu Einsätzen eilen. Weil aber der Großteil der Einsätze in der Zeit zwischen 6 und 16 Uhr stattfindet, ist hier die Not am größten. Die Vorgabe für die Feuerwehr lautet, dass sie in 90 Prozent der Fälle innerhalb von zehn Minuten nach der Alarmierung mit einem Löschfahrzeug und mindestens sechs Feuerwehrmännern an der Einsatzstelle eingetroffen sein muss. In Kehl wurde das zuletzt nur noch in 62 Prozent der Fälle erreicht. Indem die Alarmierungsordnung angepasst und der Dienstplan für die hauptamtlichen Mitarbeiter der Feuerwache verändert worden ist, wird die Zehn-Minuten-Regel bei 73 Prozent der Einsätze erreicht.
Um die Quote möglichst bald den geforderten 90 Prozent annähern zu können, hat der Gemeinderat reagiert und die Einstellung und die Verstärkung des hauptamtlichen Teams um vier weitere Feuerwehrbeamte beschlossen. Einer ist bereits eingestellt, die übrigen werden in diesem Jahr sowie 2018 und 2019 folgen. Es ist angedacht werktags vier Funktionen des Löschzugs mit hauptamtlichen Einsatzbeamten zu besetzen. Sowohl Kommandant Viktor Liehr als auch Oberbürgermeister Toni Vetrano stellten in ihren Reden klar, dass die Feuerwehr immer auf die freiwilligen Feuerwehrleute angewiesen sein wird: Keine einzige Wehr in der Bundesrepublik komme ohne die Ehrenamtlichen aus, betonte der Kommandant Viktor Liehr. Der OB bedankte sich für deren Bereitschaft, „über Jahre hinweg so viel freie Zeit zu investieren, um ihren Mitmenschen in Notsituationen zu helfen“. Die Feuerwehrangehörigen müssten nicht nur Tag und Nacht bereit sein, im Alarmfalle alles stehen und liegen zu lassen, sie wendeten auch sehr viel Zeit und Energie für die Aus- und Weiterbildung auf.
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