Erste Klimawerkstatt Kehl
Jede Menge Ideen für den Klimaschutz in Kehl

- Die erste Klimaschutzwerkstatt in Kehl war ein erfolgreich.
- Foto: Stadt Kehl
- hochgeladen von Karen Christeleit
Kehl (st) Wie kann die Stadt, die Wirtschaft, die Landwirtschaft, wie können die Menschen in Kehl einen Beitrag zum Klimaschutz leisten? Mit dieser Frage setzten sich 40 per Zufallsgenerator aus dem Einwohnerverzeichnis ausgewählte Kehler am Dienstagabend, 8. April, auseinander. Die Vorschläge, welche in der ersten Klimawerkstatt die meisten Punkte bekamen, werden bei einem zweiten Termin im Mai vertieft, will heißen, weiter ausgearbeitet und sollen dann ins neue Klimaschutzkonzept der Stadt einfließen, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt.
„Wir können in Kehl nicht die Welt retten“, sagte Oberbürgermeister Wolfram Britz bei der Begrüßung im Dachgeschoss der Villa RiWa, „aber wir können einen kleinen Beitrag zum Klimaschutz leisten“. Dass dieser vielleicht doch gar nicht so klein ausfällt, darauf wies Sarah Schürmann von der Energieagentur Regio Freiburg bei der Einführung in den Abend hin: Der größte Energieverbrauch betreffe die Wärme, die zum Heizen eingesetzt werde. Bis 2040 „könnten wir ein Drittel davon einsparen, wenn alle mitmachen“. Und ums Mitmachen ging es dann auch den Großteil des Abends über: Die Teilnehmenden aus der Kernstadt und einigen Ortschaften konnten sich aus fünf Themenfeldern zwei auswählen und in der Gruppe überlegen, wie ganz konkret in Kehl Energie gespart und das Klima geschützt werden könnte.
Konsumverhalten
Damit Kehler klimaschonender konsumieren können, wünschten sich die Teilnehmenden an der Klimawerkstatt beispielsweise ein Mehrwegkonzept für die Stadt. Einen Nachtmarkt und Selbstbedienungsautomaten für regionale Produkte hielten vor allem diejenigen für wichtig, deren Arbeitszeiten es verhindern, dass sie den Wochenmarkt dienstags und freitags besuchen können. Andere bedauerten, dass es in Kehl keinen Bio- und keinen Unverpackt-Laden mehr gibt und regten ein Second-Hand-Kaufhaus in zentraler Lage in der Innenstadt ebenso an wie mehr lokale Flohmärkte. Gemeinsam mit einem Second-Hand-Kaufhaus könnten Sperrmülltage gemeinsam als Event organisiert werden. Angeregt wurden mehr Kantinen an Schulen und Kitas – oder für die Mitarbeitenden der Stadtverwaltung –, die vegetarische oder vegane Kost anbieten sollten.
In den beiden Gruppen, die sich mit dem Konsumverhalten beschäftigten, spielte auch der Bereich Bildung eine wichtige Rolle: Schon in Kitas und Schulen müsse über die Auswirkungen von Ernährung und Konsum auf das Klima aufgeklärt werden – und zwar regelmäßig, zum Beispiel im Rahmen eines Klimafrühstücks. In einer Elternschule sollten Informationen zu Themen wie Elterntaxis oder der dem Überfluss an Kleidung vermittelt werden. Weitere Bildungsangebote zu Möglichkeiten des Klimaschutzes könnten auch über die Volkshochschule vermittelt werden, hieß es.
Wirtschaft
Zahlreich waren die Ideen auch dazu, wie die Wirtschaft ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten – und dabei auch unterstützt werden könnte. So könnten Unternehmen mit Sonderabschreibungsmöglichkeiten dazu motiviert werden, ihre Gebäude zu dämmen und Photovoltaikanlagen aufs Dach zu setzen. Fördermittel für den Austausch oder die Optimierung der Heizkessel oder eine Verdopplung der Einspeisevergütung für Solarstrom könnten ebenfalls einen Schub bringen, meinten Teilnehmende an der Klimawerkstatt. Mobilitätsstationen im Umfeld von Unternehmen, kostenlose Monatskarten für den Öffentlichen Nahverkehr für die Mitarbeitenden und ein von den Firmen eingerichteter Carsharing-Pool könnten dazu beitragen, die vom motorisierten Verkehr herrührende Luftbelastung zu reduzieren.
Von der Stadt wünschten sich die zufällig ausgewählten Einwohner Vorgaben für eine umfangreichere Begrünung von Gewerbegebieten, mehr mit Solarmodulen überdachte Flächen, mehr Unterstützung für die Handwerker und Vorgaben zu Türschleusen in Eingangsbereichen von Geschäften, damit weniger Wärme verloren gehe. Die Nutzung von Abwärme der Industrie, die Forcierung von Kraft-Wärme-Kopplung und der Ausbau der Wärmenetze wird von den Teilnehmenden als wichtig angesehen. Mehrere Punkte erhielt zudem der Vorschlag, in den Unternehmen einen Climate day einzuführen: Beschäftigte sollten einen Tag frei bekommen, wenn sie sich an einer Klimaschutzaktion beteiligen.
Mobilität
Von selbstfahrenden über strombetriebene Busse, bessere Busverbindungen, Ruftaxis und der Weiterführung der Tram nach Sundheim bis zum kostenlosen öffentlichen Nahverkehr reichten die Wünsche in den beiden Mobilitätsgruppen. Mehr sichere Radwege auf abgetrennten Spuren, mehr Radabstellanlagen und der Ausbau der Leihradstationen könnten den Umstieg aufs Fahrrad beflügeln, meinten einige. Angeregt wurden zudem Halteverbote für Autos vor Schulen, damit Eltern ihre Kinder sicher mit dem Fahrrad zum Unterricht bringen können, sowie mehr Kontrollen in Tempo-30-Zonen, Schwellen in der Hauptstraße und mehr Strafzettel für In-der-zweiten-Reihe-Parker.
Gebäude und erneuerbare Energien
Was das Energiesparen im und am Gebäude angeht, so war der Informationsbedarf bei den Teilnehmenden an der Klimawerkstatt groß: Ob Photovoltaikanlagen, Möglichkeiten zum Wassersparen, begrünte Hauswände oder Entsiegelung von befestigten Flächen – in allen Fällen wünschten sich die Kehler direkte Ansprache, mehr Aufklärung über die technischen Möglichkeiten und das Angebot an Fördermitteln. Ein in mehrerlei Hinsicht diskutiertes Thema war die Straßenbeleuchtung: Die Vorschläge reichten von der Steuerung über Bewegungsmelder, generell geringerer Helligkeit der Leuchten bis hin zum Betrieb der Straßenbeleuchtung über Photovoltaikanlagen. Auch Flutlichtanlagen von Sportplätzen sollten in den Blick genommen werden, hieß es. Damit mehr CO2 aus der Luft gespeichert wird, schlugen einige der Teilnehmenden vor, brachliegende Flächen mit Mischwald aufzuforsten, Streuobstwiesen zu erhalten oder neu anzulegen, den Anbau von Bio-Produkten zu fördern sowie den Erhalt von Bäumen und Grünflächen bei Neubauvorhaben festzuschreiben.
Die Erarbeitung des Klimaschutzkonzeptes der Stadt Kehl als sogenanntes Vorreiterkonzept wird von der Ortenauer Energieagentur und der Energieagentur Regio Freiburg begleitet. Federführend bei der Stadt Kehl ist die Stabsstelle für nachhaltige Stadtentwicklung mit den Klimaschutzmanagerinnen Sofia Späth und Christine Gerardin.


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