Krawallnächte in Straßburg
"Man hat immer Sorge, dass etwas passiert"

Kehls Oberbürgermeister Wolfram Britz | Foto: privat
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Straßburg/Kehl (gro) Brennende Autos und Mülltonnen, zerstörte Wartehäuschen für Bus und Straßenbahn, Schulen und Außenstellen des Rathauses in den Quartieren wurden angezündet und in der Innenstadt kam es zu Plünderungen. In Straßburg lieferten sich jugendliche Randalierer mit der Polizei Straßenschlachten. Im Laufe der vergangenen Woche ebbten die Gewaltausbrüche, die in Straßburg wie auch in anderen Städten in Frankreich seit dem Tod eines Siebzehnjährigen in Nanterre das Nachbarland erschüttern, ab. Einer, der die Ereignisse natürlich gespannt verfolgte, war der Kehler Oberbürgermeister Wolfgang Britz.

Enger Kontakt

"Wir haben einen guten Draht nach Straßburg", schildert der OB, wie er die Krawallnächte in der französischen Nachbarstadt erlebte. Er sei sowohl von der Straßburger Stadtspitze als auch der Präfektur Bas-Rhin auf dem Laufenden gehalten worden. "Ich hatte Informationen aus erster Hand, wie die Lage auf der anderen Rheinseite ist", so Britz.
Dabei schwang natürlich auch Sorge mit, ob die Krawalle über den Rhein nach Kehl getragen werden würden. "Ich habe mich mit der Bundes- und Landespolizei ausgetauscht", beschreibt Britz. So war er über laufende Maßnahmen der Bundespolizei an der Grenze informiert. "Wir haben die Situation in Kehl genauso bearbeitet, als wenn eine angemeldete Demonstration bevorsteht", sagt der OB. Die Gefahr, dass es auch in Kehl zu Ausschreitungen kommen könne, sei durch das Einstellen des Straßenbahnverkehrs jedoch reduziert worden.
Auch mit der Kehler Feuerwehr hielt der Oberbürgermeister über die kritischen Tage Kontakt. Denn die unterstützt bei Bedarf ihre französischen Kollegen bei Einsätzen. So war es am Samstag, 1. Juli, zu einem Brand im Straßburger Rheinhafen gekommen, bei dem das grenzüberschreitenden Löschboots "Europa 1" ausrückte, auf dem auch Kehler Feuerwehrleute ihren Dienst tun.

Vor- und Nachteile

"Man hat immer Sorge, dass in seiner Stadt etwas passiert", stellt Wolfram Britz fest. "Aber wir genießen auf der einen Seite die Vorteile, Teil eines Ballungszentrums zu sein. Das bedeutet auf der anderen Seite, dass wir von den Nachteilen betroffen sein können."
Sein vordringliches Gefühl sei jedoch Betroffenheit: Sowohl über den Tod des jungen Franzosen als auch über die aufgestaute Wut, die sich gewaltsam Bahn gebrochen habe. "Der Tod des 17-Jährigen ist nicht das Einzige, was französischen Jugendlichen aus Nordafrika auf den Magen schlägt, sie fühlen sich vermutlich als Bürger zweiter Klasse", so Britz. "Es herrscht auch bei unseren Jugendlichen eine Unzufriedenheit, die es gilt ins Auge zu nehmen und somit weitere Eskalationen zu verhindern. 

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