Wendelin Grießbaum im Porträt
Er gehört noch lange nicht zum alten Eisen
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- Den Hammer schwingt Wendelin Grießbaum aus Haslach-Bollenbach immer noch, aber nur auf Nachfrage. Heute schmiedet er vor allem Reime für Gedichte und Vorträge, die er auf den Bühnen der Ortenau zum Besten gibt.
- Foto: Foto: Michael Bode
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Haslach (mak) Wenn Wendelin Grießbaum über seinen Beruf spricht, merkt man nicht nur, dass er voll in seinem Element ist, sondern auch, dass er dazu eine ganz besonders innige Beziehung hat. Und das, obwohl er eigentlich zuerst einen anderen Beruf erlernt hat. Denn bevor er den elterlichen Schlossereibetrieb übernimmt, absolviert er eine Ausbildung als Automatendreher. "Ich habe zu der Zeit aber immer schon im Betrieb meines Vaters ausgeholfen", sagt Grießbaum. Sein Vater sei ursprünglich Huf- und Wagenschmied gewesen.
Immer so arbeiten, als ob es für einen selbst ist
Nach dem frühen Tod der Mutter steigt Wendelin Grießbaum dann im väterlichen Betrieb ein. Die kleine Werkstatt, die zu Anfang lediglich 30 Quadratmeter groß war, wird sukzessive erweitert. Mittlerweile stehen Grießbaum rund 150 Quadratmeter zur Verfügung, so dass er auch größere Projekte umsetzen kann. Das nötige Wissen bringt er sich selbst bei. "Mir hat und macht die Arbeit immer noch unglaublich viel Spaß", schwärmt der 81-jährige Haslacher, der am kommenden Mittwoch seinen Geburtstag feiert. "Ich hatte immer viel Arbeit, weil ich gut war in meinem Job. Ich habe die Aufträge für meine Kunden immer so umgesetzt, als ob sie für mich selber gewesen wären", betont er. Geht nicht, gibt es bei Wendelin Grießbaum nicht. Tüfteln, ausprobieren und sich reindenken in seine Aufträge, gehören für ihn einfach zur Arbeit dazu. "Manchmal nehme ich Aufträge gedanklich auch mit ins Bett und durchdenke sie immer wieder neu." Arbeitszeiten von neun bis fünf kennt Grießbaum nicht. "Solange ich Krach machen konnte, habe ich gearbeitet", erzählt er mit einem Lachen. Sonntags hat er nach dem Gottesdienst auch schon mal seine beiden Kinder eingepackt und ist auf die Baustellen seiner Projekte gefahren, um sich die Gegebenheiten vor Ort noch einmal anzuschauen. Sein Betrieb ist weitestgehend ein Ein-Mann-Betrieb, Aushilfen gehen ihm bei größeren Projekten zur Hand. "Ich hatte mal für acht Neubauten Aufträge für Geländer", erzählt er stolz. Und weiter: "Durch meine Arbeit gibt es in Haslach unzählige Fingerabdrücke von mir."
Auch mit fast 82 Jahren arbeitet Wendelin Grießbaum immer noch, "aber nur auf Nachfrage", betont er.
Tischtennis und Dichten große Leidenschaften
Halbe Sachen macht Wendelin Grießbaum nicht. Auch nicht bei seinen zwei Leidenschaften abseits der Arbeit. Zum sportlichen Ausgleich spielte er rund 60 Jahre Tischtennis, gründete 1962 einen Verein und nahm mit dem TTC Haslach an etlichen Meisterschaften erfolgreich teil. In den 70er-Jahren konnte er mehrfach die Stadtmeisterschaft im Einzel und Doppel erringen.
Im Laufe der Zeit entwickelt sich dann ein weiteres Hobby. Wendelin Grießbaum gibt Gedichte, Lieder und Witze zum Besten. "Ich hatte schon immer Spaß auf den Lippen. Alles was ich gehört habe und was mir gefallen hat, habe ich mir gemerkt und dann in Gedichte und Vorträge eingebaut." 40 eigene Gedichte hat er mittlerweile selbst verfasst, Klassiker wie beispielsweise Schillers "Glocke" und andere Werke trägt er stets auswendig vor – teilweise auch in Mundart. Für sein Mundart-Gedicht über die Kinzig nimmt er am "Landespreis für Dialektik Baden-Württemberg" im Sommer 2024 teil und wird zur Preisverleihung nach Stuttgart eingeladen.
Auf den Bühnen der Heimat fühlt er sich wohl und seine Auftritte kommen gut an. 68 Mal konnte er im vergangenen Jahr das Publikum begeistern. Eine Kostprobe: "Wäre ich eine Dame, wäre ich schon lange keine Dame mehr, denn ich kann einfach nicht nein sagen", so der sympathische Haslacher mit einem Lachen abschließend.
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