„Im Gemeinderat sind leider sehr wenig junge Leute“
Ortenau. Am 25. Mai sind wieder Kommunalwahlen. Die Listen stehen, die Kandidaten werden um
Stimmen. Auffällig ist, dass sich die Parteien und Wählervereinigungen
um mehr Frauen und jüngere Kandidaten bemüht haben. Doch wie sieht es
bisher in den Ortenauer Ratsgremien aus.
Mit einem Durchschnittsalter von 61,06 Jahren liegt Lahr bei den großen
Kreisstädten in der Ortenau an der Spitze. Dicht gefolgt von Kehl, wo
der Durchschnitt bei 60,4 Jahren im Gremium liegt. Geradezu jugendlich
nehmen sich dagegen Oberkirch mit einem Schnitt von 52,6 Jahren oder
Achern mit rund 54 Jahren aus. Die Altersspanne liegt in Achern zwischen
31 und 72 Jahren, die in Oberkirch zwischen 35 und 65 Jahren. In
Offenburg liegt zwar das Durchschnittsalter höher mit 59,3, allerdings
sitzt hier mit 28 Jahren einer der jüngsten Gemeinderäte in der Ortenau.
Der Älteste im Rat ist 77 Jahre.
„Es ist schade, dass so wenig junge Leute im Gemeinderat sind. Ich war 37 Jahre als ich mich 1975 zum ersten Mal aufstellen ließ“, erinnert sich Karlheinz Axt, Kehler
Kommunal-Urgestein. 1980 schaffte er den Sprung ins Gremium. „Das war
damals der größte Gemeinderat in der Geschichte der Stadt mit 46
Mitgliedern“, erzählt er. Deshalb war er sicher, dass er einen Sitz
bekommt. Warum er sich aufstellen ließ? „Ich war schon immer ein
politischer Mensch“, so Axt, der damals bereits Vorsitzender des Kehler
Fußballvereins war. Warum er sich jetzt zurückzieht? „Der Zeitpunkt ist
da, wo ich nichts mehr werden und nichts mehr bleiben muss“, stellt er fest.
Die Anzahl der Ratssitze variiert je nach Stadt: Kehl und Achern haben mit 26 Mitgliedern relativ kleine Gremien. Im Mittelfeld liegen Oberkirch und Lahr, die 32 Sitze zu vergeben haben. Hinzu kommt immer noch die Stimme des Oberbürgermeisters. Der Offenburger Stadtrat
ist immerhin 40 Köpfe stark. Der Anteil der Frauen schwankt stark: Die
Nase vorn haben Lahr und Oberkirch – neun der 32 Mitglieder sind Frauen
(28 Prozent). Dicht darauf folgt Offenburg: Zehn Stadträtinnen arbeiten
hier in den Fraktionen (25 Prozent). Fünf Rätinnen bei 26 Mitgliedern
sind im Kehler Gemeinderat vertreten – eine Quote von 19 Prozent.
Schlusslicht in Sachen Frauen ist Achern mit vier weiblichen Stadträten (15 Prozent).
„Ich habe die Aufgabe immer gern gemacht“, wirbt Karlheinz Axt für das Amt. Sein Tipp für Neueinsteiger: „Man muss mit politischen Niederlagen zurecht kommen und darf sich nicht zu wichtig nehmen.“ Dabei stieg Axt in einer Zeit in die Kommunalpolitik ein, als
ein Mitglied im Gemeinderat noch eine herausragende Stellung in der
Gesellschaft hatte. „Das hat sich völlig geändert“, sagt Axt ohne
Bedauern. Unabhängig davon, welche konkreten Projekte im Mittelpunkt in
den über 30 Jahren seiner Tätigkeit in Kehl anstanden: „Drei Stichworte
tauchten immer wieder auf: Arbeitsplätze, Sicherheit und Umwelt. Die
ziehen sich wie ein roter Faden durch die Zeit.“
Auch wenn der Gemeinderat eigentlich das Sagen hat, stellt Axt fest: „Man erkennt
ziemlich schnell, dass man zwar im höchsten Organ mitspielt, aber der
Verwaltung ausgeliefert ist. Eine geschickte Verwaltung kann
Gemeinderäte führen und leiten.“ Obwohl EU-Bürger seit 1992 unabhängig
von ihrer Nationalität an ihrem Wohnort auf kommunaler Ebene wählen und
gewählt werden dürfen, sind sie in den Gemeinderäten der fünf großen
Kreisstädte nicht vertreten.
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