Hilfe gegen Schnaken: Tabletten töten Larven
Ortenau. Die Leserin aus Zell-Weierbach kam sich ein bisschen vor wie Buchbinder Wanninger aus dem berühmten Sketch von Karl Valentin. Nachdem sie sich bei ihrer
Schwester über die diesjährige Mückenplage beklagt hatte, riet ihr
diese, sich Tabletten zu besorgen. Diese helfen nicht gegen den
Juckreiz, sondern töten Larven in stehenden Gewässern oder auch
Regentonnen. Diese Tabletten, so die Schwester, die im elsässischen
Neewiller wohnt, bekomme sie selbst auf der Gemeindeverwaltung und gebe
es sicherlich auch in Offenburg.
So begann für die Leserin der Telefonmarathon. Im Offenburger Bürgerbüro wusste man von nichts und interessierte sich laut der Zell-Weierbacherin auch nicht besonders für
das Problem. Bei den Technischen Betrieben Offenburg (TBO) war die
Hilfsbereitschaft zwar größer, wo es besagte Tabletten gibt, wusste man
dort aber auch nicht. Nächste Anlaufstelle der Frau war das Landratsamt.
Die Abteilung Boden- und Gewässerschutz fragte wiederum beim
Landwirtschaftsamt an und konnte der Anruferin immerhin sagen, dass sie
solche Tabletten in einem Raiffeisenmarkt kaufen könne. Aber warum gibt
es das Mittel nicht kostenlos wie im Elsass? Oder gibt es das doch, bloß
weiß es keiner? Mit dieser Frage wandte sich die Leserin an die Guller-Redaktion.
Tatsächlich können auch Menschen in der Ortenau auf Gemeindeverwaltungen die Tabletten gegen Larven bekommen –
allerdings nicht überall. In Friesenheim beispielsweise hält es die
Verwaltung vor. Die Gemeinde ist allerdings Mitglied bei der „Kommunalen
Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage e.V.“, kurz KABS
genannt. Sie wurde 1976 gegründet und ihr Ziel ist es, die Schnakenplage
im Bereich der Oberrheinebene unter Schonung der Umwelt mit ökologisch
vertretbaren Maßnahmen einzudämmen.
„Entlang einer Strecke von etwa 300 Rhein-Kilometern zwischen Bingen im Norden und
Sasbach/Kaiserstuhl im Süden, einem Gebiet von 6000 Quadratkilometern,
wird das Aufkommen von Stechmücken mit biologischen Methoden
kontrolliert und eine Bevölkerung von rund 2,7 Millionen Menschen vor
Stechmückenplagen geschützt“, heißt es auf der Internetseite. Mitglieder
in der Ortenau sind neben Friesenheim auch Kehl, Kappel-Grafenhausen,
Meißenheim, Neuried, Rheinau, Rust und Schwanau – Offenburg eben nicht.
„Wir geben die Tabletten nur an Mitgliedsgemeinden ab“, so Dr. Norbert
Becker, Direktor der KABS auf Anfrage. Da Offenburg offensichtlich nur
selten stärker von Mücken geplagt werde, verzichte es wohl auf eine
Mitgliedschaft. Aufgrund der starken Regenfälle gebe es allerdings in
diesem Jahr auch am Fuße des Schwarzwalds Probleme mit den Schnaken.
Gerhard Schöler von der Abteilung Grünflächen und Umweltschutz bei der
Stadt Offenburg bestätigt gegenüber unserer Redaktion: „Die Stadt
Offenburg hat in den vergangenen Wochen witterungsbedingt an einigen
Stellen ein erhöhtes Aufkommen von Schnaken zu verzeichnen.“ Die
Schnaken seien größtenteils aus den Rheingebieten und von den durch
massive Niederschlagsereignisse entstandenen Wasserflächen im Hinterland
eingewandert.
„Dieses Stechmückenaufkommen ist aber nicht zu vergleichen mit der Plage, die in den Anrainergemeinden des Rheins zu
verzeichnen ist, die sich deswegen zur Bekämpfung vor einiger Zeit in
der KABS e.V. zusammen geschlossen haben“, betont Schöler. „In Offenburg
werden die Mücken mit Änderung der Witterung wieder verschwinden.“ Dies
sei ihm auch so von Dr. Norbert Becker von der KABS so bestätigt
worden. Wie er weiter sagt: „Die Stadt Offenburg sah und sieht aus
diesem Grunde bisher keinen Anlass, sich der KABS e.V. anzuschließen.
Somit sind bei der Stadt auch keine Tabletten zur Schnakenabwehr zu erhalten.“
Bezugnehmend auf die KABS empfiehlt er Offenburger Bürgern deshalb, sich bei Bedarf über das Internet dieses Granulat zu beschaffen, weist aber ausdrücklich darauf hin, dass diese Tabletten nur gegen die Mückenlarven in deren Brutstätten helfen und nur in kleineren
Wasserbehältern oder Teichen ihre Wirkung entfalten.
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