Nationalpark Schwarzwald
Erweiterung dient Mensch und Natur

Der Nationalpark Schwarzwald ist bei Besuchern sehr beliebt. | Foto: Daniel Müller/Nationalpark Schwarzwald
  • Der Nationalpark Schwarzwald ist bei Besuchern sehr beliebt.
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Seebach (st). Der Nationalpark Schwarzwald darf weiterwachsen – inhaltlich und räumlich. „Diese Aussicht ist für uns aus naturschutzfachlicher Sicht, aber auch für unsere Bildungsarbeit unheimlich wichtig“, sagt Nationalparkleiter Thomas Waldenspuhl. Denn in beiden Feldern sind die Grenzen spürbar. „Bedrohte Arten, natürliche Prozesse, aber auch Menschen auf der Suche nach Erholung brauchen Raum – genauso wie Kinder und Jugendliche, die bei uns wichtige Erfahrungen in wilder werdender Natur machen können.“

Zwei kleinen Inseln gleich erstreckt sich der Nationalpark Schwarzwald seit 2014 über 10.000 Hektar zwischen Baden-Baden und Freudenstadt. 0,7 Prozent der Landesfläche stehen dort unter ganz besonderem Schutz, wovon viele seltene und bedrohte Arten profitieren. „Wenn wir eine Chance haben wollen, Lösungen für globale Probleme wie Lebensraumverlust, Artensterben und Klimawandel zu entwickeln, müssen wir der Natur und ihrem Schutz mehr Platz einräumen“, betont Marc Förschler, der als promovierter Biologe von Beginn an die naturwissenschaftliche Forschung im Nationalpark leitet.

Weiterentwicklung

Acht Jahre nach seiner Gründung soll der Nationalpark deshalb inhaltlich weiterentwickelt und räumlich erweitert werden. Ein Prozess, den der Nationalparkrat Mitte November einstimmig befürwortete. Nächster Schritt ist nun ein breit angelegtes Beteiligungsverfahren, das mit einer repräsentativen Bürgerumfrage startet.

Rund 7.100 verschiedene Arten, darunter zahlreiche seltene oder vom Aussterben bedrohte Arten konnte Marc Förschler mit seinem Team und vielen beteiligten externen Forschern bis jetzt im Nationalpark nachweisen. „Zu den möglichen Erweiterungsflächen im Umfeld des Nationalparks gehören sehr wertvolle schützenswerte Wälder, Missen, Moore, Blockhalden, Kare und Gewässer, die noch mehr Vielfalt der Lebensräume in den Nationalpark Schwarzwald bringen würden“, sagt Förschler. Von der Integration weiterer Flächen verspricht er sich, dass weitere seltene und stark gefährdete Tiere, Pflanzen und Pilze in den Nationalpark mit aufgenommen werden. „Dadurch könnte sich das Spektrum der durch den Nationalpark dauerhaft geschützten Arten weiter erhöhen. Darüber hinaus steigt auf einer größeren Fläche auch die ökologische Resilienz, also die Widerstandskraft des Schutzgebiets gegenüber äußeren Einflüssen“, erklärt Förschler. Und ergänzt: „Der Nationalpark könnte dadurch seiner Funktion als Rückzugs- und Quellgebiet für seltene waldbewohnende Arten in Zeiten Klimawandels noch besser gerecht werden.“

Mehr als eine Million Besuche

Natürlich profitieren auch die Menschen von einem weiterentwickelten Nationalpark – den sie, das zeigen verschiedene Statistiken, schon jetzt sehr schätzen. Rund 80 Prozent der Bevölkerung Baden-Württembergs beurteilen das 2014 gegründete Großschutzgebiet positiv. Und im Zeitraum von Juli 2020 bis Juni 2021 zählte der Nationalpark erstmals mehr als eine Million Besuche. „Damit der Naturschutz bei solchem Andrang nicht ins Hintertreffen gerät, ist es wichtig, verschiedene Routen anbieten zu können, auf denen die Menschen Wildnis erleben, aber auch Erholung finden“, sagt Sebastian Schwab, Fachbereichsleiter Besucherinformation.

Die stetig steigende Nachfrage von Schulen und Kindergärten nach Besuchen im oder einer Kooperation mit dem Nationalpark zeige auch, „wie wichtig die Themen Naturschutz und Nachhaltigkeit in der Bildung sind – und wie dringend neue Unterrichtskonzepte und Angebote in der Natur gebraucht werden“. Ein wichtiges Ziel in der Weiterentwicklung des Nationalparks ist es daher, gerade Angebote für die junge Generation zu entwickeln und auszubauen: Social-Media-Kanäle, Podcasts, Filme – und natürlich auch neue Formate auf der Fläche. „Neue Kommunikationskanäle sind toll, um nach einem Besuch bei uns in Verbindung zu bleiben. Gleichzeitig machen wir aber immer wieder die Erfahrung, dass sie ein echtes Erlebnis in der Natur schön ergänzen, aber niemals ersetzen können“, sagt der Wildnispädagoge.

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