Nachfolge in den Arztpraxen ist nicht überall gesichert
Gesundheitszentren oder Gemeinschaftspraxen - Modelle für die Zukunft?

- Medizinische Versorgungszentren wie hier in Haslach könnten eine Möglichkeit sein, um einem Ärztemangel vorzubeugen.
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Mittleres Kinzigtal (her). Ist die ärztliche Versorgung im Kinzigtal noch sichergestellt? Nimmt man die neuesten Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigung von Baden-Württemberg so entfallen auf die 10.879.618 Einwohner unseres Landes im Schnitt 1.527 Einwohner je Hausarzt. Etwas günstiger zeigen sich die Zahlen für den Ortenaukreis bei 420.106 Einwohnern liegt der Schnitt bei 1479 Einwohnern je Hausarzt.
Entsprechend der Auswertung der Kassenärztlichen Vereinigung findet sich bei den Hausärzten im Raum Haslach/Hausach/Wolfach ein Versorgungsgrad von 114,7 Prozent – in diesem Raum herrscht sogar eine leichte Überversorgung. Obgleich in den Dörfern Fischerbach, Hofstetten, Mühlenbach und Oberharmersbach überhaupt keine Hausärzte praktizieren. Insgesamt gibt es in dem Bereich Harmersbachtal und Mittleres Kinzigtal bis Hornberg und Oberwolfach 36 Hausärzte. Die Gesamtzahl der in dieser Raumschaft zugelassenen und angestellten Vertragsärzte und –psychotherapeuten liegt bei 57, also Augen-, Frauen- und Kinderärzte mit eingerechnet. Am besten versorgt scheint Haslach mit 16 Ärzten, Zell und Hausach folgt mit jeweils 12 Vertragsärzten und –psychotherapeuten.
Dies sieht auch Dr. Dörte Tillack, Fachärztin für Allgemeinmedizin mit Praxis in Halsach ähnlich: „Grundsätzlich ist die ärztliche Versorgung aktuell noch gut, allerdings gibt es eine große Anzahl niedergelassener Ärzte, die in den nächsten Jahren aus Altersgründen ihre Praxis aufgeben werden.“ Und gerade die Frage der Nachfolge bereitet Martin Wetzel, Facharzt für Allgemeinmedizin in Hornberg und Vorstand der "Medizinischen QualitätsNetz Ärzteinitiative Kinzigtal e.V." ein klein wenig Zukunftssorgen: „In Hornberg beispielsweise sind alle Ärzte nah an der Rentenberechtigung oder sie haben diese schon erreicht. Die Herausforderung wird darin bestehen, hier Nachfolger zu finden.“ Dr. Wolfgang Stunder aus Zell sieht im Augenblick die ärztliche Versorgung im Kinzigtal „noch gut und stabil, da auch einige jüngere Kollegen nachgerückt sind.“
Bereits vor über zehn Jahren hat die AOK eine Hausarztzentrierte Versorgung (HzV) angeschoben. Damit will man die Rolle und Attraktivität der Hausärzte deutlich zur zentralen Figur in der ambulanten Versorgung machen. Ulrich Geiger, Hausarzt in Offenburg und Petra Spitzmüller, stellvertretende AOK-Geschäftsführerin für den südlichen Oberrhein haben die Initiative „Date mit der Ortenau“ gegründet. Dabei möchte man junge Mediziner mit hier niedergelassenen Ärzten zusammen bringen. Medizinische Strukturen und Netzwerke sollen kenntlich gemacht und über schulische Angebote, Kindergärten oder das Kinzigtal als attraktiven Wohn-, Lebens- und Arbeitsraum informiert werden. Gerade die Gefahr, dass in bestimmten Bereichen, wie bei Hautärzten oder Frauenärzten, Nachfolgeprobleme entstehen könnten, müssten bei den Kommunen Überlegungen anstellen lassen. Eine kleine Möglichkeit der Abhilfe sieht Dr. Wolfgang Hartleitner, Frauenarzt in Hausach, etwa in einem Bauzuschuss. Positiv sieht "Gesundes Kinzigtal" die Zukunft. Ihr Förderprogramm für Allgemeinmedizin, mit dem junge Ärzte ins Kinzigtal geholt werden sollen, zeigt bereits Erfolge. Saskia Hynek, Pressesprecherin von "Gesundes Kinzigtal", bestätigt, dass so die Nachbesetzung von einigen Praxen bereits gelungen sei. Dr. Tillack sieht in „Medizinischen Versorgungszentren“ eine weitere Möglichkeit junge Mediziner ins Kinzigtal zu holen: „Gerade junge Mediziner, die häufig weiblich sind, sind eher an einer Anstellung in Teilzeit interessiert, als allein eine Praxis zu führen.“
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