Urkunde für Obersasbacher Kita
Vom Wald- zum Naturpark-Kindergarten
Obersasbach Wie entsteht eine Eiche? Was braucht sie? Wo wächst sie und welche Tiere leben um sie herum? Das und vieles mehr haben die Kinder im Waldkindergarten Obersasbach über die Eiche gelernt. Damit hat der Kindergarten die Voraussetzungen erfüllt, um die Auszeichnung „Naturpark-Kindergarten“ zu erhalten. Am Mittwoch, 13. Dezember, überreichte die stellvertretende Geschäftsführerin des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord, Yvonne Flesch, die offizielle Urkunde und eine Plakette mit dem Schriftzug „Naturpark-Kindergarten“ an die Leiterin des Kindergartens, Yvonne Howald-Scheurer sowie Erzieherin Aleksandra Cajic und ihr Team.
Wertschätzung
„Die Auszeichnung ist ein Zeichen der Wertschätzung für Ihr besonderes Engagement im Bereich der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)“, sagt Flesch bei der Auszeichnungsfeier vor dem Bauwagen des Kindergartens an das pädagogische Team gerichtet. „Mit dem Naturpark-Projekt zur Eiche haben Sie den Kindern die Zusammenhänge zwischen Pflanzen, Tieren und dem Menschen sehr einprägsam erklärt. Dass das Projekt die Kinder begeistert hat, sehen wir daran, wie viel sie uns gerade darüber erzählt haben.“
Überzeugt vom Konzept des Kindergartens ist auch die Bürgermeisterin der Gemeinde Sasbach, Dijana Opitz. „Die Kinder sollen so viel Zeit wie möglich in der Natur verbringen. Sie sollen experimentieren dürfen, denn die Eindrücke und Erfahrungen der Kindheit wurzeln am tiefsten. Das stärkt die Liebe zur Heimat“, sagt Opitz bei der Auszeichnungsfeier. „Wir sind eine kleine Waldfamilie“, erklärt Cajic. „Und deshalb ist es so großartig, dass wir jetzt Naturpark-Kindergarten sind“, ergänzt Howald-Scheurer. Ganz besonders über die Auszeichnung freut sich auch der Ortsvorsteher von Obersasbach, Rudi Retsch. „Naturpark-Kindergarten, da habe ich gleich gesagt: ‚Da machen wir mit!‘“, erinnert sich Retsch.
Der Waldkindergarten Obersasbach ist der dritte Naturpark-Kindergarten im Ortenaukreis. Im Mai wurden bereits der Kindergarten St. Josef in Oberwolfach und die Waldkinder Zell am Harmersbach als Naturpark-Kindergärten zertifiziert. In der Naturpark-Kulisse ist der Waldkindergarten Obersasbach der zehnte Naturpark-Kindergarten.
Darum ging es beim Naturpark-Projekt zur Eiche
Ganz in der Nähe des Kindergarten-Bauwagens stehen zwei Eichen. Dort sitzen die Kinder an heißen Sommertagen gerne im Schatten oder machen ein gemeinsames Picknick. „Die Kinder haben oft Fragen gestellt wie zum Beispiel: ‚Wie alt ist die Eiche? Kann man Eicheln essen? Wer gibt der Eiche Wasser?‘“, erzählt die Erzieherin Aleksandra Cajic. So entstand die Idee für das Eichel-Projekt. „Unser Ziel war es, den Kindern zu verdeutlichen, wie aus einem kleinen Samen ein großer Baum entsteht. Welche Einflüsse auf ihn einwirken, welchen Nutzen Mensch und Tier von einem Baum haben können und was ein Baum alles braucht, um wachsen und gedeihen zu können“, beschreibt Cajic.
„Mein Sohn Samuel hat zuhause immer das Lied von der Eiche gesungen, das sie im Kindergarten gelernt haben“, berichtet Sandra Wölker. „Er hat auch erzählt, wie sich die Eichen mit den Jahreszeiten verändern. Es war schön mitzubekommen, wie sich das Projekt entwickelt hat.“
Im April 2022 ging es los. Die Kinder sammelten fleißig Eicheln und pflanzten sie in Töpfe. An der Außenwand des Bauwagens bringt das pädagogische Team eine große Holztafel als Basis für ein Eichel-Wandbild an. Mit selbst gesammelten Naturmaterialien und recycelten Gegenständen arbeiten die Kinder während des Projekts an dem Bild. Das fertige Wandbild zeigt am Ende des Projekts eine Eiche und ihren Lebensraum.
Nach und nach lernen die Kinder, wo Eichen wachsen, was sie brauchen, wie alt sie werden und wie sie im Jahresverlauf ihr Aussehen verändern. Die Kinder erforschen auch, welche Tiere an und um Eichen herum leben. „Da war ein Maulwurf unten am Baum“, erzählt Joris bei der Auszeichnungsfeier. „Der isst die Engerlinge weg. Die fressen nämlich die Wurzeln der kleinen Bäume auf.“
Um Antworten auf die vielen Fragen zu finden, holen sich die Kinder Hilfe bei den Naturpark-Detektiven Wally Wildschwein, Dr. Bertold Buntspecht und Fabio Fuchs. Auf deren Internetseite www.naturpark-detektive.de haben die drei Freunde ganz viele interessante Infos, Tipps und Tricks für die Kinder zusammengestellt. Mit den Naturpark-Detektiven machen die Kinder auch ein Wasser-Experiment. Dabei bauen sie in einem Eimer mehrere Schichten aus Naturmaterialien. Durch deren Filterfunktion erhalten die Kinder aus dreckigem Wasser am Ende klares.
„Die Kinder haben gelernt, achtsam mit der Natur umzugehen. Sie wissen jetzt zum Beispiel, warum das Wasser im Bach so klar ist. Und was passiert, wenn sie achtlos durch den Wald trampeln oder Müll im Wald entsorgen“, berichtet Erzieherin Cajic.
Prägende Eindrücke schaffen Heimatverbundenheit
In den Naturpark-Kindergärten lernen die Kinder die Natur und die Tiere in ihrer Region kennen. „So bauen sie schon früh eine enge emotionale Bindung zu ihrer Umwelt auf“, sagt die Stellvertretende Naturpark-Geschäftsführerin Yvonne Flesch. „Das ist für einen nachhaltigen Umgang mit der Natur sehr wertvoll.“ Und Projektmanagerin Fränze Stein ergänzt: „Bei den Projekten kommen die Kinder ihrer Heimat mit Herz und Hand nahe. Das sind Eindrücke, die prägen.“
Die Auszeichnung zum Naturpark-Kindergarten kann ein Kindergarten in der Regel nach einem Jahr erwerben. Die Zertifizierung ist fünf Jahre gültig. Mit der Auszeichnung ist der Kindergarten dazu verpflichtet, festgelegte Qualitätsstandards einzuhalten. Dazu zählt etwa, sich aktiv mit Projekten einzubringen und dafür Partnerinnen und Partner aus der Region zu gewinnen, an Fortbildungen teilzunehmen und eine nachhaltige Entwicklung anzustreben.
Hintergrund: Das Konzept
Im Naturpark-Kindergarten lernen die Kinder bei vielseitigen Projekten ihre Heimat in der Naturpark-Region besser kennen und bauen so eine natürliche Verbundenheit zu ihr auf. Die Erzieherinnen und Erzieher machen mit den Kindern Ausflüge und besuchen regionale Fachleute aus den Bereichen Land- und Forstwirtschaft, Obst- und Gartenbau, Naturschutz, Kultur und Brauchtumspflege sowie dem lokal ansässigen Handwerk. So lernen die Kinder etwa, woher die Lebensmittel kommen, wie sie sich gesund und regional ernähren können oder wie auf Bauernhöfen, Streuobstwiesen, im Forst oder im Handwerk gearbeitet wird. In den Naturpark-Kindergärten wird Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in die Praxis umgesetzt. Das BNE-Konzept ist im Bildungsplan der Landesregierung verankert.
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