Sonntagsporträt

Zum Abschalten spielt Frank Scherer E-Gitarre

Lahr "Nein, ich weiß noch nicht, ob ich 2024 erneut als Landrat kandidieren werde", überrascht Frank Scherer im Gespräch mit der Guller-Redaktion. Wie jetzt? Er hat doch so viel Herzblut in die Agenda 2030 für das Ortenau Klinikum gesteckt? Will er das Ganze nicht auch selbst umsetzen? Der 60-Jährige schüttelt lächelnd den Kopf: "Wenn man so denkt, kann man nie aufhören."

"Damals war ich etwas aufmüpfig"

Frank Scherer war schon immer ein Mensch, der Freude an Herausforderungen und noch nie Angst vor Veränderungen hatte. Die Entscheidung, Jura zu studieren, traf der junge Mann aus Dinslaken während seiner Zeit bei der Bundeswehr. "Ich war auf einer Schreibstube und hatte öfters mit rechtlichen Fragen im Zusammenhang mit der ZDV zu tun, der Zentralen Dienstvorschrift", erzählt Frank Scherer und verrät mit einem Augenzwinkern: "Auch, weil ich damals etwas aufmüpfig war." Zeitweise liebäugelte er als Berufsziel mit dem diplomatischen Dienst. Während seiner Referendarzeit ergatterte er sogar eine der begehrten Stellen bei der UNO in New York. "Auf dem offiziellen Weg hätte ich mit einer Bewerbung keine Chance gehabt", gesteht Scherer. Also schrieb er einen Abteilungsleiter persönlich, von dem er in einem Zeitungsinterview gelesen hatte. Der war von der unkonventionellen und enthusiastischen Direkt-Bewerbung so begeistert, dass er den Referendar prompt nahm. Tatsächlich hätte Scherer im Anschluss bei der UNO bleiben können. Aus familiären Gründen kehrte er dann aber doch nach Deutschland zurück und wurde Verwaltungsrichter. Später holte ihn Thomas Schäuble ins Staatsministerium des Landes. Es folgten berufliche Stationen als stellvertretender Präsident der Landesanstalt für Kommunikation sowie als Regierungsvizepräsident in Freiburg. Und dann kam 2008 die Anfrage, ob Scherer Landrat im Ortenaukreises werden möchte.

Ein Landrat ist vor allem Manager

Mancher mag vielleicht glauben, die Hauptaufgabe bestehe darin, den Kreis zu repräsentieren. Das gehört schon auch dazu. In erster Linie ist ein Landrat aber Manager. Im Landratsamt Ortenaukreis allein arbeiten 2.579 Menschen, weitere 5.800 im Ortenau Klinikum. Frank Scherer trägt die Verantwortung für die gesamte Kreisverwaltung, trifft täglich viele Entscheidungen, hat unzählige Termine. Das ist kein Nine-to-five-Job. "Auf dem Sofa liegen und nichts tun, ist selten", sagt der vierfache Vater. "Das ist aber nicht schlimm." Wenn er abschalten möchte, geht er ohnehin lieber in den Keller und greift sich seine E-Gitarre. Gerne würde er mit anderen spielen. Aber der Terminkalender lässt feste Probezeiten kaum zu. Scherers Band ist deshalb eine App. Damit lassen sich bei Musikstücken einzelne Instrumente ausblenden und er steigt mit seiner Gitarre ein. Um so aufregender war es für ihn, als er auf der Feier anlässlich seines 60. Geburtstags mit dem Landratsamtsorchester erstmals vor größerem Publikum spielte und gesteht: "So nervös war ich seit meinem mündlichen Examen nicht mehr."

Seine Kraftquellen sind Freunde und die Familie

Seine Kraftquelle sind Freunde und vor allem seine Familie. Dabei ist ihm auch umgekehrt wichtig, für diese da zu sein: "Es kam schon vor, dass ich einen Termin abgesagt habe, weil der meiner Frau wichtiger war und ich sie begleiten musste." Für ihn eine Selbstverständlichkeit, zumal Evgeniya Scherer, eine promovierte Juristin, Malerin und Modedesignerin, das für ihn schon unzählige Male getan hat. Gemeinsam mit ihr wird Frank Scherer dann auch an Weihnachten entscheiden, ob er als Landrat 2024 noch einmal antreten wird.
Lieblingsbands/Musiker

• Stevie Ray Vaughan
• "Queen"
• "Led Zeppelin"

Stücke, die er am liebsten auf der Gitarre spielt

• "Black Magic Woman", "Santana"
• "Knockin’ on Heaven’s Door" in der Version von "Guns n’ Roses"
• "The Thrill Is Gone", B. B. King

Zitat: "Meine Frau steht nicht hinter, sondern neben mir."