Die Glosse im Guller
Von der Lust an der Steuerlast
Es ist vollbracht! Doch bis es so weit war, haderte ich manches Mal mit meinem Schicksal. Ich schimpfte viel, um dann wieder in tiefe Traurigkeit zu versinken. Nein, geweint habe ich nicht, obwohl mir manchmal danach zumute war. Doch nun habe ich es geschafft. Ein energischer Klick mit der Maus und die Steuererklärung für das Jahr 2021 war erledigt.
Steuererklärung
Es gibt Dinge in meinem Leben, die machen mir einfach keinen Spaß. Dazu gehört es, Steuern zu zahlen. Nun ist das Finanzamt nicht dumm und hat schlaue Wege ersonnen, unabhängig von meiner Motivation an mein Geld zu kommen. So lässt es beispielsweise die Mehrwertsteuer auf die Packung Gummibärchen direkt beim Kauf vom Supermarkt einziehen. Die Lohnsteuer bekommt es von meinem Arbeitgeber, der mir noch den Nettolohn überweist. Nur Einnahmen, auf die der Fiskus nicht schon vorab die Finger legen kann, müssen in einer Steuererklärung angegeben werden. Und dann empfiehlt es sich natürlich, eine solche zu machen, wenn man etwas abzusetzen hat. Beispielsweise gilt das für manche Handwerkerrechnungen und Spenden oder die Fahrtkosten zur Arbeit. Keine Frage, das ist durchaus möglich. Aber zumindest für mich ganz schön nervenaufreibend.
Elster
Das fängt schon damit an, dass die Belege mit mir Verstecken spielen. Ein ganzes Jahr lang lag die Handwerkerrechnung auf meinem heimischen Schreibtisch rechts oben. Aber just in dem Moment, indem ich den Betrag in das digitale Steuerformular eintragen möchte, ist sie unauffindbar. Habe ich sie dann endlich entdeckt, spinnt das WLAN, das Programm hat sich aufgehängt oder das Internet spielt mir einen anderen bösen Streich. Funktioniert wieder alles, finde ich die verflixte Zeile im digitalen Elster-Formular nicht mehr. Das hat gefühlte 500 Seiten – von wegen die Steuererklärung sollte auf einen Bierdeckel passen. Außerdem regt es mich auf, dass ich 100 Euro ausgeben muss, um 25 Euro geltend zu machen, die mir unterm Strich dann 5,20 Euro Steuerersparnis einbringen. Es können auch 1,10 oder 9,90 Euro sein. Ich weiß es nicht, weil für mich das Thema Steuerberechnung letztendlich sowieso ein Buch mit sieben Siegeln bleibt. Da kann ich noch so sehr nach erhellenden Informationen googeln.
Arme Millionäre
Dabei stoße ich übrigens alle Jahre wieder auf Artikel über irgendwelche Millionäre, die jammern, sie würden sooo gerne wesentlich mehr Steuern zahlen, der böse Finanzminister lässt sie aber nicht. Ach, diese armen Reichen, was müssen die erst beim Ausfüllen der Steuererklärung leiden!
Anne-Marie Glaser
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