Dieter Blaeß
Seine Leidenschaft gehört der Landwirtschaft

Dieter Blaeß, Abteilungspräsident Landwirtschaft, Ländlicher Raum, Veterinär- und Lebensmittelwesen am RP Freiburg, geht jetzt Ende April in Ruhestand, bleibt seinem Beruf aber verbunden. | Foto: Michael Bode
  • Dieter Blaeß, Abteilungspräsident Landwirtschaft, Ländlicher Raum, Veterinär- und Lebensmittelwesen am RP Freiburg, geht jetzt Ende April in Ruhestand, bleibt seinem Beruf aber verbunden.
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Ortenau. Eigentlich hätte er aus dem Amt des Abteilungspräsidenten am Regierungspräsidium Freiburg schon ausscheiden und den Schreibtisch räumen können. Doch Dieter Blaeß, der am 22. Februar, seinem 65. Geburtstag, in den Ruhestand verabschiedet worden war, überlässt seinem Nachfolger keine unerledigten Aufgaben. Geschmeidige Übergänge schaffen, das ist für ihn selbstverständlich – auch wenn er damit einige Wochen Urlaub verschenkt. Das sieht er locker. Wirklich wichtig sei immer nur die Gesamtschau. Alles mit Maß und Ziel betrachten und in den gesellschaftlichen Zusammenhang stellen, das ist von jeher sein Anliegen – mehr noch, sein Lebensmotto.

Studium als Agrar-Ingenieur

Der Beruf ist ihm Berufung: „Die Landwirtschaft im engen und weiten Sinne liegt mir am Herzen.“ Kein Wunder, er stammt aus einer Landwirtsfamilie im südhessischen Viernheim und hat mit dem Studium als Agrar-Ingenieur bewusst die Weichen für seine berufliche Zukunft gestellt. In Baden-Württemberg lebt er seit 1975, in die Ortenau hat es die Familie mit drei Kindern 1984 verschlagen. Bis 1994 arbeitete Dieter Blaeß beim Landwirtschaftsamt Offenburg, zunächst für die Ausbildung zuständig, dann für die Betriebswirtschaft und Förderung. Zwischen 1994 und 2001 wurde er erstmals ans Regierungspräsidium Freiburg berufen, nach einer Stippvisite beim Ministerium in Stuttgart folgte zum 1. September 2001 abermals Offenburg – mit der Berufung zum Leiter des damaligen Amtes für Landwirtschaft, Landschafts- und Bodenkultur. 2005 klopfte das Regierungspräsidium wieder an: Ein Leiter für die Abteilung Landwirtschaft, Ländlicher Raum, Veterinärwesen und Lebensmittelsicherheit wurde gesucht.

Engagement über Grenzen hinaus

Was ihm in den 40 Berufsjahren besonders wichtig war? Natürlich die Gesamtschau. Will heißen, der Gesellschaft, dem Naturschutz und Tierwohl gerecht zu werden und gleichzeitig die heimischen landwirtschaftlichen Betriebe fit zu machen für die Zukunft: „Die jungen Leute brauchen eine gute Ausbildung, damit sie ihre Betriebe nachhaltig bewirtschaften und alle davon profitieren können.“ Im Sinne der Gesamtschau war – und ist – auch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit ein Herzensthema: „Sowohl mein Großvater als auch mein Vater waren vom Krieg betroffen. Ich wuchs mit dem Wissen auf, dass es uns ‘Jungen‘ verdammt gut geht." 

Oberrhein-Konferenz

Bereits 1987 gründete Dieter Blaeß eine Arbeitsgruppe mit zehn Landwirten aus der Ortenau und zehn aus dem Elsass. Noch heute tauschen sich die Mitglieder regelmäßig aus, ganz nebenbei sei „ein tolles Netzwerk“ entstanden. Gar nicht nebenbei hat sich der Blick auf die EU verändert: „Ich habe festgestellt, dass das Schimpfen auf Brüssel im Grunde genommen nur begrenzt gerechtfertigt ist, weil jeder Mitgliedstaat den Rahmen, den Brüssel vorgibt, unterschiedlich ausfüllt.“ Das konnte er bis heute feststellen: Am Regierungspräsidium wirkte Blaeß entscheidend in der grenzübergreifenden Oberrhein-Konferenz in den Bereichen Landwirtschaft, Weinbau, Fischerei, Jagd und Ausbildung mit. Dazu gehören neben Vertretern aus der Ortenau und der Pfalz auch Mitstreiter aus dem Elsass und der Schweiz: „Gemeinsam vom Oberrhein nach Brüssel zu marschieren, das macht schon stark.“ Das nächste Projekt, das „Interregprojekt Agroform“, läuft schon: Es konzentriert sich auf die Bewertung und die grenzüberschreitende Verbreitung alternativer und innovativer Produktionsmethoden zur Verbreitung der Green Economy in den Bereichen Obst-, Wein-, Gemüse- und Ackerbau. Das Projekt soll im März 2020 enden – und wird bis dahin von Blaeß betreut. Unerledigte Aufgaben sind eben nicht sein Ding.

Ruhestand

Von wegen Ruhestand also? Die Antwort bedarf keiner Erklärung: „Ich habe drei Kinder und zwei Enkel. Außerdem drei Pferde, bei denen ich täglich im Stall bin." Obendrein gehe er regelmäßig auf die Jagd und kümmere sich um den Obst- und Gemüseanbau im eigenen Garten. Dazu bewirtschaftet Blaeß, gemeinsam mit seinen Brüdern, den großen elterlichen Landwirtschaftsbetrieb in Viernheim. Nicht zu vergessen sein Engagement in der Kirche und die Aktivitäten in der Kommunalpolitik. Zeitprobleme? „Nein, ich sehe halt weniger fern als andere Leute.“Gabriele Ritter

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