Günther Laubis ist Redakteur, Reporter und Moderator
Radiomann, der auch das Schweigen liebt
Ortenau/Baden-Baden. Auch wenn viele sein Gesicht nicht kennen, die Stimme ist SWR-Hörern bestens vertraut. Denn Günther Laubis ist beim öffentlich-rechtlichen Hörfunk Redakteur, Reporter und Moderator.
"Ich wollte schon immer zum Radio", erzählt der 57-Jährige. Seine erste Ausbildung als Lehrer, war eigentlich nur der Tatsache geschuldet, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk als Voraussetzung für eine journalistische Laufbahn ein Studium verlangte. Also studierte Günther Laubis nach seinem Zivildienst Theologie, Englisch und Philosophie.
Dabei war es zunächst alles andere als eine Selbstverständlichkeit, dass er überhaupt das Gymnasium besuchen durfte. "Das habe ich Pater Tim zu verdanken", so Laubis, der in Offenburg bei seinen Großeltern aufwuchs. Der Kapuzinerpater kannte ihn als Ministrant und war sein Religionslehrer auf der Waldbachschule. Er war es, der seiner Oma erklärte: "Der Bub muss unbedingt auf das Gymnasium." Doch diese hatte Bedenken und wandte ein, sie könne dem Enkel als einfache Frau nicht bei den Hausaufgaben helfen. Aber Pater Tim hatte eine Lösung. Durch seine Hilfe wurde der junge Günther in einem kirchlichen Internat in Zell am Harmersbach aufgenommen: "Deshalb zahle ich heute noch gerne Kirchensteuern."
Die Arbeit als Lehrer hat ihm Spaß gemacht und wäre für ihn eine Alternative. Bereits zuvor hat Günther Laubis immer gerne mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet, während seines Zivildiensts mit geistig und körperlich behinderten. Und 13 Jahre lang war er Betreuer bei Stadtranderholungen. Noch heute ist der Journalist beim SWR in Baden-Baden für "BOGY"-Praktikanten zuständig.
Eine gehörige Portion Abenteuergeist im Blut
Guter Schüler, Ministrant – das klingt ziemlich brav. Tatsächlich hatte Günther Laubis aber schon in jungen Jahren eine gehörige Portion Abenteuergeist im Blut. Bereits damals faszinierten ihn Irland und England. Also trampte er mit 15 Jahren kurzerhand auf die britische Insel. Natürlich geschah das ohne Wissen der Erziehungsberechtigten. Die wähnten ihn mit Freunden auf einem Campingplatz in Kirchzarten. Um die Illusion aufrecht zu erhalten, hatte er Postkarten vorbereitet, die die Freunde an seine Familie senden sollten. "Sie schickten aber alle bereits nach drei Tagen ab", berichtet Günther Laubis schmunzelnd. Seine Lieben zu Hause wurden entsprechend misstrauisch, als sie kurz nach seiner Abreise Botschaften von ihm bekamen wie: "Nach zwei Wochen vermisse euch jetzt sehr." Bei seiner Rückkehr tagte dann erst einmal das Familiengericht: "Das Urteil war aber milde, denn letztendlich waren alle froh, dass mir nichts passiert ist." Das Fernweh blieb jedoch und da es damals schwierig war, beim öffentlich-rechtlichen Radio anzukommen, es Privatradios in der heutigen Form aber noch nicht gab, beschloss Günther Laubis, als Lehrer nach Nordirland zu gehen. Fast drei Jahre unterrichtete er dort und arbeitete sogar für das irische Radio. Es war eine tolle Zeit, zumindest bis zu dem Sprengstoffanschlag: "Elf Menschen starben, darunter vier meiner Schüler. Da wusste ich, hier will ich nicht mehr bleiben."
Es sollte nicht das letzte Mal sein, dass Günther Laubis mit Gewalt konfrontiert wurde. Insgesamt drei Mal war er später während Krisen für die ARD als Radioreporter in Ägypten, um vor Ort zu berichten. Beim ersten Mal geriet das Team gleich in einen Schusswechsel.
In aller Regel arbeitet er aber in friedlichen Gegenden. Auch das ist spannend. Das empfand Günther Laubis so, als er Ende der 80er-Jahre für das private Radio Telestar Offenburg unterwegs war und das hat sich bis heute beim SWR nicht geändert. Darüber hinaus moderiert er Diskussionen, politische oder kulturelle Veranstaltungen wie am Samstag, 14. April, um 20 Uhr das Konzert der beiden Musikvereine Ebersweier und Nesselried in der Schwarzwaldhalle in Appenweier. Echte Erlebnisse sind zudem seine Lesungen und natürlich die "Durbacher Nachlese" immer am ersten Samstag im November. Bei Letzterer tritt er "nur" als Veranstalter auf. Ob im Radio oder als Moderator bei Veranstaltungen: Sein wichtigstes Kapital ist die Stimme. Kann er auch Schweigen? "Sogar sehr gerne", meint Günther Laubis mit einem Lächeln. "Angenehmes Schweigen hat etwas."
Anne-Marie Glaser
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