Die Glosse im Guller
Keine Angst vor den Heiligen Drei Königen

Mancher Neubürger, der aus nichtkatholischen Regionen in den Ortenaukreis gezogen ist, mag gestern vielleicht einen gehörigen Schreck bekommen haben. Deshalb an dieser Stelle eine wichtige Info: Die etwas exzentrisch gekleideten Kinder, die mit einem Stern auf einem langen Stecken an den Häusern klingelten, hatten keine bösen Absichten. Sie pflegten eine katholische Tradition und waren mit kirchlichem Segen unterwegs.

Gaunerzinken

Das ist nicht allen bekannt. So alarmierte einmal ein Mann im fränkischen Bubenreuth die Polizei, weil er dachte, Verbrecher hätten sein Haus mit weißer Kreide markiert. Glücklicherweise konnten die Beamten als Verursacher schnell Caspar, Melchior und Balthasar identifizieren. Außerdem aufklären, dass es sich bei der Markierung mitnichten um Gaunerzinken übler Einbrecherbanden, sondern einen Haussegen handelt.

Spenden

Entschuldigung, ich vergaß zu erwähnen: Caspar, Melchior und Balthasar waren drei Könige aus dem Morgenland, die mit Weihrauch, Gold und Myrrhe im Gepäck einem Stern folgten, der sie zum Jesuskind führte. Woher sie genau kamen, wie sie wirklich hießen und ob sie tatsächlich blaues Blut hatten, ist ungewiss. Sie werden trotzdem als Heilige verehrt und alle Jahre wieder verkleiden sich katholische Knirpse als Könige, studieren ein kleines Programm ein und ziehen damit von Haus zu Haus. Dabei werden Spenden für arme Kinder gesammelt.

Kulturelle Aneignung

Früher malte sich einer immer das Gesicht schwarz an. Das ist inzwischen verpönt. Weiter diskutieren manche, ob das Ganze nicht gar kulturelle Aneignung und insofern unschicklich ist. Außerdem hat der Feminismus bei den Katholiken so weit Einzug gehalten, dass Mädchen mitmachen dürfen. Immer mehr bezeichnen sie deshalb als Heilige Drei König*innen. Wie auch immer, sie sind harmlos. Das Schlimmste, was passieren könnte, wenn ihnen jemand die Haustür öffnet: Sie lösen mit ihrem Weihrauchkessel den Rauchmelder aus.

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