Wenn Fressfeinde oder Konkurrenten ausbleiben
Gefährliche Neophyten
Ortenau (mak). Sie wurden meist als Zierpflanze oder Nutzpflanze importiert oder versehentlich mittransportiert. Als sogenannten Neophyten (griechisch für Neupflanze) werden Pflanzen bezeichnet, die nach 1492, dem Jahr der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus, zu uns gelangten.
Verdrängung heimischer Pflanzen
"Die meisten Neophyten haben ökologische Nischen besetzt und haben sich in unserer heimischen Flora integriert", erklärt Hans-Jürgen Kiefer vom Amt für Umweltschutz beim Landratsamt des Ortenaukreises. Erst wenn sich diese unkontrolliert vermehrten, spreche man von invasiven Neophyten. Sie seien vor allem dann problematisch, wenn sie einheimische Pflanzen oder ganze Biotope verdrängen würden, so Kiefer weiter. Zum Teil könne sich durch invasive Arten sogar das Landschaftsbild verändern.
Die Gründe für die Ausbreitung der invasiven Arten sieht Kiefer vor allem in der hohen Fortpflanzungsrate durch die vegetative Vermehrung oder durch viele Samen. "Das Klima und der Boden sind recht ähnlich wie in ihren Herkunftsgebieten. Hier bei uns fehlen allerdings die Konkurrenten, Krankheiten oder Fressfeinde", so Kiefer. Problematisch sind invasive Neophyten aber nicht nur für das Landschaftsbild, sondern sie können auch das Sicherheitsstreben der Menschen beeinflussen. "An Gewässern können invasive Pflanzen den Hochwasserschutz beeinträchtigen, in der Forstwirtschaft können sie die Naturverjüngung erschweren oder verhindern wie zum Beispiel die spätblühende Traubenkirsche", erklärt Kiefer.
Beispiele für problematische Neophyten
In der Ortenau seien vor allem der Sachalin- und Japanstaudenknöterich, zum Teil Riesenbärenklau und Drüsiges Springkraut besonders problematisch. Sie kommen vor allem am Rand von Gewässern vor. Wer diese Pflanzen im heimischen Garten entdeckt, sollte frühzeitig reagieren und die Pflanzen regulieren oder ganz entfernen, so lange sie noch klein seien, so Kiefer weiter.
Beim Riesenbärenklau oder der Beifußblättrigen Ambrosia ist allerdings Vorsicht geboten. Sie können auch für den Menschen gefährlich werden. "Der Saft des Riesenbärenklaus enthält phototoxische Giftstoffe, die schwerwiegende Hautveränderungen verursachen können. Die Beifußblättrige Ambrosia hat ein extrem hohes Potential Allergien auszulösen", warnt Kiefer.
Einen Königsweg bei der Bekämpfung invasiver Neophyten gebe es nicht, denn für jede Pflanzenart gebe eine andere Methode – meist mechanisch, seltener chemisch. "Bei den widerstandfähigen Neophyten kommt auch eine Kombination aus beidem in Betracht", erläutert er. Und weiter: "Wichtig beim Sachalin- und Japanstaudenknöterich ist, dass alle Pflanzenteile verbrannt oder bei 70 Grad Celsius kompostiert werden müssen." Ausgraben nütze kaum etwas, da die Wurzeln bis zu drei Meter tief in den Boden reichen könnten. Auch die Verhinderung der Ausbreitung neuer Herde sei wichtig.
In Achern beispielsweise wird dem Japanstaudenknöterich, der im Bereich der Ausgleichsfläche zum gewerblichen Bebauungsplangebiet "Mittelmatten 2" Probleme bereitet, mit einer Mahd und einer lichtdichten und dicken Folie zu Leibe gerückt und damit abgedeckt, um eine massive Schädigung des umliegenden Bewuchses durch den Einsatz von Baggern oder Herbiziden zu verhindern, teilt die Stadtverwaltung mit.
Wichtig sei, so Hans-Jürgen Kiefer abschließend, die fachgerechte Entsorgung des Pflanzenmaterials und verweist auf die Hinweise des Eigenbetriebs Abfallwirtschaft des Ortenaukreises im Internet.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.