Die Glosse im Guller

EU-verordnete Sabberfalle mit Verletzungsgefahr

Mein Kollege ist als rheinische Frohnatur alles andere als ein stilles Wasser. Er trinkt es aber gerne. Wenn er unterwegs ist, ist das ein echter Vorteil. Ganz einfach, weil es Wasser ohne Kohlensäure in Plastikflaschen mit Nuckelverschluss gibt.
Power-Bubbles
Ich bin dagegen durch und durch ein Power-Bubbles-Mensch. Sprudelndes Wasser ist einfach durstlöschender. Dieses gibt es auch für unterwegs in so praktischen wiederverschließbaren kleinen Plastikflaschen. Aber die Deckel müssen seit Juli fest mit der Flasche verbunden sein. Das will die EU, damit die Verschlüsse sicher zusammen mit den PET-Flaschen recycelt werden. Ein ehrbares Ziel, aber haben Sie schon mal aus einer Flasche getrunken, deren Deckel Ihnen an Wange, am Kinn oder gar vor der Nase klebt?
Damit wir uns richtig verstehen: Normalerweise trinke ich aus Gläsern. Aber es gibt Situationen, da nehmen selbst kultivierte Frauen gerne mal einen schnellen Schluck direkt aus der Pulle. Beispielsweise im Flughafen während des zentimeterweisen Vorrückens beim Boarding. Bei Letzterem habe ich mich vergangene Woche dank des blöden Verschlusses beim Trinken noch mehr verschluckt und gesabbert als das Kleinkind vor mir in der Reihe.
Ursula von der Leyen
Der Mann, der mit mir Tisch und Bett, aber nicht die Leidenschaft für kohlensäurehaltige Getränke teilt, wollte das Elend beenden und entfernte den Deckel mit einem Gegenstand, der im Handgepäck eigentlich verboten ist. Der Preis für sein unerlaubtes Tun war eine verletzte Lippe. Ich riss sie mir an dem zurückgebliebenen scharfkantigen Verbindungsstück auf.
Ach, was weiß die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, schon von den Nöten einfacher durstiger Reisenden. Sie fährt in der Limousine zum Jet, wo ihr das San Pellegrino in Kristallgläsern servieren wird. Es sei ihr gegönnt. Sie soll sich schließlich auf die Lösung drängender Probleme konzentrieren können. Also warum lenkt sich die EU mit Plastikdeckeln ab?