Die Glosse im Guller
Eine Gefangene in der Warteschleifen-Ewigkeit

Wir leben im Zeitalter der Service-Hotlines. Das ist der direkte Draht zur Lösung aller Probleme, zumindest wenn man durchkommt.
Tatsächlich mag es Millionen von Unternehmen, Institutionen und sogar Behörden geben, wo sofort beim ersten Läuten abgenommen wird. Und natürlich gibt es überall auch mal das eine oder andere schwarze Schaf. Aber warum umzingeln diese ausgerechnet mich?

Mieses Karma

Vielleicht ist das einfach nur der pure Zufall und Pech. Oder ist es möglicherweise mieses Karma? Habe ich in einem früheren Leben nach einer falschen Verbindung ein Fräulein vom Amt beleidigt und bin deshalb nun dazu verdammt, die besten Jahre meines Lebens in Warteschleifen zu vergeuden. Vor allem frage ich mich: Wie lange kann ein Mensch die "Ode an die Freude" auf Synthesizer hören, ohne dass sein Geist Schaden nimmt?
Zwischendurch wird einem ja immer wieder Hoffnung gemacht: "Bleiben Sie dran." "Wir sind gleich für sie da." So wurde ich einmal bei der Deutschen Rentenversicherung 47 Minuten lang hingehalten, nur um zu erfahren, dass diese für mein Anliegen gar nicht zuständig ist.

Rückrufoption

Theoretisch ist es sicher möglich, zu arbeiten oder sich anderweitig zu beschäftigen, während aus dem Hörer Pausenmusik dudelt. Gäbe es nicht gewisse Bedürfnisse. Spätestens dann wird aufgegeben. Am Ende geht ausgerechnet im unpassendsten Moment jemand dran. Und wer mag sich schon auf der Toilette mit dem Werkstattleiter darüber unterhalten, ob die eingelagerten Winterreifen noch genug Profil haben. Dann doch lieber weiter mit Sommerreifen fahren.
Ja, die Rückrufoption habe ich auch schon genutzt: Nach drei Tagen klingelte mich eine Verwaltungsmitarbeiterin an. Ich stand in Freiburg in der Straßenbahn und wusste die Nummer nicht, die oben rechts auf dem Bescheid steht, der zuhause lag. Schon klar, dann kann selbst die beste Service-Hotline nicht weiterhelfen.

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