Die Glosse im Guller
Der Tag des doppelten Brennpunkts im Fernsehen

Bereits am Morgen zeichnete sich ab, dass dies kein politischer Freudentag werden könnte. Während ich mich wie immer um diese Uhrzeit abmühte, Rücken- und Bauchmuskeln zu stärken, sorgten die 7-Uhr-Nachrichten im Radio für schwache Beine. Donald Trump hatte den ersten Swinging State für sich gewonnen. Außerdem wurde verkündet, dass die Ampel-Koalition mal wieder in einer Paar-Therapie versucht, die Scheidung noch ein wenig hinauszuschieben.

Präsident Donald Trump

Bei der Tagesschau am Abend dann die Gewissheit: Trump wird wieder Präsident. Die Mehrheit der US-Wähler scheinen ihn zwar unsympathisch zu finden. Aber man traut einem erklärten Ekel halt eher zu, egoistische Landesinteressen durchzusetzen. Selbst diejenigen, die einst als arme Schlucker in die USA kamen, um dort ihre Chance zu nutzen, wollen dies anderen Migranten verwehren. Jeder Penny soll ins eigene Portemonnaie. Zumindest habe ich so den Brennpunkt im Anschluss an die Tagesschau verstanden. Den hat Olaf Scholz noch brav abgewartet, bis er selbst eine Bombe platzen ließ: Unser Kanzler hat den FDP-Finanzminister rausgeworfen.

Scholz gab sich viel Mühe

Warum, das hat er dann in einer sehr ausführlichen Rede erklärt. Wie auch immer man diese inhaltlich beurteilt, Scholz hat sich jedenfalls mit ihr viel Mühe gegeben, sie möglicherweise schon lange vorbereitet und dann auswendig gelernt. Die saloppe Kurzfassung: Lindner sei ihm absichtlich ständig auf die Nerven gegangen.
Klar, das kann sich ein kraftvoller Kanzler auf Dauer natürlich nicht gefallen lassen. Wie soll er Trump trotzen oder Putin parieren, wenn er sich nicht einmal gegen den kleinen Koalitionspartner durchsetzen kann. Blöd ist halt, dass von diesem seine Kanzlerschaft abhängt. Dabei würde Scholz doch gerne noch ein bisschen weiter regieren. Deshalb wurde es auch kein Doppel-Wumms. Die Vertrauensfrage will er noch nicht stellen. Oder braucht er nur Zeit, um den Text zu üben?

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