Die Glosse im Guller

Da helfen dann nicht mal mehr Gummibärchen

Zum Glück gehöre ich keiner Religion an, die an Wiedergeburt glaubt. Sonst hätte ich nämlich Angst, bei entsprechend miesem Karma im nächsten Leben als Steuerfachgehilfin wiedergeboren zu werden. Andererseits gibt es bei uns Katholiken die Hölle. Und wer weiß schon, was sich die Teufel so ausdenken. Vielleicht müssen Sünder dort bis zum jüngsten Tag Einkommenssteuererklärungen ausfüllen, egal wie sehr sie darum flehen, lieber ins Fegefeuer geworfen zu werden.
Wenn jetzt der Eindruck entstanden ist, dass das Sammeln von Belegen und Ausfüllen von Steuerformularen für mich die Pest sind, dann ist dieser falsch. Es ist noch viel, viel schlimmer. Leider verlangt das Finanzamt trotzdem alle Jahre wieder, dass ich mich erkläre. Was ich möglichst bis auf den allerletzten Moment vor mich herschiebe.

Schnürsenkel bügeln

So gesehen hätte ich jetzt noch bis Anfang September Zeit. Aber der Mann, der mit mir nicht nur Tisch und Bett, sondern auch die Steuerschuld teilt, hat mir die Pistole auf die Brust gesetzt. Okay, er hat mir nur die Computermaus in die Hand gedrückt. Dabei guckte er jedoch so grimmig wie Rambo, wenn der sein Messer zückt. Ich versuchte, ein wenig Zeit zu schinden, mit der Behauptung, die Schnürsenkel meiner Gummistiefel müssten noch schnell aufgebügelt werden. Leider wusste mein Göttergatte, dass ich gar keine Gummistiefel besitze.

Also klickte ich mich laut leidend durch die Elster-Formulare, löschte versehentlich Zahlen, die das Finanzamt fürsorglich bereits eingespeist hatte und suchte panisch Physiotherapierechnungen. Der Mann, der einst geschworen hatte, mir in guten wie in schlechten Zeiten zur Seite zu stehen, hielt Wort, redete mir gut zu und versuchte vergeblich, mich mit Gummibärchen bei Laune zu halten.
Nach eineinhalb Stunden war es vollbracht. Um Versöhnlichkeit bemüht, räumte ich danach sogar ein, dass es diesmal gar nicht soooo schlimm war. Seine Antwort: "Für mich schon!"