Ihr Begleiter durch die Woche
Auf Fels bauen und nicht nur auf Sand

Ditmar Gasse | Foto: ag

Wer dauernd „von Pontius zu Pilatus“ geschickt wird und irgendwann merkt, dass dies auch nicht „der wahre Jakob“ ist und dann „aus Herzenslust“ auf das ganze „Tohuwabohu“ schimpft, der hat schon viermal die Bibel zitiert, ohne sich dessen vielleicht bewusst zu sein.

Bibelzitate im Alltag sind häufig, besonders Redewendungen und Ausdrücke der Lutherbibel. Aber wohl fast ebenso häufig ist die Unkenntnis über ihren biblischen Ursprung. Ich schreibe heute über die Redewendung „Auf Sand gebaut“, die wir sicherlich alle schon mehrfach in den Mund genommen haben. Auch sie hat eine biblische Wurzel. Auf Menschen bezogen, bedeutet sie ja: Da hat man jemandem vertraut, hat Wichtiges mit ihm geplant, hat sich auf ihn verlassen und auf einmal ist alles aus. Alle Träume sind geplatzt, man ist zutiefst enttäuscht von einem Menschen, der sich des Vertrauens nicht würdig erwiesen hat. Umgangssprachlich sagen wir dann: „Da hab ich wohl auf Sand gebaut“.

Biblischer Fundort dieser Redewendung ist das Ende der Bergpredigt. Da erzählt Jesus eine Geschichte, um seine Lehren zu untermauern. Sie ist ganz einfach und anschaulich. Sie erzählt von zwei Männern, die auf sehr unterschiedliche Weise ein Haus bauen, der eine auf Sand, der andere auf Felsen. Im Matthäus-Evangelium, Kapitel 7, lesen wir: „Darum, wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute. Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, fiel es doch nicht ein; denn es war auf Fels gegründet.

Und wer diese meine Rede hört und tut sie nicht, der gleicht einem törichten Mann, der sein Haus auf Sand baute. Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, da fiel es ein und sein Fall war groß.“

Wie alle Gleichnisse von Jesus ist auch das zitierte anschaulich und somit leicht für jedermann zu verstehen. Denn Jesus nahm seine bildhaften Geschichten stets aus dem Alltag seiner Zuhörer. Nur wenige, einfache Worte brauchte er, um den Menschen die frohe Botschaft von der Liebe Gottes nahezubringen.

Ich wünsche den Leserinnen und Lesern dieses Beitrags viel Gutes für die Zukunft, auch dem Guller; aber wenn Sie nach einer Enttäuschung, die wohl auch nicht ausbleiben wird, diese zusammenfassen mit den Worten „Da hab ich wohl auf Sand gebaut“, dann denken Sie vielleicht auch an den Schluss der Bergpredigt (Matthäus Kap. 5-7) oder, besser noch, lesen diese großartige Rede. Das ist in der zum Reformationsjubiläum 2017 neu herausgegebenen, schön gestalteten und sprachlich gekonnt angepassten Lutherbibel ein besonderes Vergnügen.

Ditmar Gasse ist evangelischer Dekan i. R. und schrieb damals im ersten Guller 1997 das An(ge)dacht.

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