50 Jahre Ortenaukreis
Am Ende waren die Bürger dann doch ganz zufrieden

Demonstranten in Wolfach, die bei einem Besuch des damaligen baden-württembergischen Ministerpräsidenten gegen die Kreisreform demonstrierten. | Foto: Kreisarchiv
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  • Demonstranten in Wolfach, die bei einem Besuch des damaligen baden-württembergischen Ministerpräsidenten gegen die Kreisreform demonstrierten.
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Ortenau Das Wirtschaftswunder hatte den Wohlstand gebracht. Aber auch die öffentlichen Aufgaben der Kommunen waren seit den 50er-Jahren gewachsen, Tendenz steigend. Für die vielen kleinen Gemeinden und Landkreise war das ein echtes Problem. So entstand die Idee zu einer großen Gebiets- und Verwaltungsreform. Während es bei insgesamt neun Stadtkreisen blieb, wurden aus ehemals 63 Landkreisen in Baden-Württemberg 35. Einer von ihnen der Ortenaukreis.

Kreisarchivar Dr. Cornelius Gorka

Mit 1.860 Quadratkilometern ist er flächenmäßig der größte Landkreis in Baden-Württemberg. Damals wurden ja auch die Landkreise Kehl, ohne die nördlichen Gemeinden, Lahr, Offenburg und Wolfach, ohne die östlichen Gemeinden, sowie der südliche Teil von Bühl vereint. Bis es so weit war, wurde aber heftig diskutiert. "Im Landkreis Bühl waren die Meinungen geteilt: Die nördlichen Gemeinden wollten sich eher dem Landkreis Rastatt und die südlichen eher dem Ortenaukreis anschließen", so Kreisarchivar Dr. Cornelius Gorka. Der Landkreis Lahr habe lange für seine Selbstständigkeit gekämpft und jegliche Fusionspläne mit Emmendingen abgewiesen. "Einer Vereinigung mit dem Nachbarn hätte man höchstens zugestimmt, wenn Lahr weiterhin Kreissitz geblieben wäre", erklärt Gorka. "Als dann feststand, dass der Landkreis Lahr aufgelöst wird, entschied sich der Lahrer Kreistag einstimmig für eine Angliederung an Offenburg."
Natürlich beschäftigte das Thema nicht nur Politik und Verwaltung. "Der öffentliche Protest war vor allem dort am größten, wo die Bürger den Verlust ihres Landratsamtes fürchteten", weiß der Kreisarchivar. Beispielsweise habe der damalige baden-württembergische Ministerpräsident Hans Filbinger bei einem Besuch in Wolfach am 29. Mai 1970 deutlich den Unmut der Bevölkerung zu spüren bekommen, welche gegen die Auflösung des Landkreises Wolfach protestierte.

Vorschlag von Robert Ruder

"Aber eigentlich bewegte die Menschen die parallel verlaufende Gemeindereform wesentlich mehr", sagt Cornelius Gorka. Und am Ende seien die Bürger mit der Bildung des Ortenaukreises nicht unzufrieden gewesen, wie Umfragen damals gezeigt hätten. Vor allem die Wahl des Namens Ortenaukreis sei sehr positiv aufgenommen worden: "Ich denke, dass diese Entscheidung den meisten Bürgern geholfen hat, den neuen Landkreis anzunehmen."
Als Alternative zu Städtenamen wurde laut Gorka damals für die neugebildeten Landkreise auch über neutrale Varianten nachgedacht. Neben Landkreis Offenburg bot der Landtagsausschuss deshalb Kinzig-Kreis und Kreis Ortenau an. Letzteres nahm der damalige Offenburger Landtagsabgeordneten Robert Ruder auf und schlug Ortenaukreis vor.

Demonstranten in Wolfach, die bei einem Besuch des damaligen baden-württembergischen Ministerpräsidenten gegen die Kreisreform demonstrierten. | Foto: Kreisarchiv
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