Von Windhöffigkeit bis zu Naturschutz
Windräder sorgen für umweltfreundlichen Strom

Windhöffigkeit spielt seit 2012 eine tragende Rolle. | Foto: Landratsamt
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  • Windhöffigkeit spielt seit 2012 eine tragende Rolle.
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Ortenau (mam). „Energiewende im Ortenaukreis“, verkündet das Landratsamt auf seinen Internet-Seiten. Voriges Jahr hatte dafür sogar der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller, Minister für Umwelt, dem Ortenaukreis einen „European Energy Award“ verliehen.

Den Ersten Landesbeamten Nikolas Stoermer, Vertreter des Offenburger Landrats und Dezernatsleiter auch für Umweltschutz, freut das gleichermaßen: „Erneuerbare Energien werden bereits seit hunderten von Jahren auch im heutigen Ortenaukreis genutzt, von Wasserrädern, Sägewerken, Mühlen oder Schmiedehämmer-Antrieben bis hin zum Brennholz.“ Und: „Heute sind bei uns hochmoderne Wasserkraftanlagen, Windkrafträder, Holzhackschnitzelheizungen im Einsatz.“ Im Jahr 2011 gab es da eine besondere Zäsur zur Energiewende, nämlich nach der Fukushima-Atomkraftkatastrophe mit aktualisiertem Erneuerbaren-Energien-Gesetz der damaligen Landesregierung. Dann wurde eine Potentialstudie erstellt, die auch für mehr Wind bei der regenerativen Stromerzeugung sorgen sollte.

Bis dahin waren schon bis 2005 im Ortenaukreis insgesamt 20 Windkraft-Anlagen zugelassen und errichtet worden, nach damaligem technischen Stand mit eher bescheidener Stromausbeute. 15 davon liefern heute noch Strom, etwa ein Windrad am Obersharmersbacher Brandenkopf mit 0,6 Megawatt Leistung und einer Nabenhöhe der Rotoren von 46 Metern, die heute eher niedlich anzusehen ist. Eine meist nicht funktionierende Pilotanlage im Orschweierer Bergwald wurde 2013 demontiert, ein zweites Windrad dreht sich dort immerhin noch. Zwei Alt-Anlagen im Schweighausener Weißmoos wurden ebenfalls abgebaut, eine weitere im Seelbacher Kempfenbühl durch Brand zerstört.

Ab 2012 wurde bei künftigen Genehmigungen auf vorab gemessene Windhöffigkeit geachtet, betont Stoermer. Seitdem gelten mindestens sechs Meter pro Sekunde Geschwindigkeit als erstrebenswert, um windärmere Gebiete vor unrentablen Anlagen zu verschonen. Aber auch weitere Restriktionszonen wie Landschafts- und Vogelschutzgebiete samt Naturparks sollen Tabu bleiben. So lautet die Kernfrage der Genehmigungsbehörde: Welche gefragten Windrad-Standorte sind möglichst einfach zu realisieren, mit Mindestabstand zur Wohnbevölkerung nebst Naturschutz?

Seit 2012 wurden schon 26 neue Anlagen genehmigt, mit je drei Megawatt Stromleistung. So hat auch Schweighausens Weißmoos ein neues Windrad erhalten, mit nun schon stolzen 186 Metern Nabenhöhe. Andernorts waren sogar schon 207 Meter und mehr Rotorendurchmesser angesagt. Etwa auf der Gemarkung Rauhkasten/Steinfirst von Gengenbach, Friesenheim und Hohberg, wo sich seit Spätjahr 2017 gleich vier neue Anlagen-Propeller drehen, mit einem Gesamtertrag von umweltfreundlichen zwölf Megawatt. Das toppen nur noch Ettenheim, Seelbach und Schuttertal mit sieben gemeinsamen Anlagen und über 19 erzeugten Megawatt.

Nach einem Windrad-Brand am Sulzer Schloßbühl ist dieses 2016 „repowered“ worden, also am alten Ort technisch erneuert, mit wesentlich stärkerer Anlage. Die Modernisierung schreitet noch immer voran. So auch auf der weithin sichtbaren, markanten Hornisgrinde im Norden der Ortenau. Da sind längst nicht mehr rentable drei Mini-Anlagen nun durch einen einzigen 120 nabenmeterhohen Turm ersetzt worden, dessen Propeller bringen jetzt die siebenfache Stromausbeute.

Im Landratsamt achtet man mittlerweile längst auf eine möglichst restriktionsfreie Realisierung weitgehend konfliktfreier Windkraft-Standorte unter peniblem Einbezug von Lärm-, Natur- und Artenschutz und der erwarteten ökonomischen Windstromausbeute. Mittlerweile sind rund 40 Fachbehörden, Verbände und sonstige Betroffene am Genehmigungsverfahren beteiligt. Der einstige Windrad-Boom hat sich deshalb verlangsamt. Derzeit sind noch 14 Genehmigungsverfahren anhängig, teils laufen noch die Anhörungen. Bei einem geplanten Windpark mit vier Anlagen, eine davon in Hornbergs Steigers Eck, ist das Rottweiler Landratsamt federführend. Abgelehnt wurde in Offenburg aus artenschutzrechtlichen Gründen bisher ein Antrag auf drei Windkraftanlagen auf dem Oberwolfacher Gütschkopf. Dazu wird dann das Freiburger Regierungspräsidium das nächste amtliche Wort haben.

Die Zukunft? Erster Landesbeamter Nikolas Stoermer hält den früheren Boom seitens der Windrad-Bauer für erledigt: „Das hat sich normalisiert.“ Die in der Ortenau ausgewiesenen möglichen Standorte sind nach seiner Ansicht weitgehend von Investoren schon im Genehmigungs-Blick, derzeit liegen jedenfalls keine weiteren Anfragen vor. „Die Dynamik schwächt sich ab", so Stoermer.

Windhöffigkeit spielt seit 2012 eine tragende Rolle. | Foto: Landratsamt
Die Prechtaler Schanze im Bau | Foto: Landratsamt

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