Energiebericht vorgelegt
Ortenaukreis erreicht Klimaziele deutlich

Der Kreistag | Foto: LRA

Ortenau (st). Der Ortenaukreis hat seinen Gesamtausstoß an Kohlenstoffdioxid (CO2) von 2012 bis 2018 um 9.097 Tonnen auf 15.316 Tonnen gesenkt. „Das ist ein Rückgang von über 37 Prozent, damit haben wir unser ursprüngliches Ziel, bis 2020 35 Prozent einzusparen, sogar noch übertroffen!“, erklärte Landrat Frank Scherer bei der Vorstellung des Energieberichts 2017/18 im Ausschuss für Umwelt und Technik (UTA) in der gestrigen Sitzung. Seit September 2012 nutze der Kreis bereits Ökostrom aus 100 Prozent regenerativ erzeugter Energie (zertifizierte Wasserkraft). Über 7.700 Tonnen CO2-Emissionen konnten bis Ende 2018 damit eingespart werden. Bei der Heizenergie sparte der Kreis seit 2012 insgesamt weitere 1.349 Tonnen ein.

„Dies konnte insbesondere durch energetische Sanierungsmaßnahmen bei den kreiseigenen Gebäuden und die Umstellung der Energieträger von Gas und Heizöl auf Fernwärme oder Pellets mit einem Investitionsvolumen von 22,5 Millionen Euro seit 2013 erreicht werden“, berichtete Finanzdezernentin Jutta Gnädig. Einstimmig beschlossen die Ausschussmitglieder als neue Zielvorgabe bis 2025 an den kreiseigenen Gebäuden weitere 10 Prozent an CO2-Emissionen einzusparen. Als Basis dienen dann die Daten von 2018, die Veränderungen in der Gebäudestruktur seit 2012 berücksichtigen und damit eine bessere Vergleichbarkeit ermöglichen. „Bei der Strom- und Heizungsenergie ist in der Zukunft eine weitere Reduzierung der CO2-Emissionen möglich“, ergänzte Ralf Martin vom Gebäudemanagement.

„Im Haushalt 2019/20 werden drei Millionen Euro für die energetische Sanierung von Gebäudefassaden und Fensterverglasungen der Gewerbliche Schule Wolfach und des Integrierten Beruflichen Gymnasiums Lahr eingestellt, ab 2021 sind 5,65 Millionen Euro für weitere Schulen eingeplant. Darüber hinaus werden weitere geplante Bau- und Sanierungsmaßnahmen zu einer steigenden Energieeffizienz führen“, führte Gnädig aus.

„Unter dem Strich würde der Ortenaukreis mit Erreichung der neuen Zielvorgabe die Einsparziele der Bundesregierung und der Europäischen Kommission, den CO2-Ausstoss bis zum Jahr 2030 auf der Basis von 1990 um 55 Prozent zu verringern, schon im Jahr 2025 übertreffen“, bilanzierte Landrat Scherer.

Messbare Fortschritte konnte der Ortenaukreis auch anlässlich eines Zwischenberichts zum European-Energy Award (eea) verkünden. Dieses europäische Klimaschutzlabel unterstützt durch regelmäßige Überprüfung und Beratung Anstrengungen im Bereich des Klimaschutzes und der Energieeinsparung. „Wir möchten beim Klimaschutz weiterhin mit gutem Beispiel vorangehen und sind sehr zuversichtlich, dass wir beim Re-Audit des Awards aufgrund der zahlreichen Maßnahmen, die wir in den vergangenen Jahren erfolgreich umgesetzt haben, die Punktzahl noch deutlich steigern können“, erklärte Nikolas Stoermer, Erster Landesbeamter des Ortenaukreises.

Seit 2017 ist der Kreis bereits als Europäische Energie- und Klimaschutzkommune mit dem eea ausgezeichnet. Ende dieses Jahres werde das Re-Audit angestrebt, so Stoermer. Als „Flaggschiff“ bezeichnete der Erste Landesbeamte dabei den Maßnahmenbereich „Versorgung und Entsorgung“, da der Ortenaukreis mit seinem Abfallwirtschaftsbetrieb und dem Zweckverband Abfallverwertung Kahlenberg (ZAK) international beachtet und deutschlandweit führend sei.

„Als größter Landkreis in Baden-Württemberg stellt der öffentliche Nahverkehr eine besondere Herausforderung dar. Auch hier schneiden wir sehr gut ab“, so Stoermer. Auf 26 kreiseigenen Dächern befänden sich Photovoltaikanlagen und auch im Bereich der Mobilität gebe es Fortschritte: „Der kreiseigene Fuhrpark besteht aus E-Autos, E-Bikes oder E-Lastenrädern. Auch das Jobticket wurde eingeführt, damit der ÖPNV verstärkt genutzt wird. In den letzten Jahren wurden etliche Buslinien ausgebaut oder neu eingeführt und rund acht Kilometer Radwege jährlich neu gebaut“, zählte Stoermer auf.

Sukzessive werde zudem die Beleuchtung in den Gebäuden auf LED umgestellt. Auch die Fachberatung für die Landwirtschaft trage zum Klimaschutz bei, wenn im Ergebnis mehr CO2 im Boden gespeichert werde. Ein weiteres Beispiel sei das verstärkte Engagement für den regionalen nachhaltigen Tourismus. Dennoch sei es wichtig, sich auf die Folgen des Klimawandels einzustellen. „Daran arbeiten die Fachämter im Landratsamt sehr engagiert, etwa um Waldökosysteme anzupassen oder die Versorgung mit Trinkwasser auch in trockenen Phasen sicher zu stellen“, so Stoermer.

„Klimaschutz kann nur mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energie gelingen – dazu trägt die Windenergie maßgeblich bei“, machte er deutlich. Derzeit sind 42 Windenergieanlagen mit einer Leistung von insgesamt 100 Megawatt im Ortenaukreis in Betrieb. „Die jährliche Stromproduktion dieser Windenergieanlagen beträgt 216 Millionen Kilowattstunden. Damit können bereits heute 72.000 Haushalte im Kreis mit Windstrom versorgt werden. Dieser Prozentsatz wird noch weiter steigen, da sich weitere Windenergieanlagen derzeit im Bau oder im Vorantragsverfahren befinden“, so Stoermer.

Während bei der Wasserkraft aufgrund der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie ein weiterer Ausbau kaum möglich sei, ließe sich das Feld der Photovoltaik weiter vergrößern. Ein besonders gelungenes Beispiel stelle dabei die schwimmende Anlage auf dem Baggersee Maiwald in Renchen dar, die seit vergangenem Jahr in Betrieb ist.

Um das Potential im Bereich des Klimaschutzes zukünftig noch besser ausschöpfen zu können, beschloss der UTA einstimmig, dem Kreistag die Einrichtung eine zunächst auf fünf Jahre befristete Stelle für das Klimaschutzmanagement vorzuschlagen. Damit könne ein Klimaschutzkonzept für den Ortenaukreis erstellt und neue Prozesse und Projekte initiiert werden. Der Kreistag entscheidet darüber abschließend in seiner Sitzung am 21. April.

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