Coronavirus
Ortenau verfügt über 120 Beatmungsplätze
Ortenau (ag). Innerhalb von nur fünf Tagen hatte sich die Zahl der bestätigten Covid-19-Infizierten am Donnerstag auf 483 Fälle verdoppelt, so Reinhard Kirr, Dezernent Sicherheit, Ordnung und Gesundheit im Landratsamt, bei einer Videopressekonferenz: "Deshalb kann keine Entwarnung gegeben werden." Und die Tendenz ist steigend, prognostizierte er. Gesundheitsamtsleiterin Dr. Evelyn Bressau räumte in der Konferenz offen ein: "Das ist nur die Spitze des Eisbergs." Die Dunkelziffer dürfte wesentlich höher sein. Allgemein werde von einer zwischen fünf bis zehnmal so hohen Zahl ausgegangen: "Viele merken überhaupt nicht, dass sie infiziert sind."
"Wir bereiten uns auf den Tsunami vor"
"Wir bereiten uns auf den Tsunami vor, von dem wir nicht wissen, wie hoch die Welle ist", betonte Ortenau-Klinikum-Geschäftsführer Christian Keller. Intensivplätze seien und würden weiter ausgebaut, aber auch für den "normalen" Betrieb gebe es genügend Betten. Laut Keller gibt es im Ortenaukreis derzeit 120 Beatmungsplätze, 100 beim Ortenau Klinikum, 20 bei Mediclin. "Wir bauen diese aber weiter aus", so Keller für das Ortenau Klinikum. Zur bisherigen Belegung machte der Geschäftsführer keine Angaben, da die Zahl dynamisch sei, betonte aber: "Wir haben ausreichende freie Kapazitäten." Aus dem Elsass würden keine Corona-Patienten betreut.
Laborkapazitäten
"Aufgrund der begrenzten Laborkapazitäten müssen wir bei den Tests Prioritäten setzen", machte Bressau deutlich. Das Gesundheitsamt gehe aber jeder Meldung nach. Akribisch würden alle genannten Kontaktpersonen ermittelt. Dabei werde dann individuell bei jeder Kontaktperson entschieden, ob es genüge, wenn diese ohne Test "lediglich" zwei Wochen in Quarantäne bleibe. Anders sehe das bei Risikogruppen oder eben medizinischem Personal aus. Gerade bei Letzterem ist es laut Dr. Doris Reinhardt, Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg, wichtig, möglichst schnell Gewissheit zu haben, ob eine Infizierung vorliegt. Denn bei einem negativen Testergebnis würden diese dann wieder zur Arbeit zurückkehren können. Hier gehe es um die Aufrechterhaltung der medizinischen Versorgung.
Über 20 Todesfälle
Zu den bislang über 20 Todesfällen in der Ortenau, erklärte die Gesundheitsamtleiterin, dass alle, auch die jüngeren Verstorbenen, Vorerkrankungen wie beispielsweise Bluthochdruck hatten. Bezüglich der älteren Todesopfer könne nicht mit letzter Konsequenz gesagt werden, ob sie an oder mit Corona gestorben seien.
Coronaambulanzen
Ab Montag, 6. April, sind in fünf Standorten für Infektpatienten spezielle Coronaambulanzen an sieben Tagen geöffnet. "Dort wird nicht getestet", betonte Doris Reinhardt. Es gehe vielmehr um die medizinische Versorgung. Die Ambulanzen seien an folgenden Orten: in Achern in der Gymnastikhalle neben dem Gymnasium, in der Messe Offenburg, im Nestler Carrée in Lahr sowie in den jeweiligen Musikschule in Wolfach und Oberkirch.
Krisenstab
Als zwei Schwerpunkte des Krisenstabs des Landratsamts nannte Reinhard Kirr die Beschaffung von Material wie Schutzmasken und den Ausbau der stationären Behandlungsmöglichkeiten. Hier gehe es um die Intensivbehandlung, aber ebenfalls um die Versorgung von weniger schwerwiegenden Fällen. Für Letzteres würden zusätzlich Reha-Kliniken und Heime angefragt. "Die größte Herausforderung ist, Personal zu finden", so Kirr. Hier wolle man auch auf Sanitätsdienste, vorgebildete Freiwillige und die Bundewehr zurückgreifen. Für den Fall, dass alle vorhandenen Betten belegt sind, plane der Kreis Ausweichquartiere, beispielsweise in Hotels und anderen Einrichtungen mit entsprechender Infrastruktur.
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