Aschermittwoch
Nun ist leider alles vorbei

Die Hausacher Narren trauern um die Fastnacht, die angeklagt und anschließend verbrannt wird. | Foto: Christiane Agüera Oliver
  • Die Hausacher Narren trauern um die Fastnacht, die angeklagt und anschließend verbrannt wird.
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Mittlerer Schwarzwald (cao). Bis gestern tobten sich die Narren noch einmal so richtig aus. Mit dem Aschermittwoch beginnt die vorösterliche Fastenzeit, ab heute wird 40 Tage lang bis Ostern allen Lastern entsagt. Genau 40 Tage verbrachte Jesus nämlich fastend und betend in der Wüste. Eigentlich umfasst die genaue Fastenzeit sogar 46 Kalendertage, die sechs fastenfreien Sonntage bis zum Karsamstag werden aber abgezogen.

José F. A. Oliver im Hausacher Narrencodex

Dass die Fastnacht ein katholisches Erbe ist, beschreibt José F. A. Oliver im Hausacher Narrencodex: "Unsere Fasent ist ohne ihren christlichen Kontext nicht zu erklären. Auch wenn manche Einflüsse zum Teil älteren Datums sind als unsere Religions- und Kulturgeschichte ausweisen, lesen wir das närrische Brauchtum und die damit verbundenen Taditionen fast durchweg vor dem Hintergrund der katholischen Konfession."

Hausacher Elferrat

In der Nacht zum Aschermittwoch endet also genau um Mitternacht die Fastnachtszeit. Der Narro wird in einigen Orten begraben. Die Fastnacht, Fasent oder Fasnet wird mancherorts als Verantwortliche für alle Laster der hohen Tage mit Völlerei und Ausgelassenheit angeklagt und als Strohpuppe verbrannt. So auch in Hausach, wenn in schaurigem Trauermarsch, begleitet vom Trommelschlag, dem Scharfrichter und den Maskenträgern in Trauerflor, die gefesselte Strohpuppe auf den Richtplatz geführt wird und ihr dort der Feuertod bevorsteht. "De Narregeischt in Fiir und Schtrau, un de Rolli brielt miau", beendet der leiernde Sprechchor der Blauen, so heißt der Hausacher Elferrat, die Litanei. Den Richtstab zerbricht der Narrenvater und der Scharfrichter wirft seinen leeren Geldbeutel ins Feuer.

Geldbeutelwäsche und Fischessen

Geldbeutelwäschen und Fischessen stehen heute noch in manchen Orten an, auch wenn alles sehr ruhig und traurig und gar nicht mehr närrisch bunt abläuft. Am Aschermittwoch vollziehen demnach die Narren erst mit diesem Tag den Wechsel vom ausgelassenen und fleischlichen zum geistlich gesinnten Leben.

Haslacher Narrenrat

Schlag elf Uhr von der Kirchturmuhr wird der Rathausschlüssel vom Haslacher Narrenrat an den Bürgermeister zurückgegeben und ein gemeinsames Heringsfrühstück eingenommen. In Hausach gab es früher, wie es in verschiedenen Elferatsprotokollen aus den 1930er-Jahren nachzulesen ist, "Geldsäckelwäschen" am Aschermittwoch.
Dieser lang gehegter Brauch der Geldbeutelwäsche wird von der Freien Narrenzunft Wolfach immer noch hingebungsvoll zelebriert. Am Aschermittwoch ziehen traurig dreinblickende Männer in Frack und Zylinder mit langen Stangen, an denen ihre leeren Geldbeutel und Wurzelbürsten hängen, an der Klagemauer des Finanzamtes vorbei bis zum Stadtbrunnen, um unter großem Gejammer ihre Geldbeutel zu waschen und aufzuhängen. Trauerrede, Wiedereinsetzung des Bürgermeisters und Stockfischessen folgen.

Wolfacher Narrenzunft

Wie die Wolfacher Narrenzunft berichtet, sei schon in Hansjakobs Buch "Haslacher Leut" über den Wolfacher Bürger und Narrenvater "Theodor dem Seifensieder", der um die Mitte des 19. Jahrhunderts lebte, beschrieben: "Am Aschermittwochnachmittag begruben die Wolfacher die Fastnacht. Ein Strohmann wurde von vier Mann durch die Straße getragen und die Herren gingen hintennach. Vor dem Tore ward er in einem Acker beerdigt. Hierauf begab sich der Zug zum Stadtbrunnen zurück, allwo die leeren ledernen Geldbeutel gewaschen wurden."

Bauernfastnacht

Heute ist der ganze Fastnachtstrubel vorbei. Aber: "S'goht widdr degeege" – es geht wieder dagegen und am Tag nach Dreikönig beginnt die alemannische Fastnachtszeit von Neuem. Und wer so lange nicht warten möchte, hat in einigen Orten immer noch die Möglichkeit, am kommenden Samstag die Bauernfastnacht zu erleben.

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