Ergänzung zum ÖPNV: Vom Bürgerbus bis hin zum Anruf-Sammel-Taxi
Mobilität auch dort, wo kein Linienbus im Takt verkehrt
Ortenau (ds). Wer auf dem Land wohnt und auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist, kann oft ein Lied davon singen, wie mager die Verbindungen sind. Busse verkehren mancherorts nur wenige Male täglich – eine gänzlich unbefriedigende Situation, die einige Gemeinden dazu veranlasst, das Thema Mobilität selbst in die Hand zu nehmen.
So gibt es beispielsweise in Schwanau seit 2013 einen kostenlosen Bürgerbus, der auf Initiative der Gemeindeverwaltung eingerichtet wurde. "Der Impuls ergab sich aus einer Umfrage zum Thema ,Älter werden in Schwanau'. Bei den Befragten stand das Thema Mobilität mit an vorderer Stelle", erklärt Hauptamtsleiter Michael Fertig auf Anfrage. Im Blick hatte man damals insbesondere die Ortsteile Wittenweier und Nonnenweier, die über keine Linienbusanbindung im Stundentakt verfügen. Jeweils am Dienstag- und Donnerstagvormittag fährt der Bürgerbus alle Ortsteile nacheinander an. "Die beiden Fahrer sind von der Gemeinde angestellt", so Fertig. Pro Fahrtag nutzen im Schnitt 25 Fahrgäste das Angebot. Erst Anfang des Jahres hat der Gemeinderat der Fortführung des Bürgerbusses zugestimmt, dessen Einsatz ursprünglich befristet war. Mitte Juli stimmte das Gremium außerdem einem modifizierten Fahrplan zu, der den Bedürfnissen der Nutzer noch mehr Rechnung trägt. Rund 13.000 Euro lässt sich Schwanau den Bürgerbus jährlich kosten.
1989 wurde das Anruf-Sammel-Taxi (AST) ins Leben gerufen. Dem System angeschlossen sind die Stadt Lahr sowie die Gemeinden Schuttertal, Seelbach, Friesenheim, Meißenheim, Schwanau, Kippenheim und Mahlberg. Es fährt bei Bedarf und ersetzt in den Abendstunden, an den Wochenenden sowie an Feiertagen den Linienbus. Mindestens 20 Minuten vor der gewünschten Zeit muss die Fahrt in der Taxi-Zentrale angemeldet werden. Der Fahrgast wird dann an der Bushaltestelle seiner Wahl abgeholt und bis vor die Haustür gebracht. So ist der Ort Meißenheim etwa mit der Taktverbindung der Linie 106 relativ gut mit ÖPNV versorgt. Besonders die Verbindung nach Lahr wird über diese Linie sicher gestellt. "Das heißt, tagsüber können die Bürger aus Meißenheim im Stundentakt nach Lahr fahren, um dort zu arbeiten, zur Schule zu gehen oder einzukaufen. Dies gilt für den Zeitraum von 8 bis 19.30 Uhr. Danach verkehrt der Taktbus nicht mehr. Wer nicht mit dem privaten PKW unterwegs sein kann, ist auf das AST angewiesen. Ähnlich ist es im Ort Kürzell. Kürzell ist mit der Linie 109 über Friesenheim nach Lahr angebunden. Hier handelt es sich allerdings nicht um einen stündlichen Taktbus", erläutert Hauptamtsleiter Hartmut Schröder. Rund 450 Mal wurde 2016 das AST in Meißenheim in Anspruch genommen. Die Gemeinde leistet einen Zuschuss in Höhe von 4,49 Prozent der nicht durch den Fahrpreis gedeckten Aufwendungen. Dieser beträgt rund 5.000 Euro pro Jahr. Auch der Ortenaukreis beteiligt sich mit einem Zuschuss am AST. Insgesamt wurden rund 11.000 Personen im vergangenen Jahr im ganzen Gebiet mit dem Anruf-Sammel-Taxi befördert.
Eine Besonderheit in der Ergänzung des ÖPNV ist der Vis-à-Vis-Bus – ein Projekt des Zweckverbands Vis-à-Vis, das in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen feiern kann. Der Bus verkehrt auf der Strecke Lahr – Schwanau – Erstein – Obernai und zurück. "Diese Linie ist mehr als nur ein Nahverkehrsangebot. Der Vis-à-Vis-Bus verbindet die Menschen aus dem Elsass und der Ortenau und bietet somit die Gelegenheit, die jeweils andere Rheinseite besser kennenzulernen. Die Finanzierung erfolgt durch den Zweckverband Vis-à-Vis und die SWEG", informiert die Pressestelle der Stadt Lahr.
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