Ausländerfeindlichkeit
Mit Zivilcourage gegen alltäglichen Rassismus

"Fälle von Rassismus im Alltag nehmen nicht zu, sie werden sichtbarer", so das Bündnis Aufstehen gegen Rassismus. | Foto: Corniquet/Pixabay
  • "Fälle von Rassismus im Alltag nehmen nicht zu, sie werden sichtbarer", so das Bündnis Aufstehen gegen Rassismus.
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Ortenau (rek). Gewalttätige Angriffe auf drei Frauen am Korker Baggersee vor einiger Zeit: Den von den Polizisten vor Ort als mögliche Körperverletzung aufgenommenen Vorfall schildert eine der Betroffenen als rassistischen Angriff. Während die Frauen grillen wollten – trotz Verbots –, seien sie von anderen Besuchern auch mit ausländerfeindlichen Beleidigungen angegangen worden. Zum Fall selber, so die Pressestelle des Polizeipräsidiums, würden die Ermittlungen noch laufen. Haben die Vorfälle mit rassistischem Hintergrund zugenommen? Die Guller-Redaktion hat sich umgehört.

Keine statistische Auswertung

Konkrete Zahlen hat das Polizeipräsidium nicht. "Wir haben auch durch unsere Abteilung Staatsschutz und andere interne Abläufe betreffende Leute auf dem Schirm", bestätigt die Pressestelle. Da aber Rassismus, anders als politisch motivierte Taten, kein eigenes Delikt sei, gebe es dazu keine statistischen Auswertungen.

Aufstehen gegen Rassismus

"Uns erreichen viele Berichte darüber, dass Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe etwa nicht in Clubs kommen, weil bestimmte Sicherheitsdienste das verhindern", berichtet Jenny Haas, Offenburger Sprecherin des Aktionsbündnisses Aufstehen gegen Rassismus (AGR). Sie schildert auch den Fall einer alleinerziehenden Mutter, die von ihrer Nachbarin regelmäßig grundlos rassistisch beleidigt werde. Menschen mit anderer Hautfarbe würden ständig gefragt, wo sie herkämen und warum sie so gut Deutsch sprächen. "Selbst wenn sie hier geboren sind", berichtet Haas.

Flüchtlingshilfe Rebland

Auch Heribert Schramm, aktiv in der Flüchtlingshilfe Rebland, kennt Beispiele für Rassismus im Alltag. Etwa, wenn ein tunesischer Vater mit einer Personengruppe unterwegs sei und er der einzige sei, der von der Polizei kontrolliert werde. "Die Wohnungssuche für Schwarzafrikaner ist unheimlich schwer", nennt Schramm eine weitere Situation. Er stellt fest, dass Kinder zudem vorgelebte Muster untereinander übernehmen: "Oft sind die Bemerkungen der Kinder nicht böse gemeint, aber es trifft die anderen, die dadurch einer Randgruppe zugeschoben werden." Schramm unterrichtet zudem beim Institut der Deutschen Sprache (IDS) Flüchtlinge und andere Zugewanderte: "Dort trainieren wir Situationen, wenn diese Menschen mit Ausrufen wie 'Scheiß Ausländer' konfrontiert werden." Die passende Reaktion könne beispielsweise sein: "Ich liebe Sie auch." Das rufe beim Gegenüber Erstaunen hervor, unterbreche die Aggressionswelle und zeige zudem die Überlegenheit des Beleidigten. Deutschen, so Schramm,würden solche Anfeindungen im Ausland als Touristen selten erleben. "So fehlt ihnen die Erfahrung, wie man sich in solchen Situationen fühlt", so Schramm.

Sprachliche Verrohung

"Aus unserer Erfahrung nehmen die Fälle von Rassismus im Alltag nicht zu, sie werden nur sichtbarer", erklärt Haas. Teile der Gesellschaft seien inzwischen sensibler für das Thema und hätten einen reflektierten Umgang mit Alltagsrassismus. Es sei demgegenüber feststellbar, dass "durch die zunehmende sprachliche Verrohung von Rechts Unsagbares sagbar gemacht wird und andere Teile der Gesellschaft nicht davor zurückschrecken, es zu wiederholen." Umso wichtiger sei es, sich solidarisch zu zeigen und nicht zu schweigen", erklärt Haas. Das betont auch Schramm: "Es ist nötig, Zivilcourage zu zeigen, wenn man Rassismus im Alltag erlebt, um den Vorfall nicht als Selbstverständlichkeit stehen zu lassen."

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