Alternative Formen zur Erdbestattung
Letzte Ruhe unter Bäumen liegt im Trend
Ortenau (ro). Durch die Feiertage wird gerade im November der Verstorbenen gedacht. Auf den Friedhöfen in der Ortenau flackern Kerzen, die Menschen besuchen und pflegen die Gräber ihrer Lieben. Doch die Bestattungskultur hat sich in den vergangenen Jahren verändert. Der Friedhof ist nicht mehr allein der Ort der Erinnerung, immer mehr Menschen fragen die Möglichkeit nach, in einem Wald die letzte Ruhe zu finden.
So gibt es seit April 2010 den "FriedWald" in Rheinau-Memprechtshofen. Die "FriedWald GmbH" ist ein privates Unternehmen, was bundesweit in Kooperation mit Ländern, Kommunen, Kirchen und Forstverwaltungen Baumbestattungen in gesondert ausgewiesenen Wäldern anbietet. Das Konzept ist, biologisch abbaubare Urnen an den Wurzeln eines Baumes zu stellen, um so einerseits die Nähe zur Natur zu bieten und andererseits den Pflegeaufwand für ein Grab zu minimieren.
Tatsächlich sind klassische Erdbestattungen in den vergangenen Jahren zurückgegangen. "Es ist ein starker Trend hin zur Feuerbestattung erkennbar", teilt Hubert Kloos von der Stadt Achern auf Anfrage mit. Auch der Ringsheimer Bürgermeister Pascal Weber bestätigt: "Derzeit gibt es einen klaren Trend zu den verschiedenen Urnenbestattungen." Als wichtigster Grund für die Wahl einer Urnenbestattung in den beiden Kommunen wird die geringere Pflegeaufwand an der Grabstelle angeführt: "Die Urnengräber sind klein und der Pflegeaufwand ist sehr überschaubar", sagt Hubert Kloos in Achern.
Bei Urnengräbern an Bäumen wird der Natur die Pflege überlassen, heißt es auf der Homepage von "FriedWald". Oft erinnert nur eine Holztafel am Baum an den Verstorbenen. Aufgrund der steigenden Nachfrage bietet als erster konventioneller Friedhof die Stadt Wolfach seit Oktober Baumbestattungen an. "Wir haben im Frühjahr drei Bäume gepflanzt und können 36 Plätze für Baumbestattungen anbieten", sagt Christel Ohnemus von der Stadtverwaltung Wolfach. Schon jetzt sind viele Verträge abgeschlossen worden, teilt Christel Ohnemus weiter mit. Grund für die hohe Nachfrage ist auch hier, "dass keine Pflege durch die Angehörigen nötig ist", sagt Ohnemus.
Ebenfalls ist zu beobachten, dass sich Familien schon zu Lebzeiten einen Baum aussuchen und diesen aus Vorsorge kaufen, um sich hier später bestatten zu lassen. Das sagt auch Jutta Uhl. Sie ist Mitarbeiterin der Waldservice Ortenau eG in Gengenbach, eine Genossenschaft mit den umliegenden Gemeinden als Mitgliedern. Im April 2016 eröffnete die Genossenschaft den "Ruhewald Bildtann". Dieser ist Eigentum der Stadt Gengenbach und wird von der Waldservice Ortenau als Pächter betrieben. Bis heute fanden hier 170 Urnenbestattungen an Bäumen statt und über 400 Urnengrabplätze wurden verkauft.
Im "FriedWald" in Rheinau-Memprechtshofen fanden bereits über 1.400 Beisetzungen statt und mehr als 3.500 Menschen haben sich bereits zu Lebzeiten für einen Baum oder einen Platz im Wald entschieden. So sind von den rund 850 Bäumen bereits mehr als 680 verkauft, schreibt Sarah Tabola von der "FriedWald" GmbH auf Anfrage. Die Gemeinde Ringsheim spürt die starke Nachfrage an Baumbestattungen noch nicht und beabsichtigt auch vorerst nicht, diese anzubieten: "Weil wir weiterhin eine schöne Friedhofs- und Trauerkultur auf dem Friedhof haben wollen", so Bürgermeister Pascal Weber.
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