Rainer Becker und Georg Schmitt im Gespräch
Kirche in Krisenzeiten
Ortenau (ag). Ostern ist der wichtigste Feiertag für die Christen. Mit der Auferstehung Jesu triumphiert das Leben über den Tod. Sie gibt den Gläubigen Hoffnung. Und genau danach sehnen sich viele Menschen aktuell sehr. Krieg, Klimawandel, eine scheinbar nicht enden wollende Corona-Pandemie – suchen die Menschen in diesen Krisenzeiten wieder mehr die Nähe zur Kirche und zu Gott oder werden umgekehrt die Zweifel stärker?
"Gott, warum hilfst du nicht?"
"Es gibt beides", so die Erfahrung von Rainer Becker, im evangelischen Kirchenbezirk Ortenau Geschäftsführender Dekan sowie Dekan der Region Lahr. Ebenso wie Georg Schmitt, Dekan des katholischen Dekanats Acher-Renchtal und Leiter der Seelsorgeeinheit Achertal, erlebt er in der täglichen Arbeit, wie sehr diese Themen die Menschen belasten. Das wird vor allem in den persönlichen Gesprächen deutlich sowie Eintragungen in den Fürbittenbüchern. Letztere liegen offen in Kirchen aus. Jeder kann seine Sorgen und Ängste hineinschreiben. "Dabei kommt es auch vor, dass die Frage gestellt wird: Gott, warum hilfst du nicht und machst dem Krieg ein Ende?", weiß Georg Schmitt. Andererseits erleben beide Dekane, dass viele den Wunsch haben, persönlich aktiv zu werden und ganz konkret zu helfen. "Wir sind ja die Werkzeuge Gottes", betont Rainer Becker.
Konkrete Hilfsmöglichkeiten
Die Dekanate können als Institutionen vor allem in puncto Informationsarbeit und Vernetzung eine wichtige Rolle spielen. "Konkrete Hilfe zeigen die Kirchengemeinden, indem sie kirchliche Wohnungen zur Verfügung stellen, das eine oder andere Pfarrhaus ist mit ukrainischen Flüchtlingen bewohnt. Auch für kurzfristige Unterbringung in Pfarrheimräumen sind die Kirchengemeinden offen. Dabei halten sie engen Kontakt zu den politischen Gemeinden vor Ort und sind bereit mitzuhelfen", nennt Georg Schmitt Beispiele. Und natürlich engagieren sich sowohl in den katholischen als auch in den evangelischen Kirchengemeinden haupt- und ehrenamtliche Mitglieder auf vielfältige Weise.
Tafelläden, Geld- und Sachspenden
Praktische Hilfe über die Tafelläden, durch das Sammeln von Geld- sowie Sachspenden und vieles mehr durch Kirchengemeinden und ihre Mitglieder sind wichtige Beiträge, um materielle Not zu lindern. Welche Angebote gibt es aber für Menschen, die frustriert, verstört oder verängstigt sind? "In den Gesprächen den Menschen das Gefühl zu geben, du bist nicht allein, hilft schon etwas, auch wenn wir manchmal keine direkte konkrete Hilfe anbieten können", sagt Georg Schmitt. Neben den Möglichkeiten, Kraft beim Kirchenbesuch, im Gebet, der Gemeinschaft oder im persönlichen Gespräch mit dem Pfarrer der Heimatgemeinde zu finden, verweist Dekan Rainer Becker zusätzlich auf die Telefonseelsorge als ökumenische Einrichtung.
Nun wirkt die Corona-Pandemie nicht nur auf uns als Individuum. Sie hat auch Kirche als Gemeinschaft verändert. Zusammenkünfte waren, wenn überhaupt, in der gewohnten Form lange nicht möglich. "Nur verhalten beginnen wieder die kirchlichen Gruppierungen sich vor Ort zu treffen", berichtet Georg Schmitt. Auch Rainer Becker stellt derzeit fest: "Wir erreichen bei den Veranstaltungen bei Weitem nicht die Zahlen wie zuvor. Gleichzeitig ist er begeistert, was geleistet und welche Kreativität freigesetzt wurde. Manches war zukunftsweisend. Beispielsweise werden, so beide Dekane, die digitalen Möglichkeiten weiterhin stärker genutzt werden, wo es passt.
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