Was Städte unternehmen
Graffiti: Kunst im öffentlichen Raum?

Kunst aus der Sprühdose mit offizieller Erlaubnis der Stadt Lahr | Foto: Foto: Ortenautin Jutta Huser
  • Kunst aus der Sprühdose mit offizieller Erlaubnis der Stadt Lahr
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Ortenau (ds). Selbst wenn sie manchmal noch so kunstvoll sind, in der Regel sind Graffiti auf Häusern, Brücken, Mauern oder Zügen schlichtweg Sachbeschädigung. Deren Entfernung schlägt mit hohen Kosten zu Buche, ganz zum Ärger des jeweiligen Eigentümers oder der Kommune. Wir haben in der Ortenau exemplarisch nachgefragt, wie groß das Problem mit illegaler Kunst im öffentlichen Raum ist und wie man dagegen vorgeht.

"Im gesamten Stadtgebiet kommt es regelmäßig zu Schmierereien an Gebäuden und öffentlichen Einrichtungen durch überwiegend künstlerisch anspruchslose und inhaltsleere illegale Graffiti und Schmierereien", berichtet Florain Würth, Pressesprecher der Stadt Offenburg. Meist würden sogenannte Tags – Signalkürzel, welches das Erkennungsmerkmal oder das Pseudonym eines Sprayers darstellt –, aber auch ganze Sätze oder politische Parolen auf den Hauswänden verewigt. Die Stadt Offenburg setze beim Kampf gegen illegale Graffiti auf drei Säulen: "Zum einen werden Graffitischäden an städtischen Gebäuden immer zur Anzeige gebracht. Dies ist essenziell, um die Polizei bei ihren Ermittlungstätigkeiten zu unterstützen", so Würth. Des Weiteren sei eine schnellstmögliche Entfernung zur Vermeidung des sogenannten Broken-Windows-Effekts ein wichtiger Punkt beim Kampf gegen illegale Schmierereien. "Die jährlichen Kosten der Beseitigung durch die technischen Betriebe betragen etwa 32.000 Euro", führt der Pressesprecher an. Weil die Kosten der Entfernung für Privatpersonen häufig hoch seien, würden Eigentümer oder Hausverwaltungen deshalb häufig davon absehen, Schmierereien zu entfernen.

Legale Flächen

"Gleichzeitig können solche unschönen Graffiti Einfluss auf das subjektive Sicherheitsempfinden der Bevölkerung haben und verschandeln schlicht das Stadtbild", betont Florian Würth. Um Privatpersonen zu unterstützen und einen Anreiz zur raschen Beseitigung zu schaffen, wurde 2019 das städtische Projekt „Bleib sauber – Graffiti in Offenburg“ im Rahmen der Kommunalen Kriminalprävention ins Leben gerufen. "Dank des Programms erhalten Privathaushalte seitdem auf Antrag einen Zuschuss in Höhe von 50 Prozent der Kosten für die Beseitigung illegaler Graffiti", so Würth. Außerdem setze die Stadt Offenburg auf Präventionsmaßnahmen, etwa in Form legaler Flächen, bei denen das Sprayen für Graffiti-Künstler erlaubt ist.

Derzeit gibt es zehn solcher Flächen in Offenburg, man erkennt sie an entsprechenden Schildern vor Ort. "Dieses Jahr wurde im Rahmen der Double-Trouble-Aktion die sogenannte Burda-Unterführung durch professionelle Graffiti-Künstler gestaltet. In der Vergangenheit war dieser Bereich besonders von illegalen und unschönen Graffiti betroffen", nennt der städtische Pressesprecher ein aktuelles Beispiel.

Auf Vorschlag des Jugendgemeinderats hat auch die Stadt Achern im Bereich der Tennishalle in der Morezstraße zwei Tafeln an der Außenwand angebracht, die für Graffiti verwendet werden können. "Die Anlage wurde im Oktober 2020 in Betrieb genommen und erfreut sich einer großen Beliebtheit", heißt es aus der Pressestelle. Wieviel sich die Stadt die Entfernung der illegalen Schmierereien an Gebäuden, Verkehrs- und Hinweisschilder oder an Straßenunterführungen kosten lassen muss, ist nicht bekannt, da es keine entsprechende Zusammenstellung gibt. Jedoch führt die städtische Pressestelle aus: "Seitens der Stadt Achern bestehen keine finanziellen Spielräume, von derartigen Aktionen betroffene Eigentümer finanziell zu unterstützen."

"Es ist uns ein Anliegen, legale Graffitikunst zu fördern, indem wir Flächen zur Verfügung stellen – sowohl für professionelle Sprayer als auch für Laien", heißt es aus dem Rathaus der Großen Kreisstadt Lahr. Neben der Fläche an der Seepark-Unterführung, der "Hall of Fame", gebe es immer wieder die Möglichkeit, auf bestimmten Flächen auf dem Schlachthof-Gelände zu malen. "Außerdem gibt es die Absprache, dass das Gebäude der Gemi-Bau, in dem das Kinder- und Jugendbüro der Stadt untergebracht ist, besprüht werden darf. In diesem Zuge hat die Mittelbadische Baugenossenschaft auch die dahinter gelegenen Häuser bis zum geplanten Abriss zum Sprayen freigegeben", so die Pressestelle. Derzeit prüfe die Stadtverwaltung, welche weiteren Flächen für Graffiti-Künstler geschaffen werden könnten. Zweimal jährlich veranstalte das Kinder- und Jugendbüro Graffiti-Workshops. Durch die Einrichtung von öffentlichen Flächen könnten zumindest die Sprayer von illegalen Aktionen abgehalten werden, ganz zu verhindern seien Straftaten im Zusammenhang mit Graffitis jedoch nicht. "Vergangene polizeiliche Ermittlungen haben ergeben, dass bei illegalen Schmierereien keine Rücksicht auf Privateigentum genommen wird und die Tags an viele öffentliche und private Flächen gesprüht werden", berichtet Marion Haid von der Pressestelle. Derzeit prüfe die Stadt mehrere Möglichkeiten, wie private Haushalte beim Entfernen von Graffitis unterstützt werden können und sichte hierfür auch Konzepte anderer Städte.

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