Nicht zum Schlüssel greifen
Für Kommunen sind Schmierereien keine Kunst

Ein Mülleimer mit Aufklebern und einem Schriftzug. | Foto: S. Thomas
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Ortenau (set). Sie sind in jedem Stadtbild zu finden: Schmierereien und Aufkleber. Zumeist finden sie sich auf Häuserwänden, Ampelmasten oder auch Stromkästen. Da gehören sie normalerweise nicht hin und sorgen für Unmut oder gar Enttäuschung in den Städten und Gemeinden der Ortenau.

Schmierereien verzögern Schülerprojekt

Dass sich durchaus auch mal beide Gefühle zugleich finden lassen, beweist ein Fall in Oberkirch: Hier haben, laut Pressesprecher Ulrich Reich, Täter die Freibadunterführung verunstaltet. Unmut macht sich breit, denn die Farbschmierer haben dazu eine Fläche genutzt, die für ein Kunstprojekt der Jahrgangsstufe eins des Hans-Furler-Gymnasiums vorgesehen ist.

"Die Schüler bereiten gerade ein 'street art'-Projekt vor", erklärt Ulrich Reich. "Dafür hatten sie die Wände der Unterführung grundiert, um dann diese Woche mit dem eigentlichen Kunstprojekt zu beginnen." Nun müssen erst die Farbschmierereien beseitigt werden. Die Reaktion der Gymnasiasten: "Die Enttäuschung auf Seiten der Schüler ist verständlicherweise entsprechend groß", sagt der Pressesprecher.

Beschwerden vonseiten der Bürger sind Mangelware

Die Stadt bringe solche Fälle von Schmierereien ausnahmslos zur Anzeige. Hinweise aus der Bevölkerung zu diesem Fall könnten gegenüber jeder Polizeidienststelle abgegeben werden, betont Ulrich Reich. Das Schülerprojekt sei in der Stadt sehr prominent. Auch deshalb hofft er, dass Hinweise bei der Polizei eingehen.

Dass sich die Ahndung mitunter schwierig gestaltet, teilt die Stadtverwaltung Achern auf Presseanfrage mit. Die Begründung ist einfach: Man könne schlichtweg keine Verursacher ermitteln. Auch sind Beschwerden vonseiten der Bürger Mangelware: "Am Bauhof und bei der Stadt werden so gut wie keine Beschwerden vorgetragen", schreibt die Stadt.

Stadt rät von eigenmächtigen Abkratzen ab

Dennoch gehören auch hier Schmierereien und Aufkleber zum Stadtbild: Erstgenannte kommen laut eigener Aussage meist im Bereich des Bahnhofs vor. Gelegentlich seien Graffitis auch an Sporthallen zu finden. "Am stärksten betroffen sind Verkehrsschilder und Straßenlampen", teilt die Stadtverwaltung mit. Diese werden gelegentlich beschriftet, jedoch sehr oft mit Aufklebern beklebt.

Zum Teil handele es sich um Aufkleber mit politischem Inhalt. Von einem eigenmächtigen Abkratzen des Aufklebers durch einen Schlüssel, beispielsweise durch einen Bürger, rät die Stadtverwaltung ab: Das Entfernen sei Sache des Bauhofs. Sollte ein Bürger dennoch tätig werden, darf nichts beschädigt werden, so die Stadt Achern.

Schaden liegt im drei- und vierstelligem Bereich

Diesbezüglich gibt auch Jürgen Zeilfelder, Hauptamtsleiter der Gemeinde Sasbachwalden, eine klare Antwort: "Meine Einschätzung ohne juristische Prüfung: Ich würde dazu raten, dies nicht selbst zu tun, weil eventuell der Schaden vergrößert werden könnte." Es sei besser, die Gemeinde zu informieren. Gelegentlich weisen Bürger die Gemeinde aber auf Verunreinigungen hin, so der Hauptamtsleiter.

In der Gemeinde finden sich Schmierereien und Aufkleber, so Jürgen Zeilfelder, wiederholt an Buswartehäuschen, gelegentlich an Masten von Straßenlampen und an Sitzbänken. Der Schaden geht in den drei-, teilweise auch vierstelligen Bereich: "Geschätzt zwischen 200 bis 1.000 Euro pro Jahr inklusive Personalaufwand", sagt der Hauptamtsleiter. Einzig die Stadt Oppenau scheint mit Schmierereien und Aufklebern in ihrem Stadtbild keine Probleme zu haben: "In Oppenau sind derzeit keine Fälle bekannt", sagt Stephanie Sartor vom Ordnungsamt.

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