Über die Situation in Innenstädten
Frühere Leichtigkeit ist beim Einkaufen noch nicht zurück
Ortenau (rek). Seit der Öffnung von – zu erst einzelnen, später allen – Geschäften sind inzwischen sieben Wochen vergangen. Als weiterer Schritt zur Normalisierung auch im Einzelhandel erfolgte vor vier Wochen die Grenzöffnung zu Frankreich. Um Konsum zu stärken und der Konjunktur in der Corona-Pandemie neuen Schub zu geben, hat die Bundesregierung zudem die Mehrwertsteuer gesenkt. Wir haben nachgefragt bei Handels- und Werbegemeinschaften: Wie ist die Situation in Ortenauer Städten?
City Partner Offenburg
Eine positive Tendenz bei den Besucherzahlen macht Achim Kirsche, Geschäftsführer der City Partner Offenburg aus. Für das Oberzentrum zahle sich aus, dass es familiär und überschaubar im Vergleich zu Großstädten sei. Dennoch: "Wir sind weit von einer Normalität in Umsatzfragen entfernt." Risikogruppen und zum Teil auch deren Angehörige würden sich aufgrund der Corona-Krise weiterhin oft zurückhaltend verhalten. Es gebe Branchen, wie Sport- und Fahrradgeschäfte, die würden sicher zu den Gewinnern zählen. Dafür stockt es rund um die Bekleidung samt Schuhen. "Während der Tage mit Wochenmarkt an Dienstag und Samstagen kann man das Gefühl haben, es sei fast wieder normal in der Innenstadt", sagt Kirsche. Allerdings würden die Kunden eher gezielt einkaufen: "Bummeln und Lusteinkäufe finden stark eingeschränkt statt."
Forum Hausach
Die "frühere Leichtigkeit verbunden mit der Freude am Einkaufen ist längst nicht zurück", gibt Erwin Moser, Vorstand beim Forum Hausach, Erfahrungen wieder. Dass es in einigen Branchen weiterhin starke Umsatzeinbußen gebe, liege daran, dass es weniger Anlässe zum Einkaufen gebe: nur kleine Familienfeiern, wenige Hochzeiten und stark reduzierte Urlaubsreisen. "Die Maske schränkt die Kommunikation zwischen Kunden und Verkäufern vielfach ein", erklärt Moser: "Das Lächeln im Gesicht fehlt."
Das Einkaufsverhalten habe sich verändert, stellt auch Iris Sehlinger, Geschäftsführerin des Stadtmarketings Oberkirch heraus. Es gebe weniger Bummeleinkäufe, die Kunden würden ihre Einkäufe gezielter erledigen. "Oberkirch profitiert dabei viel von den treuen Stammkunden. Die Bürger sind sehr mit ihrer Heimat verbunden und sehen sich selbst auch in der Verantwortung, die Unternehmen und den Einzelhandel zu unterstützen“, erklärt Sehlinger.
Unternehmen Ettenheim
"Es ist schön zu sehen, dass es Woche für Woche wieder normaler wird", beschreibt Viktor Weber für "Unternehmen Ettenheim" die Situation. "Dazu tragen sicher die vielen Einzelhändler bei, indem sie sich an die Auflagen halten und so Vertrauen schaffen, damit sich Kunden sicher fühlen." Allerdings sei auch zu bemerken, dass sich die Verweildauer der Kunden in den Geschäften reduziert habe. Für Ettenheim gelte zudem die Sondersituation, dass aufgrund einer Baustelle das Erreichen in Innenstadt derzeit "etwas komplizierter" sei.
Kehl: Grenzöffnung als Meilenstein
Ein Meilenstein für die Kehler Innenstadt war sicher die Grenzöffnung: "Immerhin waren in der ersten Woche nach der Grenzöffnung mit 93.067 Passanten gut doppelt so viele Menschen in der Fußgängerzone präsent wie eine Woche zuvor", so die Stadt nach einer Passantenzählung Ende Juni. Der Vergleich mit anderen Städten zeige außerdem: Aufgrund der langen Grenzschließung wachse die Besucherfrequenz in Kehl mit Verzögerung.
Mehrwertsteuersenkung
"Jede Aktion, die die Wirtschaft unterstützt, ist gut", nennt Moser die Senkung der Mehrwertsteuer eine wichtige Maßnahme. Einig sind sich alle befragten Handelsvertreter, dass vor allem hochpreisige Branchen von der Maßnahme der Bundesregierung profitieren würden. "Ein Aufholen des Umsatzes ist aber nicht möglich", hofft Kirsche trotzdem auf das wirtschaftliche Überleben der Händler.
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