Nutzen von Kirchen, Pfarrhäusern und Gemeindezentren wird untersucht
Evangelische Kirche stellt ihre Gebäude auf den Prüfstand
Ortenau (rek). Werden sie gebraucht, wie werden sie genutzt, gibt es Alternativen? Im Rahmen des Projekts "Zukunft unserer kirchlichen Häuser" wird die Landeskirche Baden jetzt im Kirchenbezirk Ortenau Kirchen, Pfarrhäuser und Gemeindezentren auf den Prüfstand nach Größe, Kosten und Nutzen stellen. Start für das Projekt ist bei der am Freitag anstehenden Ortenausynode.
Rund 240 Gebäude, dazu gehören auch die Kindergärten, gehören der evangelischen Kirche und den 63 Pfarr- und Kirchengemeinden in der Ortenau. Der größte Bezirk zählt rund 110.000 Mitglieder und damit ein Zehntel der gesamten Landeskirche. Dabei umfasst der Kirchenbezirk über den politischen Ortenaukreis hinaus die Gemeinden Schenkenzell, Schiltach, Bad Rippoldsau-Schappach (alle Schwarzwald) und Lichtenau (Hanauerland).
"Überall sind die Haushalte angespannt", bestätigt Ulrich Fröhlich-Nohe, Vorsitzender der Ortenausynode, dem Kirchenparlament. Zwei Beispiele für den Verkauf von Kirchen in der Ortenau gibt es bereits: Die Friedenskirche in Lahr hat eine freikirchliche Organisation übernommen und bei der Martin-Luther-Kirche in Kehl laufen entsprechende Gespräche mit etwa anschließender diakonischer Nutzung. "Vier Kirchen für eine Stadt wie Kehl sind schwierig", beschreibt Fröhlich-Nohe die Situation. "Vielleicht ändert sich aber auch gar nicht so viel", hegt Frank Wellhöner, geschäftsführender Dekan im Kirchenbezirk, gestern bei einem Pressegespräch die Hoffnung. Ziel der Landeskirche sei es, besser in Menschen und Projekte zu investieren als in Steine, gibt Wellhöner das Ansinnen wieder.
"Weg vom Kirchturmdenken", empfiehlt Fröhlich-Nohe und denkt auch an Kooperationen auf Gemeindeebene. Viel sei schon in den vergangenen Jahren passiert, so Wellhöner und fügt das Beispiel seiner Gemeinde im Offenburger Ortsteil Weier an. Dort hätten katholische und evangelische Kirche ein ökumenisches Gemeindezentrum geplant, das den Protestanten gehöre und von den Katholiken mitgenutzt werde. Auch im Acher-Renchtal oder Kinzigtal würde mit anderen Organisationen wie der Diakonie zusammengearbeitet. Die Kommune als Mieter oder Vermieter sei ebenfalls ein Partner vor Ort, so Wellhöner. "Kooperation hat eine riesige Bandbreite", bestätigt Fröhlich-Nohe: vom Rasenmäher über Gebäude bis hin zu Projekten. Dies betreffe auch den Gedanken der Ökumene, regen Wellhöner und Fröhlich-Nohe Gespräche mit der anderen christlichen Konfession an. "Muss eine Kirche als Kirche bestehen, wenn sie nur am Sonntag für den Gottesdienst öffnet?", fragt Fröhlich-Nohe und sieht durch den Einzug etwa von Pfarrbüro oder Projekten der Gemeindearbeit Ergänzungsmöglichkeiten und damit Einsparpotentiale. Bereits in der Vergangenheit seien zahlreiche Pfarrhäuser und Gemeindezentren umgebaut worden, sieht Wellhöner die Gemeinden angesichts der finanziellen Lage schon kompromissbereit.
"Im Augenblick sind wir bei der Besetzung der Pfarrstellen sehr gut aufgestellt", gibt Wellhöner die personelle Lage wieder. "Aber auch in der Kirchen gehen die geburtenstarken Jahrgänge in wenigen Jahren in Ruhestand", sieht Fröhlich-Nohe einen möglichen Zusammenhang mit der Gebäudesituation."Ich bin gespannt, wo wir in einem Jahr stehen", sieht Wellhöner die evangelische Kirche vor einem Wandel, von dem für ihn noch nicht klar ist, wie weit er führt. "Glauben lässt sich schwierig erfassen und ist mehr als der sonntägliche Kirchgang", sieht Wellhöner eine Schwierigkeit bei dem jetzt anlaufenden Projekt.
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