Bahnbaustelle auf Rheintalbahn kostet viele Firmen Zeit und Geld
Auswirkungen auch auf die Ortenau
Ortenau (ag/gro). Auf der Baustelle der Rheintalbahn in Rastatt wird fleißig gearbeitet. Trotzdem wird es laut Bahn bis zum 7. Oktober dauern, bis der Abschnitt wieder in Betrieb genommen werden kann. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf die Wirtschaft in der Ortenau. "Generell fällt ein leistungsfähiger Verkehrsträger für längere Zeit aus. In Anbetracht der Tatsache, dass bis zu 200 Güterzüge täglich auf der Rheintalbahn unterwegs waren, ist das Volumen, das auf die Straße und Wasserstraße verladen werden muss, immens", so Norbert Uphues, Referent für Verkehr bei der IHK Südlicher Oberrhein. "Zwar gibt es beim Güterverkehr auf der Rheintalbahn einen hohen Anteil an Transitverkehr, trotzdem trifft es auch Industrieunternehmen bei der Anlieferung von Rohstoffen und Vorprodukten. Vor allem Betriebe, die auf eine Anlieferung großer Mengen chemischer Vorprodukte angewiesen sind, werden vom Ausfall hart getroffen. Die Umstellung der Logistikketten kostet Zeit und Geld. In letzter Konsequenz sind sicher auch vorübergehende Produktionseinschränkungen denkbar."
Das können die Badischen Stahlwerke mit Sitz im Kehler Hafen bestätigen: Rund ein Drittel des Vormaterials und rund zwei Drittel der Fertigprodukte werden per Bahn transportiert. "Durch die Streckensperrung ist vor allem der Abtransport des Bewehrungsstahls stark beeinträchtigt", so das Unternehmen. Ein Ausweichen auf andere Verkehrsträger sei nur teilweise möglich, allerdings unter Inkaufnahme höherer Kosten. Noch könne die Beeinträchtigung der Waggonlogistik über die Ausnutzung zusätzlicher Lagerkapazitäten ausgeglichen werden, dies sei ebenfalls mit zusätzlichem Aufwand verbunden. Sei dies nicht mehr möglich, könne es zu Produktionskürzungen kommen.
Die Spedition Klumpp + Müller in Kehl ist vielschichtig betroffen. "Bahnseitig können uns verschiedene Kunden nur noch schlecht erreichen", stellt Prokurist Winfried Reimer, fest. Der zwei Mal wöchentlich verkehrende Containerzug zwischen Rotterdam und Kehl ist eingestellt. "Für unsere Kunden bedeutet das, dass für diese Container Alternativen gefunden werden." Die Verlagerung auf den Lkw sei mit höheren Kosten verbunden, die Fahrt mit dem Binnenschiff verlängere die Laufzeiten um zwei bis drei Tage. Außerdem sei das Lkw-Aufkommen auf den Straßen deutlich gestiegen: "Die derzeit durch Bauarbeiten schon schwierige Situation auf der A5 wird dadurch verschärft."
Der Kehler Hafen bietet das letzte Containerterminal vor der Baustelle. "Wir werden stark in Anspruch genommen", so der stellvertretende Hafendirektor Ulrich Stichler. Denn in Kehl werden Container auf Shuttle-Lkw umgeladen, die dann über die Straße nach Ludwigshafen fahren. Dort wird die Ware verteilt oder erneut auf die Bahn zum Weitertransport verladen.
Ein Wirtschaftszweig, der laut Norbert Uphues nicht vergessen werden darf, ist der Tourismus. "Die deutschlandweit wahrgenommene Ankündigung, dass bis zum 7. Oktober eine Anreise nur mit Umstiegen, Zeitverlust und Schienenersatzverkehr möglich sein wird, dürfte auch potenzielle Besucher von noch nicht getätigten Buchungen abhalten", erklärt der Referent. Auf Frage nach dem Imageverlust der Bahn meint Uphues: "Insgesamt wirft die Sperrung natürlich viele Fragen auf: Ist das Risikomanagement im Hinblick auf unerwartete Zwischenfälle angemessen gewesen? Hat die Politik es nicht seit Jahren versäumt, Ausweich- und Nebenstrecken in Stand zu halten und auszubauen? Die Rheintalbahn war ja auch zuvor bereits an ihrer Belastungsgrenze und die Nachfrage nach Güterverkehr steigt seit Jahren." In Bezug auf den Zwischenfall müsse aber abgewartet werden, ob Untersuchungen Fehler der Akteure nachweisen können. Dem sollte nicht vorgegriffen werden.
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