Problem ambulante Versorgung
Ärzte finden keine Nachfolger

Dr. Joachim Götz suchte vier Jahre einen Nachfolger und hatte lediglich zwei Interessenten. | Foto: rö
  • Dr. Joachim Götz suchte vier Jahre einen Nachfolger und hatte lediglich zwei Interessenten.
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Ortenau (rö). Eine Arbeitsgruppe „Sicherstellung der ambulanten medizinischen Versorgung im Ortenaukreis“ hat am heutigen Mittwochabend Haus-und Fachärzte sowie Psychotherapeuten zu einer „Zukunftswerkstatt“ eingeladen, um die Ergebnisse einer Umfrage bei den Ärzten zur ambulanten medizinischen Situation zu präsentieren und darüber zu diskutieren. Hintergrund der Aktion, so das Landratsamt: „Der Ärztemangel ist auch im Ortenaukreis zu spüren. Auch hier wird es immer schwieriger, schnell einen Termin bei Ärzten oder anderen Berufsgruppen im Gesundheitssystem zu bekommen.“

Dr. Joachim Götz, Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde und einer der Adressaten, weiß um ein großes Problem, dessen Folgen in zunehmenden Maße Patienten auch in der Ortenau zu spüren bekommen: Immer mehr Kollegen, die sich in den Ruhestand verabschieden wollen, finden keine Interessenten, die ihre Praxis weiterführen wollen.

Der 66-Jährige betreibt seit rund 30 Jahren eine Praxis in Ettenheim, wird diese zu Beginn des Jahres an zwei Kolleginnen übergeben. Innerhalb von rund vier Jahren Suche hatten sich nur zwei Nachfolge-Interessenten gemeldet. Bislang vergeblich auf der Nachfolge-Suche befindet sich seine Lahrer Kollegin Sigrid Duffner.

Joachim Götz leidet mit, wenn Patienten Wartezeiten bis zu vier Monaten in Kauf nehmen und seine Mitarbeiterinnen entsprechende Telefonate führen müssen, um etwa abzuklären, ob es sich tatsächlich um einen Notfall handelt, für den es natürlich keine Wartezeiten gibt. Im Schnitt 100 Patienten täglich behandelt der Arzt in 49 Sprechstunden pro Woche. Er stellt die Frage: „Wo sollen die Leute hin, wenn sich die Zahl reduziert?“ Dabei werde die Lage, so Götz auch mit Blick auf andere medizinische Fachbereiche „immer dramatischer“.

Eine Zustandsbeschreibung und Frage, mit der sich wohl auch zuvorderst die von der Kommunalen Gesundheitskonferenz (KGK) ins Leben gerufene Arbeitsgruppe „Sicherstellung der ambulanten medizinischen Versorgung im Ortenaukreis“ befassen muss, die die Umfrage unter 288 Allgemeinärzten, 283 Fachärzten und 120 Psychotherapeuten startete und deren Ergebnisse nun den Ärzten präsentiert werden sollen.

Was kann unternommen werden, um Engpässen vorzubeugen? Mögliche konkrete Szenarien seien noch nicht entwickelt, betonte Dr. Janine Feicke, Leiterin der KGK-Geschäftsstelle auf Anfrage. Ziel der Kommunalen Gesundheitskonferenz sei, „sektorenübergreifend zu denken“, was bedeute, „dass die stationäre und ambulante Versorgung noch besser verzahnt werden sollen und auch innerhalb der ambulanten Versorgung die Kommunikation unter den Beteiligten weiter verbessert werden kann“. Eine Rolle könnten dabei die Klinikstandorte Oberkirch, Kehl und Ettenheim spielen, die als stationäre Kliniken aufgegeben werden und zu Gesundheitszentren sowie Notfallstandorten weiterentwickelt werden sollen.

Dr. Joachim Götz hat mit Blick auf das Ärztehaus mit Fachärzten unterschiedlicher Disziplinen unter einem Dach einen Vorschlag parat: Der Landkreis übernimmt den Sitz eines Kollegen, der keinen Nachfolger findet, siedelt den Arzt im Gesundheitszentrum an. Dort wäre der Arzt als Angestellter tätig.

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