Kulturchefin Carmen Lötsch liebt Herausforderungen
Offenburg. Noch gibt es in ihrer neuen Wohnung einiges zu tun. Schließlich ist Carmen Lötsch erst vor kurzem eingezogen. Zunächst alleine, aber die 15-jährige Tochter und
der Ehemann der neuen Fachbereichsleiterin Kultur in Offenburg werden
aus Sachsen nachkommen. Die beiden älteren Söhne sind schon aus dem
Haus.
Tatsächlich liebt Carmen Lötsch neue Herausforderungen. Das war bereits in der Jugend so. Nach dem Abitur zog es sie gleich in das damals noch geteilte West-Berlin. Seit einer Klassenfahrt war sie fasziniert von der Stadt. Also suchte sich die gebürtige Stuttgarterin
dort einen Ausbildungsplatz. Um in West-Berlin mit dem mageren
Lehrlingsgehalt über die Runden zu kommen, räumte sie damals abends im
Supermarkt Regale ein.
„Ich wollte immer schon etwas im Kulturbereich studieren. Aber das musste ich mir selbst finanzieren“, erzählt die 48-Jährige. Deshalb lernte sie zunächst Steuer- und
Wirtschaftsfachangestellte. „Ich habe das nicht gemacht, weil das mein
Traumberuf war“, gibt sie zu. Aber damals standen Frauen noch nicht alle
Berufe so offen wie heute. Da galt es eben, eine pragmatische
Entscheidung zu treffen. Und die Erfahrung als Steuer- und
Wirtschaftsfachangestellte sollte sich bei ihrer späteren beruflichen
Tätigkeit sogar noch als großer Vorteil erweisen. Denn wie Carmen Lötsch
mit einem Lächeln betont: „Ich kann mit Geld umgehen.“
Nach einigen Berufsjahren konnte sie sich finanziell dann endlich ihren
ursprünglichen Traum erfüllen. Carmen Lötsch schloss zuerst in Dresden
ein Pädagogik- und Germanistik-Studium ab, dann studierte sie
Kulturmanagement. Anschließend verschlug es sie nach Hoyerswerda, wo die
dreifache Mutter 2006 als Direktorin des Eigenbetriebs Kultur und
Bildung anfing. Zu diesem kam dann 2010 auch der städtische Zoo. Ein
Jahr später wurde alles in einer GmbH zusammengefasst und Carmen Lötsch
Geschäftsführerin.
Das Budget war leider äußerst knapp und es musste sehr schmerzhaft eingespart werden. In dieser Situation war es natürlich überlebensnotwendig, dass die Geschäftsführerin gut mit Geld
und Ressourcen umgehen konnte. Einsparungen sind immer mit viel Frust
verbunden. „Das kann man nur gemeinsam mit allen Beteiligten angehen“,
erklärt die Schwäbin. „Aber jeder zog mit.“ Vor allem durch den Zoo
kamen Probleme auf Carmen Lötsch zu, die sie bis dahin nicht kannte. Die
neue Herrin über Löwen, Erdmännchen und Rautenkrokodile musste sich
erst einmal einarbeiten: „Ich habe mich mit meinen Tierpflegern
zusammengesetzt, um die Situation zu analysieren.“ Außerdem vernetzte
sie sich mit anderen Zoodirektoren.
Siebeneinhalb Jahre managte Carmen Lötsch Kultur, Bildung und Zoo, die Sparziele wurden alle
erreicht und dann kam die neue Hiobsbotschaft: Es reicht trotzdem nicht.
Der Gürtel muss ab sofort noch enger geschnallt werden. „Da ist man
doch irgendwann nicht mehr glaubwürdig“, erklärt die ehemalige
Geschäftsführerin mit einem ernsten Kopfschütteln.
Das war aber nicht der einzige Grund, warum die 48-Jährige eine neue Tätigkeit
suchte: „Wenn man auf die 50 zugeht und noch einmal etwas anderes machen
möchte, dann sollte man nicht warten.“ Also begann sie sich umzusehen
und wurde in der Ortenau fündig. Die Aufgabenstellungen in Offenburg
sind ihrer Meinung nach zwar ganz anders, aber ebenfalls anspruchsvoll:
„Eine spannende Aufgabe.“
Die Ortenau kannte sie übrigens schon vorher. Der Ehemann von Carmen Lötsch stammt nämlich aus Achern und die Region hat ihr immer gut gefallen. Ihr bäuerliches Anwesen in der Nähe
von Bautzen will die Familie aber trotzdem nicht völlig aufgeben,
sondern nur vermieten. Aber das Pferd der Offenburger Kulturamts-Chefin
kommt auf jeden Fall mit. Sie ist nämlich einen begeisterte Reiterin:
„Dabei kann ich richtig abschalten.“
Dass sich Carmen Lötsch für Kultur interessiert, liegt bei dem Beruf auf der Hand. Sie schreibt
sogar Gedichte und Kurzgeschichten, aber nur für sich selbst. Früher hat
sie auch gemalt, dafür fehlt es aber nun meist an der Zeit. Und welche
Musik hört sie am liebsten? „Das ist unterschiedlich“, meint Carmen
Lötsch erst, um dann lächelnd zu bekennen: „Indi-Rock von der Band
meines Sohnes Cornelius.“
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