Hans-Peter Wurdak ist Leiter des Offenburger Gefängnisses
Offenburg. Es war ein denkwürdiger Tag für Hans-Peter Wurdak. Vor gut fünf Jahren, am 1. Juni
2009, wurde die Justizvollzugsanstalt (JVA) in Offenburg offiziell
eröffnet und Wurdak trat sein Amt als Anstaltsleiter an.
Als eine kleine Stadt bezeichnete er damals seinen neuen Arbeitsort. Zehn
Hektar misst die Anlage innerhalb der Mauern, 250 Bedienstete arbeiten
hier, 500 Gefangene sind auf dem weitläufigen Gelände untergebracht.
Neben Fuhrpark, Verwaltung und den Zellen gibt es unter anderem auch
eine Sporthalle, eine Bücherei und einen Gebetsraum. Über allem wachte
von Beginn an Wurdak. „Die Phase der Inbetriebnahme war sehr prägend“,
erklärt er.
„Eine neue Anstalt in Betrieb zu nehmen, ist an sich schon heftig.“ In Offenburg kam für den damals 51-Jährigen noch der
Modellversuch „Teilprivatisierung“ hinzu. Damit hatten weder er noch
seine Mitarbeiter Erfahrung. „Zum Glück habe ich mir darüber im Vorfeld
nicht allzu viele Gedanken gemacht. Als es dann losging, mussten wir da
durch – es war alternativlos“, erklärt Wurdak und schmunzelt. „Etwa zwei
Jahre hat es gedauert, bis alles lief“, schätzt er.
Heute, fünf Jahre nach Einführung der Teilprivatisierung, ist wieder einer dieser
prägenden Momente für den Anstaltsleiter gekommen. „Als die neue
Landesregierung beschloss, die JVA wieder komplett in staatliche Hände
zu geben, war damit eine Ungewissheit verbunden.“ Qualitativ wird sich
nicht wirklich etwas ändern und dennoch bedeutet dieser Schritt wieder
einen Umbruch, vor dem Wurdak und seine Mitarbeiter stehen. Der
schlanke, hochgewachsene Mann mit dem grauen Haar wirkt ruhig und
gelassen, wenn er über die veränderte Situation spricht: „Der Umgang mit
Neuem und die sich daraus ergebende Vielfalt haben mich schon immer
gereizt.“
Wurdak kennt die Offenburger JVA in und auswendig, ist nicht nur ihr Leiter, sondern hat auch den Bau begleitet: „Bevor ich
hier angefangen habe, war ich neun Jahre im baden-württembergischen
Justizministerium als Leiter des Referats für ‚Bau und Sicherheit‘
tätig“, erzählt er. Mit seiner Anstellung in Offenburg konnte Wurdak
das, was von ihm im Justizministerium gedanklich durchgespielt wurde,
einem konkreten Praxistest unterziehen, der positiv ausfiel.
Dabei hatte er seine Beschäftigung im Referat für ‚Bau und Sicherheit‘ einem
glücklichen Zufall zu verdanken: Nachdem Wurdak sein Jurastudium
abgeschlossen hatte, war er als stellvertretender Leiter bei den JVAen
in Mannheim und Heilbronn tätig. Weiter ging es über die JVA Stuttgart
nach Dresden. Im sächsischen Justizministerium hatte er als
Referatsleiter für Bau- und Sicherheitsfragen eine Abordnung auf ein
Jahr. „Das war wohl der Auslöser dafür, dass mir mein ehemaliger
Anstaltsleiter aus Heilbronn, Wolfram Müller, der mittlerweile
Referatsleiter für Bau und Sicherheit in Baden-Württemberg war, eine
entscheidende Frage stellte: Er wollte wissen, ob ich als
Sicherheitsreferent zu ihm in den Süden kommen würde.“
Wurdak überlegte und wägte ab: Sollte er Gewohntes aufgeben und sich in etwas
komplett Neues stürzen? „Die Idee hat mich gereizt und so sagte ich zu.“
Als Müller 2000 in den Ruhestand ging, wurde Wurdak sein Nachfolger und
der Bau der Offenburger JVA zu seinem Aufgabengebiet. „Die Welt des
Gefängnisses hat mich schon während des Studiums fasziniert, das ist wie
ein eigener kleiner Kosmos. Der Mix aus Sachaufgaben und der Arbeit mit
dem Menschen begeistert mich bis heute.“
Eine Aufgabe, die dem 56-Jährigen eine Menge abverlangt: Neben neun Stunden, die er täglich in
Offenburg verbringt, pendelt er je 1,5 Stunden zwischen Wohn- und
Arbeitsort hin und her. Denn auch wenn Wurdak die Ortenau schätzt:
„Aufgrund des Arbeitsplatzes meiner Frau ist es mir und meiner Familie
nicht möglich, hierher zu ziehen.“ Ruhe und Entspannung findet er im
eigenen Weinberg, im Garten und bei seinen Bienen. „Der selbst
hergestellte Grauburgunder im Glas und der eigene Honig auf dem Brot,
das ist der Gegenpart zu meinem Beruf, den ich als Ausgleich benötige.“
Und auch wenn die Arbeit ihm manchmal viel abverlangt, würde sich Wurdak
wieder für die JVA Offenburg entscheiden: „Rückblickend betrachtet,
habe ich das Richtige getan.“
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