Die elfjährige Lara Litterst fährt zur Kickbox-WM

Am 28. Oktober wird es bei der Kickbox-WM im spanischen Alicante ernst für die elfjährige Lara Litterst aus Offenburg.  | Foto: Foto: Bode
  • Am 28. Oktober wird es bei der Kickbox-WM im spanischen Alicante ernst für die elfjährige Lara Litterst aus Offenburg.
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Offenburg. „Bevor man zum ersten Mal zum Kämpfen auf die Matte geht, bekommt man richtig
Herzklopfen“, erzählt Lara Litterst. „Man betritt die Halle, steht auf
den Matten und dann gibt es kein Zurück mehr. Wenn es dann aber losgeht,
macht es richtig Spaß.“ 2012 bestritt die heute Elfjährige ihren ersten
Wettkampf im Kickboxen. Am kommenden Wochenende, drei Jahre später,
nimmt sie an der Weltmeisterschaft im spanischen Alicante in der Klasse
-35 Kilogramm im Leichtkontakt teil. Und das bedeutet, dass die sauberen
und kontrollierten Techniken den Gegner zwar explosiv und schnell
jedoch nur mit leichtem Kontakt treffen. 

Bevor Lara das Kickboxen anfing, war die Offenburgerin im Kunstturnen aktiv. Der Mix
aus Tanz, Turnen und Musik hatte es dem zierlichen Mädchen angetan. Sie
hatte Spaß an den Übungen. Ganz gleich, ob an den Geräten oder am Boden –
Lara war ehrgeizig. Und so stellten sich schnell die ersten Erfolge
ein. Doch so hilfreich ihr Körperbau für das Turnen auch war, in der
Schule war sie stets die Kleinste und Leichteste. Damals wurde das
Mädchen oft von ihren Mitschülern gehänselt. Sie traute sich nicht viel
zu und suchte nach einem Weg, um ihr Selbstbewusstsein zu stärken.
Gefunden hat sie ihn schließlich im Kampfsport. 

Gemeinsam mit ihrem heute neunjährigen Bruder Lucas begann sie das Kickboxen. Auch
wenn beide Sportarten auf den ersten Blick konträr zu sein scheinen,
haben sie viele Gemeinsamkeiten. „Gelenkig muss man sein und die
Koordination muss beim Balancieren auf dem Balken genauso sitzen wie bei
den Tritttechniken“, erklärt sie. Kein Wunder, dass sich der Erfolg aus
dem Kunstturnen auch beim Kickboxen einstellte. Zwei Sportarten auf
hohem Niveau auszuüben, war jedoch schwierig für Lara. Sie legte ihre
Priorität daher auf den Kampfsport.

„Viele denken, dass es hier aggressiv zugeht“, erzählt sie. „Das stimmt nicht. Respekt und Achtung
vor dem Gegner sind sehr wichtig.“ Abgesehen von Training und
Wettkämpfen setzt Lara ihre Kampfsportfähigkeiten daher nicht ein. Wie
ausgeprägt diese sind, kann sie vom 28. Oktober bis zum 3. November
ausgiebig bei der Kickbox-WM des Verbandes World Kickboxing und Karate
Union (WKU) zeigen. In Deutschland hat sie sich über ein Punktesystem
für den Wettkampf qualifiziert. Damit Taktik, Technik und Kondition in
Spanien perfekt sitzen, trainiert Lara derzeit fünfmal pro Woche. „In
der Wettkampfvorbereitung sind es mehr Einheiten, normalerweise
trainiere ich nicht so viel.“

Los geht es mit einem Aufwärmprogramm, dann geht es an das Schattenboxen. „Danach umwickeln
wir uns die Hände mit Bandagen und ziehen Handschuhe an“, erzählt sie.
„Nach Technikübungen mit dem Partner geht es noch an den Sandsack. Zum
Schluss dehnen wir uns dann in der Gruppe.“ In Vorbereitung auf die WM
trainiert die Elfjährige auch gemeinsam mit den Erwachsenen – „um die
Kondition aufzubauen“, erklärt sie. Auch wenn die
Wettkampfvorbereitungen derzeit eine Menge Zeit in Anspruch nehmen, ist
Lara ein ganz normales elfjähriges Mädchen, das sich gerne mit seinen
Freundinnen trifft, Filme schaut und Süßigkeiten isst. Auf letztere muss
sie in den kommenden Tagen allerdings verzichten, um das ideale
Wettkampfgewicht zu erzielen. Spätestens nach dem Wiegen vor Ort, kann
sie dann aber wieder herzhaft zugreifen. „Das ist in Ordnung für mich“,
erklärt sie. „Nach der Pause schmeckt es dafür dann wieder umso
besser.“ 

Und auch wenn es derzeit wohl nur ein beherrschendes Thema in ihrem Leben gibt und die Aufregung auf die WM in Alicante mit
jedem Tag steigt, Sorgen macht Lara etwas ganz anderes: „Wir fliegen
nach Spanien und ich saß noch nie in einem Flugzeug. Etwas Angst habe
ich schon.“ Kurzfristig hat die Elfjährige sogar überlegt, deshalb nicht
an der WM teilzunehmen – die Liebe zum Sport hat aber ganz klar
überwogen. Und so wird sie am kommenden Dienstag gemeinsam mit ihrer
Mutter und ihrem Bruder in den Flieger gen Süden steigen. „Sollte es zu
schlimm werden, setzte ich die Kopfhörer auf und höre Musik“, erzählt
Lara. So wie sie es dann auch kurz vor den Wettkämpfen tun wird. Meist
ist zwischen dem Wiegen und dem Einlaufen an die Matte noch Zeit. Dann
lenkt sie sich ab, am liebsten mit Musik der britisch-irischen Boygroup
One Direction.

Autor: Laura Bosselmann

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