Reaktion auf Weigerung der Flüchtlinge auf zentrale Angebote in Offenburg
Landrat Scherer wirbt beim Mittagessen für Kantinenkost

Einige der Flüchtlinge aßen gestern erstmals in der Kantine und setzten sich mit Landrat Frank Scherer (l.) an einen Tisch. | Foto: Foto: rek
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Offenburg/Lahr. Rindergeschnetzeltes in Zwiebel-Kümmelsoße, dazu Kartoffeln und frische
Salate steht auf dem Speiseplan der großen Container-Flüchtlingsunterkünfte in Offenburg und Lahr. Vor der Kantine am Offenburger Südring steht Landrat Frank Scherer und diskutiert mit
rund 40 dort wohnenden Menschen über deren Weigerung, das Kantinenessen
anzunehmen und stattdessen auf Auszahlung des Essensgeldes zu beharren.

Man wolle sich selbst verpflegen und die entsprechenden Beträge ausbezahlt
bekommen, so die Argumentation der Beschwerdeführer. Gewürzter und
öliger solle das Essen sein, so die Gründe für die Weigerung. "Heute
morgen waren erstmals drei Personen beim Frühstück", erklärt Thomas Rogg
von der Firma RHS Objektverwaltung, die neben der Kantine auch für
Hausmeistertätigkeiten und den Sicherheitsdienst zuständig ist. Die
Essensausgabe ist Teil des Komplettpakets, das RHS und Landratsamt
miteinander vereinbart haben.Auf der einen Seite im Container stehen
Wasserflaschen, Kaffee, Tee und die Geräte zum Aufkochen.

Auf der anderen Seite ist die Essensausgabe aufgebaut. Morgens gibt es zwei
Brötchen für jeden, dazu Honig, Wust, Käse und Marmelade. Mittags gibt
es Pasta mit Rinderbolognese, Lamm an Curry-Kokos-Gemüsesoße,
Hähnchenstreifen mit Gemüse und Reis sowie andere Speisen, abends Salate
mit Weinblättern oder Feta. "Alle religiösen Essgewohnheiten werden
berücksichtigt", nennt Scherer das Konzept, Schweinefleisch stehe somit
nie auf dem Plan.

62 Männer leben seit einer Woche im neuen Containerdorf am Offenburger Südring. Sie waren vorher in der benachbarten Turnhalle des Kreisschulzentrums untergebracht. Dort
erhielten sie zusätzlich Bargeld für eine Selbstversorgung in eigens
aufgestellten Küchencontainern. Im Containerdorf sei die Unterbringung
viel besser und grundsätzlich dankbar seien sie auch. "Deutschland ist
das beste Land für Flüchtlinge", sagen sie dem Landrat auf Englisch.
Grundsätzlich sei es eben schwierig, für Menschen aus verschiedenen
Nationen Essen anzubieten.

"Stellen Sie sich vor, binnen weniger Monate kämen 1,2 Millionen Menschen nach Pakistan", spricht Scherer einen der Bewohner direkt an: "Wie würde Ihr Land das meistern?" Aus
organisatorischen Gründen und wegen der Logistik sei es an den großen
Containerstandorten wie in Offenburg und Lahr nur durch eine zentrale
Großküche möglich, dieses Angebot zu machen.

Auch in Lahr kam es immer wieder zu Diskussionen um das Essen, aber nie zu Verweigerungen,
betont Rogg. Dort setze man sich regelmäßig zusammen, um über das
Essensangebot zu diskutieren. "Aber eigentlich wollen sie dort auch
lieber das Geld fürs Essen", so Rogg.

Zu den 62 jetzt am Offenburger Südring wohnenden Flüchtlingen kommen noch in dieser Woche
die weiteren 55 Bewohner. Wenn zusätzlich Familien wie geplant in die
Container einziehen, die derzeit noch aufgebaut werden, sollen dort 507
Menschen wohnen - genau so viel wie bei einer vollen Auslastung am
Lahrer Flugplatz.

Offen bleibt, ob der Landrat beim Besuch überzeugen kann, die Präsenz der Medienvertreter den Ausschlag gibt oder der Hunger groß ist, dass schließlich rund 20 Bewohner das
Rindergeschnetzelte mit Kartoffeln in der Kantine zu sich nehmen. Die
restlichen Bewohner ziehen es vor, währenddessen vor dem Container zu warten.

Autor: Rembert Graf Kerssenbrock

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