Im Sonntagsporträt
Wolfgang L. Obleser ist ein Macher
Gengenbach. Aus dem Verlag hat sich Wolfgang L. Obleser zurückgezogen. Trotzdem verfolgt der 76-Jährige nach wie vor aufmerksam, was in den von ihm gegründeten Stadtanzeiger und Guller steht. Er ist eben mit Herz und Seele Zeitungsmacher. Als einer der ersten Anzeigenblatt-Verleger in Deutschland leistete er sich einen hochwertigen redaktionellen Teil in seinen Zeitungen. Was anfangs noch als überflüssiger Kostenfaktor belächelt wurde, gilt in der Branche inzwischen als beispielhaft und wegweisend.
Was Obleser auszeichnet, sind nicht alleine guten Ideen. Er ist auch ein Mann, der sich traut, neue Wege zu gehen. Das war so, als er 1972 mit Ehefrau Susanne den Stadtanzeiger aus der Taufe hob und trotz schärfstem Gegenwind aufbaute. Und es war nicht anders, als er vor 20 Jahren ins kalte Wasser sprang, um gegen viele Widerstände die Sonntagszeitung Guller zu etablieren. Schwierigkeiten nimmt der Verlags-Gründer als Herausforderungen an, die es zu überwinden gilt. Nein, nicht mit brachialer Gewalt, das entspricht nicht seinem Charakter – aber mit Kreativität und großer Beharrlichkeit.
Wolfgang L. Obleser ist nicht gerade mit dem goldenen Löffel im Mund geboren. Er war noch klein, als die deutsche Familie nach dem Krieg aus Schöngrafenau im heutigen Tschechien vertrieben wurde. Er erinnert sich gut an Krankheit, Hunger, Kälte und das Gefühl, unwillkommen zu sein: "Diese Erfahrungen haben mich gelehrt, dass nichts im Leben selbstverständlich ist. Man muss umso dankbarer sein, wenn es einem gut geht."
Voller Hochachtung spricht er von seinen Eltern. Wie sich die Mutter damals mit ihren beiden kleinen Kindern bis Stuttgart durchschlug. Der Vater kehrte erst spät aus der Kriegsgefangenenschaft zurück und war nach einem Kopfschuss eigentlich schwerbehindert. "Aus Angst, keine Arbeit zu finden, wollte er diesen Status aber nicht amtlich anerkennen lassen", berichtet der Sohn. "Er hat sich dann vom Hilfsbuchhalter zum Geschäftsführer einer großen Maschinenfabrik hochgearbeitet."
"Das können wir auch selbst machen"
Wolfgang L. Obleser selbst musste aufgrund der Folgen einer Lungenerkrankung als Kind nicht zur Bundeswehr und nutzte die Zeit für Praktika bei einem Meinungsforschungsinstitut und einem Unternehmensberater. Dann fing er beim Ehapa-Verlag in Stuttgart als Assistent in der Anzeigenabteilung an. Mit 27 Jahren war er schon Verkaufsleiter. Später wechselte er zur Apotheken-Umschau. "In dieser Zeit wurde mir ein Münchener Anzeigenblatt zur Pacht angeboten", erzählt er. "Meine Frau und ich haben uns das Ganze durchgerechnet und beschlossen: Das können wir auch selbst machen."
Da Susanne Obleser aus Oppenau stammt und das Paar in der Ortenau entsprechendes Potential für das Projekt sah, zogen sie 1972 nach Offenburg. Wenn Wolfgang L. Obleser über seinen Erfolg spricht, vergisst er nie, die Verdienste seiner Ehefrau Susanne zu würdigen. Natürlich freut er sich sehr, dass Tochter Isabel als Verlegerin in seine Fußstapfen getreten ist. Überhaupt wird seine Stimme ganz warm, wenn er von seinen beiden Töchtern spricht: Judith aus erster Ehe, Isabel aus zweiter. Stolz erzählt er von den bereits großen Enkeln Johan, Amelie und Julia. Und strahlend zeigt er das Foto seines neugeborenen Urenkels Joshua.
Wer über Wolfgang L. Obleser schreibt, muss den Künstler erwähnen. Bereits als Jugendlicher gestaltete er für Vereine Plakate. Mangels Zeit vernachlässigte er lange sein künstlerisches Talent. 1993 entdeckte der Verleger dann eine Anzeige für Malferien und gönnte sich fortan regelmäßige Auszeiten zum Malen. Heute widmet sich Obleser auch dem Schnitzen und der Bildhauerei.
Erlöse seiner Kunstwerke kommen inzwischen dem Förderverein für krebskranke Kinder e. V. zugute. Der Verlags-Gründer unterstützt viele Einrichtungen und Vereine. Besonders intensiv engagiert er sich jedoch für die kleinen Patienten mit der Diagnose Krebs. Wie grausam diese Krankheit ist, musste er vor einiger Zeit am eigenen Leib erfahren. Inzwischen geht es ihm wieder gut: "Meine Erkrankung hat mich aber dazu veranlasst, kürzer zu treten." Eines hat sich jedoch nicht geändert: Wolfgang L. Oblesers Leidenschaft für seine Zeitungen.
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