Hans-Peter Wurdak hört auf
Wenn man sich den Dienstsitz selber plant

Hans-Peter Wurdak leitet seit 2009 die Justizvollzuganstalt in Offenburg. Am kommenden Donnerstag hat er seinen letzten Arbeitstag dort und geht in den Ruhestand. Dass er in der JVA, an deren Planung er maßgeblich beteiligt war, einmal leiten würde, war nicht geplant.  | Foto: Foto: Michael Bode
  • Hans-Peter Wurdak leitet seit 2009 die Justizvollzuganstalt in Offenburg. Am kommenden Donnerstag hat er seinen letzten Arbeitstag dort und geht in den Ruhestand. Dass er in der JVA, an deren Planung er maßgeblich beteiligt war, einmal leiten würde, war nicht geplant.
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Offenburg "Sicherheit und Funktionalität sind die zwei großen Themen beim Bau eines Gefängnisses", erklärt Hans-Peter Wurdak, Leiter der Justizvollzugsanstalt (JVA) in Offenburg. Dass beides an seinem Arbeitsplatz gegeben ist, dafür ist vor allem auch er selbst verantwortlich. Denn der Jurist war Mitglied im Planungsteam für die JVA in Offenburg. „Bevor ich als Anstaltsleiter in Offenburg angefangen habe, war ich neun Jahre im baden-württembergischen Justizministerium als Leiter des Referats für ‚Bau und Sicherheit‘ tätig“, erzählt er.

Anstalt erst geplant und dann dort als Leiter tätig

"Die wenigen Fehler, die ich in der Planung gemacht habe, musste ich also auch selber ausbaden", sagt er mit einem Lachen. Und weiter: "Ich bin aber auch als Nutzer sehr zufrieden mit der JVA in Offenburg."

Dass er die Leitung in Offenburg einmal übernehmen sollte, war ursprünglich gar nicht vorgesehen gewesen. Das Ministerium habe einen Kandidaten im Blick gehabt, der dann aber woanders hingegangen sei, so Wurdak. "Da ich in die Planungen in Offenburg involviert war, bin ich gefragt worden, ob ich die Anstaltsleitung übernehmen möchte." Seit 2009 ist er für den Strafvollzug in Offenburg mit rund 300 Mitarbeitern und zirka 500 Gefangenen zuständig.

Davor war er in Anstalten in Heilbronn und Mannheim sowie im Ministerium in Stuttgart tätig. Kurz nach der Wende kommt Wurdak 1993 nach Dresden und ist dort im Justizministerium für Bau- und Sicherheitsfragen zuständig. "Für meine Karriereentwicklung wäre ein Bleiben sehr vielversprechend gewesen", sagt er rückblickend. Aber er fühlt sich in seinem neuen Arbeits- und Lebensumfeld nicht wohl. Nach einem Jahr bekommt er von seinem ehemaligen Vorgesetzten das Angebot, ins Ministerium nach Stuttgart zu wechseln. Wurdak sagt zu.

Den späteren Schritt vom Justizministerium zur Anstaltsleitung in Offenburg bezeichnet er als "extrem groß". Denn Hans-Peter Wurdak muss sich nicht nur in ein völlig neues Aufgabenfeld einarbeiten, sondern auch den Modellversuch der „Teilprivatisierung“ umsetzen. Damit hatten weder er noch seine Mitarbeiter Erfahrung. "Das war schon sehr anspruchsvoll", gesteht der verheiratete 65-Jährige.
Trotzdem hat ihn sein Job immer auch fasziniert. "Ich habe eine unglaublich spannende Tätigkeit, die sehr viel Abwechslung bietet. Es passiert immer etwas, womit man nicht rechnet. Die Arbeit in der JVA macht einen aber auch demütig. Man wird sich der Endlichkeit seiner Möglichkeiten bewusst", erklärt er.

Mutter Natur sorgt für einen guten Ausgleich

Die Endlichkeit seines Berufslebens steht für Wurdak unmittelbar bevor. Am 31. Juli ist Schluss. Seinen letzten Arbeitstag hat er bereits am 25. Mai. "Der Ruhestand bringt natürlich eine Ungewissheit mit sich. Der Alltag verändert sich", merkt er an. Da er rund 100 Kilometer von Offenburg entfernt wohne, werde es schwieriger, die gewachsenen Beziehungen zu Kollegen aufrecht zu erhalten und sich spontan zu treffen.

Er freut sich im Ruhestand aber vor allem auf ein selbstbestimmteres Leben und auf mehr Zeit für seine Hobbys. Wurdak ist nicht nur Imker, sondern nennt auch ein Obstbaumgrundstück und einen kleinen Weinberg sein Eigen. "In der Natur zu arbeiten und ein Produkt herzustellen, ist ein schöner Ausgleich zur Verwaltungstätigkeit", findet Wurdak. Schon als kleiner Junge habe er sich einen kleinen Garten angelegt, erzählt er.

"Ich glaube schon, dass ich gut loslassen kann, wie gut mir das gelingt, ist aber die große Unbekannte", so Hans-Peter Wurdak mit einem Lächeln abschließend.

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